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«Wir wollen die Kirche zum Volk bringen»: Zwei Kirchgemeinden veranstalten einen Motorsäge-Gottesdienst

Während des diesjährigen Waldhausfests veranstalten die Reformierte Kirche Leerau und die Chrischona Gemeinde Kirchleerau-Reitnau einen besonderen Gottesdienst – es soll nicht der letzte dieser Art sein. 

Eine Predigt, ein paar Lieder und vielleicht mal ein schreiendes Baby – so hört sich ein normaler Gottesdienst an. Kettensägen, Akkuschrauber und Spraydosen – deren Geräusche gehören eher auf Baustellen oder auf Werkhöfe. Nicht aber am 18. Juni. Dann veranstalten die Reformierte Kirche Leerau und die Chrischona-Gemeinde Kirchleerau-Reitnau einen Motorsäge-Gottesdienst. Dies im Rahmen des Waldhausfests beim Waldhaus Schweini in Kirchleerau. Dieser Anlass wird vom Männerchor organisiert und hat gemäss dem freikirchlichen Pfarrer Jim Bühler Tradition in der Region. Der Chor wird den Gottesdienst zudem musikalisch unterstützen.

«Es ist das erste Mal, dass wir einen solchen Motorsäge-Gottesdienst durchführen», sagt Bühler. Die Zielgruppe im Oberen Suhrental sei für eine solche Art von Gottesdienst aber geeignet. Geleitet wird der Anlass unter freiem Himmel vom Ehepaar Kündig vom Bibellesebund Schweiz. Die zwei sind gemäss Bühler spezialisiert auf Kunst mit biblischen Inhalten. Neben Holzskulpturen haben sie zum Beispiel auch schon Bilder während Messen gemalt.

«Ruedi Kündig predigt, während seine Frau Claudia Holzskulpturen herstellt», sagt Bühler. In einem ersten Schritt wird die Figur mit einer Motorsäge bearbeitet. «Während dieser Phase wäre eine Predigt eher schwierig», sagt Bühler und lacht. Im zweiten Schritt dann arbeitet Claudia Kündig mit einer akkubetriebenen Säge, während ihr Mann predigt. «Es werden also alle Sinne angesprochen», findet Bühler. Schliesslich werden die «biblischen Figuren» mit Farbe angesprayt. Adler oder Eulen haben Bühlers – immer in Arbeitskleidung inklusive orangem Helm gekleidet – schon geschaffen.

Kreativ gegen Besucherschwund

Aber was haben Vögel aus Holz eigentlich mit einem Gottesdienst zu tun? «Kunst spricht das Herz an. Ich denke, die Gäste können die Predigten so eher mit Emotionen verbinden», sagt Bühler. Der Anlass biete den Kirchen zudem die Möglichkeit, etwas gegen das rückläufige Interesse zu machen. «Wir wollen die Kirche zum Volk bringen», sagt der freikirchliche Pfarrer.

Dafür müsse man heutzutage kreativ werden. Aus diesem Grund soll der Motorsäge-Gottesdienst nicht der letzte dieser Art bleiben. «Zum Start des Schuljahrs haben wir für August zum Beispiel einen Gottesdienst auf dem Schulhausplatz geplant», so Bühler. Weiter werde das Erntedankfest im September nicht in der Kirche, sondern in einem Garten gefeiert.