28 Worte für die Ewigkeit: Nobelpreisträger Werner Arbers Botschaft an die nächste Generation
So schreibt ein Nobelpreisträger: «Wir verdanken unser Dasein der permanenten Schöpfung mittels seit einigen Milliarden Jahren wirkender biologischer Evolution zu einer grossen Vielfalt von Lebewesen in dem sich ebenfalls allmählich evoluierenden Weltall.»
Genau, schwere Kost.
Aber mit diesem Satz sollen sich die Lehrpersonen sowie Schülerinnen und Schüler der Alten Kanti an Werner Arber erinnern. Die Schulleitung hat den Satz, den Arber vor fünf Jahren bei einem Vortrag auf die Leinwand projizierte, zu seinen Ehren an ein Fenster im Medienzentrum anbringen lassen.
Der Satz ist «transparent zwischen den alten Buchen im Park und den Schülerinnen und Schülern in der Bibliothek, quasi als Bindeglied zwischen Vergangenheit und Zukunft angebracht», so Stephan Girod, der das Projekt für die Ehrung initiiert hat.
Und vielleicht schadet es nicht, diesen Satz in einem ruhigen Umfeld immer und immer wieder zu lesen. Lang und verschachtelt mag er sein, aber er birgt eine Informationsdichte und Tiefe, die die Auseinandersetzung mit diesem Stück Schrift durchaus rechtfertigt.
Ein Denkanstoss für Junge
Arber der Gränicher, Arber der Maturand der Alten Kanti, Arber der Forscher und Nobelpreisträger, Arber, der Mann, der gerne beim Apéro ein Bier teilt, war für alle zugänglich. Er ist nach Albert Einstein und Paul Karrer der dritte Nobelpreisträger, den die Alte Kanti hervorgebracht hat.
Heute ist Arber 95-jährig. Er hofft, dass sein Satz junge Menschen anregt und sagt: «Wer immer Interesse hat, kann sich Gedanken darüber machen, wie wir die Erkenntnisse der Wissenschaft auf unsere Mitmenschen übertragen können.»
Was ihn von Einstein unterscheidet
Die Kanti habe für ihn als jungen Schüler einen ersten Schritt in eine weite Welt dargestellt. Und ob er in seiner Zeit in Aarau auch jemals, wie Albert Einstein berühmterweise eine Drei in Französisch geschrieben habe?
Arber: «Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemals schlechte Noten hatte.» Er lacht. Die wenigen Noten unter Fünf hätten ihn angespornt, es das nächste mal besser zu machen.
Vielmehr habe ihm die Zeit an der Kanti gezeigt, wie viel Wissen sich über die Jahrtausende angesammelt habe. «Es ist doch wunderschön, dass sich nicht jeder Mensch dieses Wissen wieder von Grund auf erarbeiten muss», sagt Arber. Ihm sei es ein grosses Anliegen, dass die Bildung und Forschung gefördert werde. Denn nur so gebe es eine Zukunft.
Die Bedeutung des Satzes
Der nun auf der Kanti-Scheibe verewigte Satz sei das Produkt vieler Gedankengänge darüber, wie flüchtig der Reichtum an Leben auf unserem Planeten doch sei. Wie sich das Leben schon entwickelt hat, als noch niemand darüber nachdenken konnte. Und dass es sich noch entwickeln wird, wenn wir alle längst weg sind.
Am Schluss der Gedankengänge sind die 28 Worte geblieben, die nun das Fenster des Medienzentrums zieren und den Forschenden von morgen Stoff zum Denken geben sollen. Auch Initiant Stephan Girod hat sich damit auseinandergesetzt. Für ihn sticht die Gegenüberstellung von Evolution und Schöpfung hervor, die Arber gemacht habe.
«Arber sagt, dass Schöpfung permanent stattfindet, stattgefunden hat und stattfinden wird», so Girod. Und weiter: «Alles verändert sich, die Zukunft ist ungewiss. Werner Arber allerdings verabschiedet sich nach seiner Ansprache vom Publikum und wünscht: «Bis zum nächsten Mal.»