
Übergewicht, Herzgesundheit und was Sie darüber wissen sollten
Adipositas ist weit mehr als eine Frage des Aussehens – sie wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) schon 1997 als eigenständige Krankheit mit eingeschränkter Lebensqualität und Lebenserwartung anerkannt. Denn Übergewicht erhöht das Risiko für viele chronische Erkrankungen: Krebs, Stoffwechsel -und Gelenkkrankheiten. Hauptsächlich kommt es bei Übergewicht zu bedeutend mehr Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Atherosklerose (Ablagerungen und Verengungen in den Arterien), Herzschwäche, Bluthochdruck, Diabetes, aber auch Schlafproblemen wie Schlafapnoe oder Herzrhythmusstörungen. Besonders gefährlich ist das sogenannte viszerale Fett, also das Fett im Bauchraum – dieses löst stille Entzündungen im Körper aus, die Gefässe schädigen und das Herz-Kreislauf-Risiko steigern.
Doch es gibt gute Nachrichten: Übergewicht ist behandelbar. Bereits eine Gewichtsreduktion von zehn Prozent kann das Risiko für viele Folgeerkrankungen deutlich senken. Studien zeigen zum Beispiel, dass sich bei Menschen mit Schlafapnoe die nächtlichen Atempausen um rund einen Drittel verringern lassen – allein durch Gewichtsabnahme.
Was Sie selbst tun können
• Messen Sie Ihren Bauchumfang:
Bei Frauen: kritisch ab 88 cm, bei Männern ab 102 cm.
• Bewegung im Alltag steigern:
Schon 30 Minuten zügiges Gehen pro Tag helfen Ihrem Herz-Kreislauf-System.
• Essverhalten beobachten:
Vermeiden Sie Snacks nebenbei, trinken Sie ausreichend Wasser, und essen Sie langsam.
• Professionelle Unterstützung suchen:
Sprechen Sie mit Ihrer Hausärztin oder Ihrem Hausarzt über Programme zur Gewichtsreduktion.
• Regelmässig kontrollieren:
Ab dem 45. Lebensjahr sind Blutdruck-, Blutzucker- und Cholesterin-Checks wichtig.
Was können Sie konkret tun? Im Zentrum stehen Änderungen des Lebensstils: mehr Bewegung, gesündere Ernährung und ein bewusster Umgang mit Essverhalten. Ergänzend gibt es heute wirksame Medikamente, die das Sättigungsgefühl steigern und den Appetit zügeln. Ein Beispiel ist der Wirkstoff Semaglutid, der auch in Studien das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall gesenkt hat. In bestimmten Fällen – wenn etwa andere Massnahmen nicht ausreichen – kommen auch chirurgische Eingriffe zur Magenverkleinerung in Betracht. Bei Übergewichtigen mit Diabetes mellitus führen vermehrte körperliche Aktivität und reduzierte Kalorienzufuhr zu einer signifikant grösseren Gewichtsabnahme und einer besseren Blutzuckereinstellung als bei einer rein medikamentösen Therapie.
Wichtig ist: Übergewicht entsteht nicht nur durch «zu viel Essen» – auch genetische, hormonelle und psychologische Faktoren spielen eine Rolle. Deshalb ist die Behandlung heute meist interdisziplinär: Hausärzte, Fachexpertinnen und Fachexperten aus Ernährungsberatung, Psychologie und Kardiologie arbeiten zusammen. Besonders empfohlen wird eine medizinische Abklärung ab dem 45. Lebensjahr, um Blutzucker, Blutdruck und Cholesterin frühzeitig zu kontrollieren.
Fachbegriffe einfach erklärt
Adipositas: Starkes Übergewicht mit gesundheitlichen Folgen, ab einem BMI von 30 kg/m2.
BMI: Body Mass Index – errechnet sich aus Gewicht (kg) geteilt durch die Körpergrösse (m) 2.
Atherosklerose: Gefässverkalkung: Ablagerungen in den Arterien, die den Blutfluss einschränken.
Schlafapnoe: Atemaussetzer im Schlaf, die zu Müdigkeit und Herzproblemen führen können.
Vorhofflimmern: Häufige Herzrhythmusstörung mit erhöhtem Risiko für Schlaganfall und Herzschwäche.
Semaglutid: Medikament, das beim Abnehmen hilft und das Herz-Kreislauf-Risiko senken kann.
Herzinsuffizienz: Auch Herzschwäche genannt – das Herz pumpt nicht mehr genug Blut durch den Körper.
Wenn Sie bereits eine Herz-Kreislauf-Erkrankung haben – wie einen Herzinfarkt, ein Vorhofflimmern oder Durchblutungsstörungen in den Beinen – kann eine gezielte Gewichtsreduktion Ihre Prognose entscheidend verbessern. Die Europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt daher, bei starkem Übergewicht mindestens zehn Prozent des Körpergewichts abzubauen – für mehr Lebensqualität, weniger Beschwerden und ein deutlich geringeres Risiko für Komplikationen.
Ihr Herz im Fokus: Ein Angebot des KEEA in Zusammenarbeit mit der Kardiologie
Übergewicht betrifft viele – spezialisierte Angebote des Spitals Zofingen helfen Patientinnen und Patienten, aktiv für ihre Herzgesundheit zu sorgen.

Bild: Getty Images
Die Kardiologie des SpitalsZofingen bietet in enger Kooperation mit dem Kompetenzzentrum für Ernährung, Essstörung und Adipositas (KEEA) ein interdisziplinäres Unterstützungsangebot für Menschen mit Übergewicht, Adipositas oder bereits bestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Die Angebote richten sich an Personen, die …
… gesundheitlich von Übergewicht oder Adipositas betroffen sind,
… Risiken wie Bluthochdruck, Diabetes, Schlafstörungen oder Herzrhythmusstörungen frühzeitig erkennen möchten,
… aktiv etwas für ihre Herzgesundheit tun wollen.
Unser Angebot
Kardiologische Basisabklärung (inkl. Blutdruck, EKG, Blutzucker, Cholesterin und Risikoprofil)
Individuelle Beratungsgespräche durch Fachpersonen aus Kardiologie, Ernährungsberatung und Psychologie
Teilnahme an strukturierten Programmen zur Gewichtsreduktion, basierend auf Lebensstilmodifikation, ggf. medikamentöser Therapie
Begleitung bei Herz-Kreislauf-Folgeerkrankungen (z. B. nach Herzinfarkt, bei Vorhofflimmern, Schlafapnoe etc.)
Patientenschulungen und Informationsveranstaltungen zu Prävention, Bewegung, Ernährung und medikamentöser Unterstützung
Unser Ziel
Wir möchten Sie dabei unterstützen, Ihre Lebensqualität zu steigern, Folgeerkrankungen zu vermeiden und gemeinsam einen gesünderen Weg einzuschlagen – individuell abgestimmt auf Ihre Bedürfnisse und medizinischen Voraussetzungen
Kontakte
KEEA:
keea@spitalzofingen.ch, 062 746 56 56
Kardiologie:kardiologie@spitalzofingen.ch, 062 746 50 09
Ratgeber Gesundheit wird präsentiert in Partnerschaft mit:
