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Separieren: FDP und SVP wollen flächendeckend Förderklassen für die Aargauer Volksschulen

Die Debatte zur Abschaffung der integrativen Schule im Kanton Aargau geht in die nächste Runde. Das bürgerliche Lager reicht dazu an der nächsten Grossratssitzung zwei Motionen ein. Pilotklassen für Förderangebote sollen bereits ab dem Schuljahr 2025/26 starten.

Vor acht Monaten lancierte SVP-Politikerin Martina Bircher ihren Zehn-Punkte-Plan zur Verbesserung der Volksschule im Kanton Aargau.Im Oktober holte sie sich als 40-Jährige den freien Regierungsratssitz im ersten Wahlgang. Seit rund 100 Tagen steht Bircher nun dem Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) vor.

In ihrem Plan legte Bircher unter anderem dar, dass sie die Lehrpersonen stärken sowie genügend Sonderschulplätze und (regionale) Förderklassen ermöglichen wolle. Die beiden Motionen, welche die Fraktionen der FDP und SVP an der nächsten Grossratssitzung vom 29. April einreichen werden, zielen auf diese Punkte ab.

FDP-Grossrätin Sabina Freiermuth beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Weiterentwicklung der Volksschule und einer besseren Durchlässigkeit zwischen Regelklasse und heilpädagogisch geführten Förderklassen für Kinder mit auffälligem Verhalten. «Wir müssen ehrlich hinschauen», sagt sie.

Lücke zwischen Regelklasse und Sonderschule schliessen

Mit dem neuen Vorstoss würde der Regierungsrat aufgefordert, dem Grossen Rat Anpassungen für den heilpädagogischen Unterricht ausserhalb der Regelklasse in Klein- oder Spezialklassen zu präsentieren. Die entsprechende Einteilung der Kinder soll regelmässig überprüft werden. Denkbar seien Förderklassen an jeder Schule oder regional organisiert. Auf jeden Fall mit einer eigenständigen Lehrperson. Beaufsichtigt würde das Angebot wie jenes der Regelschule vom Kanton.

Als Begründung halten die Motionäre fest, dass die Tragfähigkeit der Regelklassen aktuell nicht mehr gegeben sei. Mit der Bildung von Förderklassen könne einerseits besser auf die Bedürfnisse der betroffenen Kinder eingegangen werden, andererseits würden auch die Lehrpersonen der Regelklassen entlastet, was zu einem ruhigeren Lernumfeld beiträgt. Kinder mit einem rein körperlichen Leiden sollen weiterhin die Regelklasse besuchen können.

Für die Motionäre ist das Ziel auch, die anhaltend hohe Sonderschulquote im Kanton Aargau sowie Kosten zu senken. Es brauche passende Angebote vor Ort, um den Druck sowohl auf die Sonderschulen als auch auf die Regelklassen zu reduzieren und eine Lücke zu schliessen.

Motionäre wollen keine Pilotphase

In der zweiten Motion geht es neben der erwähnten Stossrichtung auch um regionale Förderangebote wie Einführungsklassen, die keine heilpädagogische Betreuung brauchen und in denen der Stoff der ersten Klasse auf zwei Jahre verteilt wird. Kinder sollen im Hinblick auf das Erreichen definierter Grundkompetenzen insbesondere bei Deutsch- und Mathematikkenntnissen gefördert werden. Weitere Formen seien denkbar.

Bildungsdirektorin Martina Bircher und Patrick Isler-Wirth, Leiter der Abteilung Volksschule Kanton Aargau, besuchen eine Schule.
Symbolbild: zvg

Sprecher dieses Vorstosses ist SVP-Grossrat Stephan Müller. Der Kanton soll in Zusammenarbeit mit interessierten Schulen regionale Angebote bereits ab dem Schuljahr 2025/26 pilotieren. Von einer langen Prüf- und Konzeptphase sei jedoch abzusehen. Denn das BKS und die Praxis verfügten über das notwendige Fachwissen, da bereits heute vereinzelt von Aargauer Volksschulen solche Klassen mit regionalem Einzugsgebiet geführt werden.