
Meiden Schweizer die USA? Das sagen die Reiseveranstalter
Die Entscheide der amerikanischen Regierung beherrschen die Medien. Das Zoll-Chaos ist das jüngste Beispiel von Meldungen, welche die USA in zwielichtigem Licht erscheinen lassen. Zuvor gab es auch schon Meldungen von Touristen, welche an der Grenze abgewiesen wurden.
Ende März gab es erste Reisewarnungen für die USA, in Nationalparks wurden tausende Menschen entlassen, was zu Personalengpässen führen kann, und diese Woche gab es Meldungen von massiven Besucherrückgängen.
In den Kommentarspalten von watson äussern sich diverse User, dass sie in den nächsten Wochen und Monaten nicht mehr planen, die USA zu besuchen. Aber spüren das auch die Reiseveranstalter? Stornieren Schweizer Reisen in die USA oder werden diese weniger gebucht? Wir haben nachgefragt.
Unbehagen und Anfragen
Die aktuellen Entwicklungen lassen Schweizer Touristen, die schon USA-Reisen gebucht haben, eher kalt. Von TUI meldet Mediensprecherin Sonja Ptassek: «Aufgrund der medialen Berichterstattung gibt es vereinzelte Fragen unserer Gäste, eine allgemeine Verunsicherung bei unseren Gästen stellen wir jedoch nicht fest.»
Auch die Hotelplan Group hat keine grossen Veränderungen festgestellt. Mediensprecherin Muriel Wolf Landau schreibt auf Anfrage: «Wir beobachten keine vermehrten Anfragen wegen der politischen Situation. Aktuelle Rückmeldungen von Kundinnen und Kunden fallen nach der USA-Reise positiv aus.» Bei anderen Anbietern hört es sich ähnlich an.
Stornierungen
Eine Zunahme von Stornierungen haben die Anbieter Hotelplan, TUI, DERTOUR (u.a. Kuoni) oder Knecht Reisen nicht festgestellt.
Knecht-Reisen-Mediensprecher Matthias Reimann schreibt auf Anfrage: «Man sollte Konsumentinnen und Konsumenten zugestehen, dass sie zwischen Schlagzeilen haschendem, politischem Aktionismus und dem Reiseland USA, das sie entdecken und erleben wollen, unterscheiden können.»
Soweit zu den Reisen, die schon gebucht sind. Blicken wir noch etwas in die Zukunft:
Buchungen
Wie sieht es mit neuen Ferienplänen von Herrn und Frau Schweizer aus? Haben die sich verändert? Die kurze Antwort: nein.
Knecht Reisen berichtet, dass man im ersten Quartal gegenüber dem Vorjahr «komfortabel im Plus» liegt. Auch bei Kuoni bewegen sich die Buchungszahlen für die USA «noch immer über dem Vorjahr».

Bild: www.imago-images.de
Etwas anders sieht die Lage bei der Hotelplan Group aus: «Wir stellen einen Rückgang der Nachfrage nach Reisen in die USA fest», schreibt Mediensprecherin Wolf Landau. Allerdings gehören die USA weiterhin zu den beliebtesten Destinationen im Bereich Individualreisen.
Hotelplan sieht aber nicht die politische Lage als Grund dafür: «Wir gehen davon aus, dass der Hauptfaktor für den Buchungsrückgang die aktuelle Preissituation sein dürfte», schreibt Wolf Landau. Für diese These spricht, dass sich der Rückgang nicht auf die letzten Wochen oder die Zeit um die Wahlen im letzten November beschränkt, sondern sich schon über mehrere Monate abzeichnete.
Allgemeiner Trend
Was sich allerdings momentan zeigt, ist die Tatsache, dass Buchungseingänge allgemein eher verhalten sind. Das sei jedoch über alle Destinationen hinweg der Fall, heisst es aus der Reise-Branche.
Grund dafür sei die Jahreszeit, welche nicht als Hauptbuchungszeit gilt. Verbindliche Aussagen zur weiteren Nachfrage-Entwicklung in die USA seien momentan nicht zu machen.

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Fluggesellschaften
Soweit zu den Reiseveranstaltern. Wie sieht es denn bei den Schweizer Fluggesellschaften aus? Bei der Swiss informiert Mediensprecher Michael Pelzer: «Nordamerika ist nach wie vor eines unserer wichtigsten Verkehrsgebiete und die Nachfrage aus der Schweiz ist stabil.» Die Buchungen bewegen sich ungefähr auf Vorjahresniveau, Auffälligkeiten im Buchungsverhalten gäbe es aktuell keine.
Ähnlich hört es sich bei der Edelweiss an. «In absoluten Zahlen haben wir Stand heute sogar etwas mehr Buchungen aus der Schweiz als zum gleichen Zeitpunkt im letzten Jahr», sagt Edelweiss-Mediensprecher Andreas Meier. Zu beachten gilt da allerdings, dass Seattle (ab 2. Juni 2025) als neue Strecke in den Flugplan aufgenommen wurde.
Meier erklärt aufgrund des ausgebauten Angebots aber auch: «Wir können die zusätzliche Kapazität aus der Schweiz nicht vollständig absetzen, was mit der aktuellen Lage zusammenhängen könnte.» Festlegen kann er sich hier nicht.
Alternativen
Wohin zieht es die Schweizerinnen und Schweizer sonst noch in die Ferien? Bei den Fern-Destinationen entwickelt sich beispielsweise bei Edelweiss Kanada gut. Auch Knecht Reisen nennt Kanada als beliebte Destination. Ebenfalls einer erhöhten Anfrage erfreuen sich unter anderem Australien, Namibia und Südostasien.

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