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Die Schweiz wird immer älter und knackt bereits in wenigen Jahren die 10-Millionen-Marke

Neue Zahlen zeigen: Bereits in knapp 15 Jahren lebt wohl eine Million mehr Menschen in unserem Land als heute. Das hat auch politische Auswirkungen.

Die Schweiz wächst. Wir werden immer mehr. Und auch die Bevölkerungsstruktur ändert sich. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den neusten Prognosen des Bundes.

Wann erreicht die Schweiz die berühmte 10-Millionen-Marke?

2041 werden voraussichtlich erstmals mehr als 10 Millionen Menschen in der Schweiz leben. Das zeigen die neusten Szenarien zur Bevölkerungsentwicklung des Bundesamts für Statistik (BFS). So zumindest im Referenzszenario.

Es wurde auch ein «hohes Szenario» berechnet. Dabei geht das BFS von einer höheren Nettomigration, mehr Geburten und einer höheren Lebenserwartung aus. In diesem Fall würde die Schweiz bereits 2033 mehr als 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner haben.

Wächst die Bevölkerung schneller als bisher erwartet?

Interessanterweise eher im Gegenteil. Bei der Schätzung vor 5 Jahren ging das BFS noch davon aus, dass bereits 2040 – also ein Jahr früher – die 10-Millionen-Grenze überschritten wird. Der Unterschied ist aber marginal.

Wächst die Schweiz überall gleich?

Nein, die Unterschiede zwischen den Regionen sind frappant. «In den Kantonen nahe der Städte Zürich und Genf wird die Bevölkerungsentwicklung am stärksten sein», schreibt das BFS. Überdurchschnittlich stark wächst im mittleren Szenario der Kanton Luzern. Die Demografen gehen davon aus, dass in 30 Jahren rund ein Drittel mehr Menschen im Kanton Luzern leben. Das entspricht einer Zunahme von rund 150’000 Personen. Auch St. Gallen (plus 26,6 Prozent) und die Waadt (plus 23,1 Prozent) wachsen überdurchschnittlich.

Am anderen Ende der Skala befinden sich Jura (plus 0,3 Prozent), Neuenburg (plus 0,5 Prozent) und Schaffhausen (plus 0,8 Prozent). Hier kommt das grosse Wachstum offensichtlich nicht an. Im Schnitt beträgt das Wachstum bis 2055 rund 16 Prozent.

Warum wächst die Bevölkerung?

Das ist in erster Linie der Migration geschuldet. Ab 2035 wird im Referenzszenario der Geburtenüberschuss gar negativ – sprich: Es sterben mehr Menschen, als geboren werden. «Das Bevölkerungswachstum wird somit zunehmend von der Wirtschaftslage in der Schweiz abhängen, die der Haupttreiber der Zuwanderung ist», so das Bundesamt. Je grösser der Bedarf an Arbeitskräften ist, desto grösser dürfte auch die Zuwanderung ausfallen.

Wie verändert sich die Bevölkerungsstruktur sonst?

Die Schweiz wird älter. Die «Bevölkerung altert stark», bilanziert das BFS. Das hängt mit den geburtenstarken Babyboomer-Jahrgängen zusammen, die nun zunehmend ins Rentenalter eintreten. Heute machen die über 65-Jährigen rund 20 Prozent der Gesamtbevölkerung aus – bis 2055 werden es rund 25 Prozent sein. Das hängt auch damit zusammen, dass zeitgleich die Lebenserwartung steigt.

Aber gibt es da nicht noch eine Initiative?

Doch. Die SVP will mit ihrer 10-Millionen-Schweiz-Initiative in die Verfassung schreiben, dass die Schweiz bis 2050 nicht mehr als 10 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat. Ansonsten muss der Bundesrat die Personenfreizügigkeit mit der EU kündigen.

Die Regierung lehnt das Ansinnen ab und will der Initiative auch keinen Gegenvorschlag entgegenstellen. Stattdessen setzt die Regierung auf einen Massnahmenkatalog, der die Folgen der Zuwanderung abfedern soll. Als Nächstes berät das Parlament über die Vorlage.

Was für sonstige politische Folgen haben die Entwicklungen?

Die heute schon bevölkerungsstarken Kantone wachsen im Durchschnitt deutlich stärker als jene Kantone, die wenig Einwohner haben. Dieses Ungleichgewicht führt dazu, dass bei der Frage nach dem Ständemehr bei Abstimmungen die relative Macht der Einwohnerinnen und Einwohner der kleinen Kantone steigt.

Die Nationalratssitze werden im Verhältnis zur Bevölkerungszahl verteilt. Gemäss ersten Berechnungen dürften Luzern (plus 2), Waadt, Aargau, St.Gallen, Freiburg, Zürich und Thurgau (je plus 1) 2055 mehr Sitze im Parlament als heute stellen. Besonders heftig könnte es den Kanton Bern treffen. Gemäss Berechnung von CH Media verlieren die Bernerinnen und Berner gleich drei Sitze. Je einen Sitz abgeben müssten das Tessin, Baselland, Graubünden, Neuenburg und der Jura.