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Die Plakate einer grossen Film-Liebe: Der Freie Film Aarau feiert sein Jubiläum mit einer Ausstellung

1974 gründete eine Gruppe von Cineasten den Freien Film Aarau. Nun wird das 50-Jahr-Jubiläum mit einer Plakatausstellung im Foyer des Stadtmuseums gefeiert.

Nicht alle mögen Filmschaffen à la Hollywood. Manche mögen es gehaltvoller, poetischer, komplizierter. Um diesen Vorlieben zu frönen, tat sich ein Grüppchen junger und engagierter Filmeliebhaberinnen und –liebhaber in einem Club zusammen: dem Freien Film Aarau, kurz FFA. Das war 1974.

Fortan zeigte der Club an verschiedenen Orten in der Stadt ausgesuchte Filme, bis er 1994 in die ehemalige Druckerei Sauerländer an der Laurenzenvorstadt zog. Dort ist er noch heute zu Hause und trägt zur Diversität auf den Aarauer Kino-Leinwänden bei. Aber das Kleinkino ist noch mehr. So taucht der FFA auch in den Biografien renommierter Filmschaffender auf: Regisseur Alain Gsponer beispielsweise (unter anderem «Heidi» oder «Akte Grüninger»), Filmproduzentin Anita Wasser (unter anderem «Wolkenbruch») oder Regisseur Mike Schaerer (unter anderem «Die kleine Hexe» oder «Maloney»), sie alle haben im FFA mitgearbeitet, teils über Jahre hinweg.

Eine Institution, dieser FFA. Und doch hat der Club das 50-Jahr-Jubiläum im letzten Jahr still verstreichen lassen. «Wir setzen unsere Energie lieber für die Alltagsaufgaben des Kinos ein», sagt Vereinspräsident Peter Wehrli. Denn seit 51 Jahren wird ehrenamtlich für den FFA gearbeitet, mit Ausnahme derer, die den Film vorführen. Und der Verein macht es sich nicht einfach: Gezeigt werden sollen Perlen, ausgesuchte Filme.

Ein Anspruch, dem gerecht zu werden seit Jahren immer schwieriger wird. Im harten Filmgeschäft konzentrieren sich die Verleiher zusehends auf Gewinnbringendes. «Das Problem ist nicht, dass es zu wenig Filme gäbe, im Gegenteil», sagt Wehrli. «Es wird immer schwieriger, in dieser Menge die Perlen zu finden.»

Trotzdem: Wehrli und seine Vereinskolleginnen und -kollegen sind absolut gewillt, den FFA weiterzuführen. Weil es immer noch Freude macht, weil die Gemeinschaft so gut ist und der Wille gross, damit etwas Gutes zu tun für Aarau. Und weil es immer noch Menschen gibt, die genau solche Kinos suchen. «Es wird immer die Berechtigung geben für kleine Kinos, wie wir es sind.»

Ob und wie sich da die geplante Neuüberbauung Sauerländerareal in Zukunft auswirken wird, ist noch offen.In den vor einem Jahr präsentierten Plänen jedenfalls war ein Kleinkino mit eingeplant.Noch hat der FFA laut Wehrli aber keinen Grundsatzentscheid gefällt, ob man auf dem Areal bleiben möchte.

Jubiläumsfeier mit Plakaten – und Marlene Dietrich

Gänzlich ungefeiert bleibt das 50-Jahr-Jubiläum übrigens nicht: Am Samstag wird im Foyer des Stadtmuseums Aarau eine Ausstellung eröffnet, die verschiedenste Exemplare aus der bunten Vielfalt der Programmplakate zeigt. «Über Jahre hinweg haben wir Leute gesucht, die unser Programm gestalten wollten», sagt Wehrli. So collagierten und gestalteten abwechslungsweise Kinogäste, Vereinsmitglieder oder Studierende von Kunsthochschulen abwechselnd die Plakate. Für Ruhm und Ehre, denn in der Gestaltung waren sie absolut frei. Eine ungewohnte und deshalb höchst willkommene Möglichkeit, sowohl für Studierende wie Profis.

Ein Bild aus den Anfängen der Geschichte des FFA: Von Hand wird das Plakat für «Shanghai Express» gemalt.
Bild: zvg

Über 400 Plakate kamen so bis 2012 zusammen, rund einen Viertel davon hat Grafiker Peter Frey nun für die Ausstellung ausgesucht. Gezeigt wird weiter ein 16-mm-Film, der einen Einblick in das Schaffen der Freiwilligen 1975 gibt. «Ein tolles Zeitdokument», schwärmt Wehrli. «Nur schon der Aufnahmen des damaligen Aaraus wegen.» Und weil in diesem Film die Vorbereitungen für die Vorführungen von «Shanghai Express» mit Marlene Dietrich gezeigt werden, wird dieser am 21. Januar im FFA vorgeführt. Am 11. Februar läuft, ebenfalls im Rahmen des Jubiläums, «The Last Picture Show».

Die Ausstellung dauert vom 19. Januar bis 16. Februar. An der Vernissage (18. Januar, ab 18 Uhr) gibt es einen Kanal-K-Livetalk mit Anita Wasser und Mike Schaerer sowie Mitgliedern des Freien Films.