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Karate ist auch eine Lebensschule

Der Karate-Club Oftringen lädt am Samstag zu einem öffentlichen Schnuppertraining in die Turnhalle des Sonnmattschulhauses in ­Küngoldingen ein. Franco und Silvio Avvisati über die Grundlagen und die Faszination eines uralten Kampfsports.

Hiraken-Tsuki. Hiraken-Oro­shi-Uchi. Hiraken-Mawashi-Uchi. Die Anweisungen, welche Salvatore Romano, Schwarzgurt-Träger mit 3. Dan, den vier trainierenden Karateka erteilt, kommen dem Laien spanisch vor. Sie sind aber japanisch. Erklärende Hilfe kommt von Silvio Avvisati, dem Junioren-Trainer des Karate-Clubs Oftringen. Avvisati ist erst 24-jährig, aber bereits Schwarzgurt-Träger mit 2. Dan. Zwei der vier Anwesenden würden sich heute Abend auf die Braungurt-Prüfung vorbereiten, erklärt er. «Sie üben jetzt Hand- und Arm-Angriffstechniken, die Teil ihrer Prüfung sein werden.»

In der Tradition des Karatesports zeigen die Farben der Gurte an, wie weit der Gurtträger in der Beherrschung der Techniken und in seiner Ausbildung fortgeschritten ist. Dabei wird zwischen Meistern und Schülern unterschieden. Meister tragen Schwarzgurte und haben einen Dan-Grad inne, wobei ein Meister maximal den 10. Dan erreichen kann. Bei den Schülern wird die Graduierung durch verschiedene Gurtfarben ausgedrückt. Anfänger tragen einen weissen Gurt, über einen roten, blauen, gelben und grünen Gurt kann sich ein Schüler maximal zum Braungurtträger weiterbilden, bevor dann die Meisterprüfung ansteht. Die Schülergrade heissen Kyu; Karate-Schüler arbeiten sich vom 10. bis zum 1. Kyu-Grad hoch.

Silvio (links) und Franco Avvisati sind die verantwortlichen Trainer für Junioren respektive Erwachsene.

Augenmerk liegt auf ­optimaler Betreuung

Im Karate-Club Oftringen werden Anfänger behutsam an den Kampfsport herangeführt. «Ein Newcomer erlernt zuerst Stände, Bewegungen und Technik», betont Franco Avvisati, technischer Leiter des Vereins und Schwarzgurt-Träger mit 2. Dan, erst viel später werde ein Karateka an den eigentlichen Kampfsport herangeführt. In Oftringen wird der Kyokushinkai-Stil praktiziert, dessen Begründer Masutatsu Oyama ist. «Dieser Stil ist die härteste Form von Karate», sagt Silvio Avvisati, bei Erwachsenen gehe es im Kampf bis zum Knockout. Trotzdem, so wirft Franco Avvisati ein, verlaufe ein Karatekampf jederzeit fair, es gebe kaum Unfälle und der Sport sei auch gelenkschonend, wenn man die Bewegungen richtig ausführe.

«Fussball ist viel gefährlicher», betont er. Der technische Leiter des Oftringer Karate-Clubs weiss, wovon er spricht. Er hat im Alter von etwa 15 Jahren mit dem Karate begonnen, musste aber nach einer bei einem Fussball-Grümpelturnier erlittenen Knieverletzung mit dem Karate aufhören. Als seine Söhne Silvio und Mirco mit dem Karatesport begannen, führte Franco Avvisati diese ins Training. «Sie haben trainiert und mich ‹gluschtete› es beim Zuschauen wieder», führt er aus. Irgendwann wurde die Verlockung zu gross, mit 51 Jahren begann Avvisati wieder mit dem Karate-Training. In seiner zweiten Karate-Karriere, die er nach einer rund 30-jährigen «Auszeit» gestartet hat, hat er sich vom Braungurt- bis zum Schwarzgurt-Träger mit dem 2. Dan «hochgearbeitet».

Als technischer Leiter des Karate-Clubs ist ihm die optimale Betreuung seiner Schützlinge enorm wichtig. «Wir legen Wert auf kleine Gruppen, damit jeder Schüler über eine genügend grosse Trainingsfläche verfügt», betont er. Um die Trainingsqualität sicherzustellen, seien bei jedem Training zwei Trainer anwesend. Das ist wichtig, um jeden Trainierenden optimal auszubilden. Avvisati schätzt sich glücklich, dass der Verein mit Markus Graziano, Salvatore Romano (beide 3. Dan), Ruedi Aeberhard, Franco und Silvio Avvisati (alle 2. Dan) sowie Mirco Avvisati (1. Dan) über ein bestens qualifiziertes Trainerteam verfügt.

Verein hat kaum ­Nachwuchssorgen

Überhaupt: Mit rund 70 Mitgliedern, davon 50 Jugendlichen, ist der Karate-Club Oftringen gut aufgestellt. «Karate ist vor allem bei Jugendlichen in», sagt denn auch Silvio Avvisati. Das habe sogar dazu geführt, dass der Verein in letzter Zeit gar keine Schüler unter 16 Jahren mehr aufnehmen konnte und sogar eine Warteliste bestand.

Doch nun ist diese leer – nach den Skiferien und dann wieder nach den Sommerferien starten neue Kurse. Im Gegensatz zum Boom bei den Jugendlichen musste der Verein während der Pandemie einige Abgänge bei den Erwachsenen verzeichnen.

Mit einem Schnuppertraining, das der Karate-Club diesen Samstag, 25. Februar, zwischen 13.30 und 15 Uhr in der Turnhalle im Küngoldinger Sonnmattschulhaus durchführt, will der Verein weitere Interessierte für seinen Sport begeistern. Mitbringen muss man ganz einfach Sportbekleidung, Interesse und Motivation. «Man darf bei uns anschliessend auch ganz unverbindlich drei bis vier Trainings besuchen, um herauszufinden, ob einem Karate wirklich entspricht, bevor man sich zu einem Vereinsbeitritt entschliessen kann», sagt Franco Avvisati.

Im Verein werden Kinder ab sieben Jahren aufgenommen, nach oben ist das Alter offen. «Und ja», betont Franco Avvisati, «man kann auch im hohen Alter noch ganz frisch mit Karatetraining beginnen.»

Karate fördert das ­Selbstbewusstsein

Ein Karate-Training besteht im Wesentlichen aus fixen Abläufen. Trainiert werden die einzelnen Stellungen sowie die verschiedenen Block-, Stoss-, Schlag- und Tritttechniken. Voraussetzung, um die Bewegungen richtig auszuführen, sei ein ziemliches Mass an Disziplin, sagt Franco Avvisati. Ein Problem etwa für Jugendliche? «Überhaupt nicht», findet der technische Leiter, «wir erhalten von den Eltern viele Rückmeldungen, dass sich ihre Kinder in der Schule besser konzentrieren könnten und dank des Karate-Trainings auch selbst­bewusster geworden seien.» In diesem Sinn sei Karate auch viel mehr als ein Sport, nämlich eine Lebensschule. Und besonders faszinierend durch die Kombination von geistigen und körperlichen Anforderungen, meint Silvio Avvisati.