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Das «Flössi» feiert drei Tage lang und gräbt dafür nicht nur Klassiker aus

Das Aarauer Jugendkulturhaus Flösserplatz feiert sein 35+1-Jahr-Jubiläum. Inmitten all der Festlichkeiten findet ein neues Angebot statt, das im städtischen Angebot für Jugendliche eine enorme Lücke geschlossen hat.

Es weht ein frischer Wind im Jugendkulturhaus Flösserplatz. Das fällt sofort auf, wenn man durch das Haus läuft. Nicht unbedingt im Club im Keller und im «Aareal»-Raum im Hochparterre, auch wenn die Stadt dort die letzten Monate – wie im ganzen Gebäude – Brandschutzsanierungen getätigt und ein neues Schliesssystem eingebaut hat.

Die markanteste Umstellung fand in den Räumen statt, die bislang kaum der Öffentlichkeit zugängig waren. Die einst staubigen Büro- und Lagerräume hat das Team rund um den neuen «Flössi»-Chef Stefan Zaugg im letzten Jahr umgebaut. Man hat Räume umkonzipiert, verschlossene Durchgänge geöffnet und unzählige Mulden nicht mehr gebrauchten Materials entsorgt.Zaugg erklärte im letzten Frühsommer, weshalb man die ganze Arbeit auf sich nahm: «Wir sind derzeit daran, unseren Eigenbedarf an Lager- und Büroräumen auf ein Minimum zu reduzieren und die Räume der Öffentlichkeit zuzuführen.»

Die Räumlichkeiten im Flösserplatz konnten sich schon während der Renovation im letzten Jahr sehen lassen.
Bild: Sandra Ardizzone

Und siehe da: Ein Jahr später hat das Gebäude mehrere sogenannte «Kulturproduktionsräume», die unter anderem ein Fotostudio, ein Kunstatelier und einen DJ-Proberaum umfassen, sowie zwei Räume, die Jugendliche reservieren können, um unter sich zu sein und sich einen schönen Abend zu machen. Zaugg ist zufrieden: «Es ist noch ein weiter Weg, bis das Haus so lebendig ist, wie ich mir das vorstelle. Aber wir sind auf Kurs.»

Niederschwellige Anlaufstellen für Jugendliche sind rar

Ebenfalls auf Kurs ist «zigzag», das ist der neue Jugendtreff für über 16-Jährige, der jeden Freitag stattfindet und gemeinsam mit dem Team der «Offenen Angebote Kind- und Jugend (OAKJ)» umgesetzt wird. Ein enorm wichtiges Angebot – genau diese Altersgruppe hatte bislang nur wenig niederschwellige Anlaufstellen ohne Konsumpflicht.

Stefan Zaugg ist seit vergangenem Jahr «Flössi»-Chef.
Bild: Sandra Ardizzone

Die gibt es nun, so Zaugg: «Jeden Freitagabend öffnen wir von 19 bis 23 Uhr die Türen und unsere Bar. Wasser und Sirup gibt es kostenlos, man kann aber auch Getränke und Essen mitnehmen.» Das neue Angebot – man kann etwa töggele, Pingpong, Dart oder Videospiele spielen – kommt an, so Zaugg: «Wir haben seit der Eröffnung jeden Freitag zwischen 20 und 25 Jugendliche hier. Die verschiedenen Spielmöglichkeiten werden sehr geschätzt und das Angebot spricht sich herum.»

Der «zigzag» ist auch am kommenden Freitag geöffnet. Dieses Mal aber in speziellerem Kontext; denn ebenfalls findet dieses Wochenende das 36-Jahre-Jubiläum des Flösserplatzes statt. Unter dem zum Kulturhaus passenden Motto «Vergangenheit. Jetzt. Zukunft.» wird die bewegende Geschichte des «Flössi» auf vielfältige Weise thematisiert und das Weiterbestehen eines lebendigen Jugendkulturhauses zelebriert.

Über 400 Personen haben sich schon angemeldet

Der Jubiläumsanlass beginnt am Donnerstag um 18.30 Uhr mit einer festlichen Begrüssung, einer Verpflegungsmöglichkeit und Rundgängen, auf welchen man einen Teil der neuen Räumlichkeiten besichtigen kann. Später folgen Festreden von Daniele De Min, Leiter Sektion Gesellschaft, von Stadtratspräsident Hanspeter Hilfiker und von der für die Jugend zuständigen Stadträtin Franziska Graf-Bruppacher, dazu gibt’s Live- und später DJ-Musik.

Für den Freitag hat das «Flössi»-Team einen ersten Klassiker vorgesehen: Während im «Aareal» der Jugendtreff «zigzag» stattfindet, wird im Club zur Musik von Plattenspielern getanzt, die Veranstaltungscrew «Vinyl Culture», die viele Jahre im «Flössi» bestritten hat, kehrt für einen Abend zurück nach Hause. Es sei ein Vorteil, dass die beiden Veranstaltungen parallel stattfinden, sagt Zaugg: «Alle Besucherinnen und Besucher haben Zutritt zu allen Räumen, wir hoffen, dass sich die beiden Events dann auch ein bisschen vermischen.» Das sei ihm besonders wichtig, da am «zigzag» auch immer wieder unbegleitete minderjährige Asylsuchende teilnehmen, fügt er an: «Menschen, die sonst nur schwer Zugang zu Kultur erhalten, die aber bei uns auch einen Platz haben sollen.»

Am Samstag findet tagsüber wieder das Jubiläumsprogramm im und ums «Flössi» statt, einige Nutzerinnen und Nutzer der verschiedenen Räume stellen dann ihre Werke aus, dazu gibt es einen kostenlosen DJ-Workshop. Am Abend werden erneut aktuelle und ehemalige Zielgruppen des Hauses eingeladen. Im Club treten diverse regionale Rap- und Hip-Hop-Acts auf, später gibt es eine Tanzshow und danach elektronische Musik mit DJs des hauseigenen Veranstaltungskollektivs «DYO Events».

Im Obergeschoss steigt parallel dazu eine Party, auf die sich viele Aarauerinnen und Aarauer schon länger freuen: Das «Barfum», so hiess das «Aareal» in fast schon grauer Vorzeit, wird dann einen Abend lang wiederbelebt, inklusive einer Band und eines DJs von damals. Es könnte voll werden: Im Whatsapp-Chat, der eine ungefähre Vorstellung geben soll, wie viele frühere «Barfum»-Gängerinnen und -Gänger am Samstagabend kommen könnten, sind bereits über 400 Personen drin.