«Manche dachten, ich sei tot»: Rekrut schildert seine Perspektive vom Zusammenbruch beim 15-Kilometer-Marsch
Ein damals 19-jähriger Rekrut hätte an einem heissen Augusttag 2017 fast mit seinem Leben bezahlt, als er während des 15-Kilometer-Marsch in Erlinsbach zusammenbrach. Die drei Vorgesetzten des Rekruten standen Anfangs November wegen Verletzung der Sorgfaltspflicht vor dem Militärgericht in Aarau. Dieses sprach die Angeklagten frei.
Der damalige Grenadier-Rekrut möchte sich zum Urteil nicht äussern. Er erzählt aber im Interview, wie es so weit kommen konnte, dass er zusammenbrach und danach vier Tage im Kantonsspital Aarau auf der Intensivstation lag.
Der Vorfall ereignete sich bereits 2017 in Erlinsbach. Bei 33 Grad müssen die Rekruten einen steilen Hang hochmarschieren. Obwohl der heute 26-Jährige körperlich sehr fit war, wird ihm der Aufstieg aber plötzlich zu viel.
«Ich schwankte bereits sehr und hatte nur noch einen Tunnelblick. Den Vorgesetzten habe ich dann auch mitgeteilt, dass ich nicht mehr kann. Man hat mich dennoch weiter motiviert», erzählt er. Irgendwann sei er dann mit seinen Kräften am Ende gewesen und ist zusammengebrochen.
Rekrut hatte grosses Glück
Facharzt Rainer Klöti kennt die Details des Vorfalls nicht, dass aber ein Rekrut aufgrund eines Hitzeschlags, vier Tage im Koma liegt, überrascht ihn nicht.
Laut Klöti sind vielen Menschen die Symptome und Folgen von zu viel Hitze nicht bewusst. «Der Rekrut ist fast gestorben, weil er nach einem Hitzeschlag ein Multi-Organversagen entwickelt hat. Das entsteht, wenn durch die Hitze im Körper, Zellen absterben und wie etwa bei einer Vergiftung, alle Systeme geschädigt werden», sagt der Facharzt gegenüber Tele M1. Laut ihm hat der damals 19-Jährige unglaubliches Glück gehabt, dass er das überlebt hat.
Dass er vier Tage im Koma lag, konnte der Grenadier-Rekrut selber kaum fassen: «Es ist ein krasser Gedanke, wenn man realisiert, dass man vielleicht gar nie mehr hätte aufwachen können. Manche Kameraden haben mir später auch erzählt, dass sie während zwei Tagen dachten, ich sei tot.»
Er hofft nun, dass die Kommandanten die Anliegen der Rekruten künftig ernster nehmen. «Das ist mein grösstes Anliegen.»
Die angeklagten Vorgesetzten sagten vor Gericht aus, dass der Rekrut nicht den Eindruck machte, dass er nicht mehr weiter konnte. Der Staatsanwalt zieht das Urteil weiter an die nächste Instanz. (cam)