
92 Bibeli bewohnen neu den Hauptsitz von Pro Specie Rara beim Felsberg – allerdings nur für kurze Zeit
Das Appenzeller Spitzhaubenhuhn, das Appenzeller Barthuhn und das Schweizerhuhn – 92 Bibeli der drei Rassen wohnen seit dem 8. April am Hauptsitz von Pro Specie Rara beim Felsberg. Lediglich drei Tage nachdem sie geschlüpft sind, wurden sie von ihrer Geburtsstätte in Weggis (Luzern) nach Wildegg transportiert.
Gemeinsam haben die Rassen, dass sie mit der Legeleistung der Hühner aus Hybridzucht nicht mithalten können. In den 1980er-Jahren waren sie kaum noch verbreitet. Dass sich ihr Bestand erholt hat, dafür hat unter anderem die Stiftung Pro Specie Rara gesorgt. Sie fördert die Zucht der heimischen Rassen. Genau dafür sind die Bibeli beim Felsberg eingezogen.
Aktuell sind keine Besuchenden erlaubt
«Sie sind alle putzmunter und sehr aktiv», sagt Maya Hiltpold, die Leiterin des Projekts. Für die wärmebedürftigen Küken sei es noch zu kalt, um rauszugehen. Ausserdem sindam neuen Hauptsitz der Stiftungnoch Bauarbeiten im Gange. Darum blieben die Küken vorerst drinnen. «Besuchende haben aktuell keinen Zutritt zu den Bibeli, ausser auf Anmeldung bei mir.»
Eindrücklich sei zu beobachten, dass sich die Rassen nicht gleich schnell entwickelten: «Die Küken der Rasse Schweizerhuhn wachsen schneller, denn sie werden ausgewachsen schwerer. Das Barthuhn und die Spitzhauben sind kleiner und feiner», sagt Hiltpold.

Bild: zvg
Sobald es warm genug ist und die Bautätigkeiten am und um das Gebäude beendet sind, dürfen sie in den Aussenbereich und sind für die Besucherinnen und Besucher sichtbar. Ganz frei rumlaufen werden sie allerdings nie, «sonst scharren und picken sie in unseren Gartenbeeten oder fliegen bis zum Kreisel runter».
Ein Projekt, um seltene Rassen zu erhalten
Ab Anfang Juni stehen die Tiere zum Verkauf. «Wir machen das schliesslich nicht nur, um herzige Bibeli zu haben», sagt Hiltpold. Der Zweck des Projekts ist, die Rassen weiterzuzüchten. Dies sei nur dank engagierten Halterinnen und Haltern möglich. Deshalb verkaufe man keine einzelnen Tiere. Priorität haben Abnehmerinnen und Abnehmer, die Zuchtgruppen aus Hennen und Hahn halten und in der Zuchtvereinigung für ursprüngliches Nutzgeflügel ZUN «Erhaltungszucht» betreiben möchten. Bis im Sommer will die Stiftung alle Hennen verkaufen, bei den Güggeln gelte es zu prüfen, welche Tiere sich für die Zucht eignen würden.
Die drei Rassen sind in Wildegg nicht in gleicher Zahl vertreten. Die Spitzhauben sind leicht in Überzahl. Dies liegt daran, dass von den ursprünglich 300 gebrüteten Eiern längst nicht alle befruchtet waren.
Kritik an der Kunstbrut
Punkto Brut gibt es auch Kritik am Projekt. So wundert sich auf dem Instagram-Kanal von Pro Specie Rara jemand, weshalb die Stiftung die Kunstbrut gewählt hat – bei welcher die Eier in einem Brutapparat erbrütet werden – statt auf die Naturbrut zu setzen, bei welcher die Glucke ihre Eier ausbrütet.
Auf ihrer Website spricht sich die Stiftung für die Naturbrut aus: «Generell ist der Naturbrut dort den Vorzug zu geben, wo Rassen gehalten werden, bei denen der Bruttrieb noch nicht weggezüchtet wurde.» In diesem Fall habe man die Methode der kommerziellen Geflügelhaltung gewählt, so Hiltpold, weil: «Wir wollten viele Küken gleichzeitig aufziehen und eine Henne, die auf 300 Eier sitzen kann, gibt es nicht.»
Setzlingsmarkt Wildegg
Am Samstag und Sonntag, 3. und 4. Mai, findet der diesjährige Setzlingsmarkt auf dem Schloss Wildegg statt. Am von Pro Specie Rara veranstalteten Markt bieten ein Dutzend Biogärtnereien ihr Sortiment an raren Setzlingen an: Hunderte Kartoffel-, Tomaten-, Salat-, Gemüse-, Obst-, Beeren-, Kräuter- und Zierpflanzensorten. Neben unzähligen Gemüsesorten stehen auch alte Obst- und Beerensorten zur Auswahl.