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KI stürzt mich in ein moralisches Dilemma

Man soll künstlicher Intelligenz nicht danken und auch nicht Bitte sagen – weil das Stromverschwendung ist. Doch ganz so einfach ist es nicht.

Als wäre der Umgang mit künstlicher Intelligenz nicht schon kompliziert genug! Diese Woche musste ich erfahren, dass man, wenn man ChatGPT und seinen Kollegen eine Aufgabe stellt, nicht bitten und nicht danken soll. Das koste die KI-Anbieter Millionen, weil durch jede Interaktion der Stromverbrauch steige.

Nun ist mir das Bankkonto von Tech-Gurus wie Sam Altman und Elon Musk herzlich egal. Aber Stromverschwendung – das ist mir zuwider. Laut einer Studie der «Washington Post» und der University of California brauche ein E-Mail mit 100 Wörtern rund 0,14 Kilowattstunden Strom. Damit könnten 14 LED-Lampen eine Stunde betrieben werden, heisst es. Hinzu kommen fast 1,5 Liter Wasser zur Kühlung der Server.

Jedes Wort weniger spart also Ressourcen. Doch ebenso, wie ich das Energiesparen verinnerlicht habe, kann ich gar nicht anders, als freundlich zu sein. Und so frage ich ChatGPT ganz automatisch: «Kannst du mir bitte diesen Text zusammenfassen?» Oder: «Kannst du mir bitte folgendes Bild erstellen?»

Ich stecke also in einem moralischen Dilemma. Dabei hat der Bürokollege schon recht, wenn er sagt: «Du bedankst dich ja auch nicht bei deinem Suppenlöffel.» Moralphilosophen warnen sogar davor, zu KI höflich zu sein: So würde man Maschinen vermenschlichen.

Mir hilft das nicht weiter. Und daran sind die Tech-Gurus nicht ganz unschuldig: Sie haben ihren KIs Namen gegeben wie Siri und Alexa und sie so eben vermenschlicht.

Ich werde in Zukunft versuchen, mir das Bitte zu verkneifen. Viel mehr Energie liesse sich allerdings sparen, wenn man nicht für jeden Gugus die KI fragt. Gern geschehen.