
Happy End nach sechs Jahren: Ausgebüxter Kater Felix ist wieder zu Hause bei seiner Familie
Erika Bächli ringt noch mit den Gefühlen. Sie sitzt vor ihrem Wohnwagen und streichelt Felix. Bächli kann es nach wie vor kaum fassen. Sie hatte nicht mehr mit der Rückkehr ihres Katers gerechnet. Felix galt fast sechs Jahre lang als vermisst. «Wir haben lange gehofft, dass er wieder auftauchen würde, aber irgendwann nicht mehr daran geglaubt», sagt Bächli. Und dann das: Vor ein paar Wochen erhält sie eine Sprachnachricht auf ihr Smartphone, die sie aufhorchen liess. Man habe ihn gefunden, hiess es darauf. «Ich dachte, er sei tot», sagt die Besitzerin.
Aber der Reihe nach. Sommer 2019: Erika Bächli plant mit ihren Kindern einen Ausflug mit dem VW-Camper nach Hägglingen, mit im Gepäck auch Kater Felix. Das Ziel ist nicht zufällig gewählt. Bächli ist im Dorf im Bezirk Bremgarten auf einem Bauernhof aufgewachsen. Nur 17 Kilometer Luftlinie von Endingen entfernt. Ein Teil ihrer Familie lebt nach wie vor im Ort. Nachdem sie angekommen waren, richteten sie sich ein. «Es war nicht unachtsam.» Dennoch machte sich Bächli lange Vorwürfe, dass sie die Türe offen liess. Felix entwischte. Was folgte, waren endlose und erfolglose Suchaktionen. Er blieb unauffindbar.
Tatsächlich ist es nicht unüblich, dass Katzen ausbüxen und länger verschwunden bleiben. Die Gründe sind vielfältig. Erkundung eines neuen Reviers, Paarungstrieb oder Verletzungen, heisst es. Einer der spektakulärsten Fälle ereignete sich in der Stadt Ryde auf der Isle of Wight. Katze Jess war fast 14 Jahre nach ihrem Verschwinden 2021 wieder mit ihren ursprünglichen Haltern vereint worden.
Verletzungen am Kopf, aber in stabilem Zustand
Welche Fährte Felix damals aufnahm, bleibt sein Geheimnis. Was hingegen gesichert ist, ist wie der Kater gefunden wurde. Sabrina Baur erhielt eines Abends einen Anruf von einem Freund ihrer Tochter. Er und seine Kollegen befanden sich gerade beim Jägerhäuschen am Waldrand in Hägglingen und hatten eine sehr anhängliche Katze bemerkt, die sie ungern zurücklassen wollten. Sie stellten zwar keine offensichtlichen Verletzungen fest, doch irgendetwas schien nicht zu stimmen.
Sabrina Baur, die in Hägglingen lebt, machte sich mit einem Transportkorb auf den Weg, um sich ein Bild von der Situation zu machen. «Es war bereits stockdunkel, und ich konnte die Katze nur mit Hilfe meiner Handy-Taschenlampe erkennen», erinnert sie sich. «Der offensichtlich sehr zutrauliche Kater war kastriert und hatte einige verkrustete Verletzungen am Kopf und Hals. Insgesamt machte er jedoch einen stabilen Eindruck.» Dennoch sei sein Verhalten für eine verwilderte Katze, die weit entfernt von den nächsten Wohnhäusern am Waldrand umherstreunte, ungewöhnlich gewesen.
Es sollte sich herausstellen, dass der Kater bereits seit Monaten immer wieder mehreren Personen am Jägerhäuschen aufgefallen war, hauptsächlich aufgrund seiner extrem anhänglichen Art. «Ich entschloss mich, den Kater mitzunehmen und ihn gleich am nächsten Morgen in der Kleintierpraxis, in der ich arbeite, auf einen Chip zu untersuchen», erzählt Sabrina Baur.
Zu Hause angekommen, hat sie als Erstes in der Schweizerischen Tiermeldezentrale (STMZ) die Vermisstmeldungen durchgeschaut. «Es passte jedoch keine der Meldungen zu diesem Kater», so Baur. «Am nächsten Morgen konnten wir in der Praxis tatsächlich einen Chip ablesen, und über die Heimtier-Datenbank ANIS fanden wir die Kontaktdaten der Besitzerin von Felix.»
In der alten, neuen Heimat wieder eingelebt
Erika Bächli war am Telefon völlig überrascht und konnte kaum fassen, dass Felix nach so langer Zeit wieder aufgetaucht war. Noch am selben Nachmittag fuhren Sabrina Baur und ihr Ehemann Felix nach Endingen. Den Finderlohn, den Baur von Bächli erhielt, gab sie den Jugendlichen, die Felix entdeckten. «Sie haben sich genau richtig verhalten und nicht weggeschaut.»
Ende gut, alles gut! Inzwischen hat sich Felix in seinem Zuhause eingelebt, umgeben von den Hunden Luna, Milo und Nico. Er wurde tierärztlich untersucht und geniesst sein gemütliches Leben. «Es war eine Umgewöhnung», sagt Erika Bächli. Sie und ihre Tochter seien am Anfang emotional überfordert gewesen. Das habe sich mittlerweile gelegt, so Bächli. Felix hat nach sechs Jahren Abwesenheit wieder seinen festen Platz in der Familie auf dem idyllisch gelegenen Bauernhaus oberhalb des Dorfes.