
Nun also doch: Offene Stellen bei der Stadt sollen künftig ausgeschrieben werden
Im letzten Sommer ging alles ganz schnell. Zuerst kündigte der Aarauer Stadtschreiber Fabian Humbel, weil er zum Kanton wechselte. Innert weniger Tage präsentierte der Stadtrat einen neuen Mann für das wichtigste Amt auf der Aarauer Stadtverwaltung: Marco Salvini. Die Wahl war naheliegend, hatte Salvini doch zuvor schon bei der Stadt gearbeitet und war vor seiner Rückkehr nach Aarau in Zofingen Stadtschreiber. Allerdings gab es aus der Politik Protest. Nicht wegen Salvini persönlich, sondern wegen des Vorgehens der Stadt. Dass ein derartiger Posten nicht öffentlich ausgeschrieben wurde, konnten manche nicht verstehen.
Die beiden SP-Einwohnerrätinnen Leona Klopfenstein und Vreni Jean-Richard reichten daraufhin eine Motion beim Stadtrat ein. Sie forderten: Alle offenen Stellen ab Lohnband 5 (von 10) und Positionen mit Führungsverantwortung auf allen Lohnstufen müssen intern und öffentlich ausgeschrieben werden.
Die Motion wurde im November im Einwohnerrat behandelt. Es zeigte sich: Das Anliegen hatte durchaus viele Befürworter, obschon sich der Stadtrat nicht begeistert zeigte. Jedoch: Für eine Mehrheit des Einwohnerrats war die Schwelle «Lohnband 5» zu niedrig. Darunter fallen auch ganz normale Sachbearbeiterstellen. Die Motion wurde ganz knapp nicht überwiesen.
Nun machen Klopfenstein und Jean-Richard einen nächsten Versuch. Dieses Mal fordern sie, dass alle offenen Stellen ab Lohnband 7 intern und öffentlich ausgeschrieben werden müssen. Bei den unteren Lohnbändern soll eine öffentliche Ausschreibung weiterhin optional bleiben.
«Es liegt im Interesse aller Aarauerinnen und Aarauer, dass die Stadtverwaltung möglichst kompetente und engagierte Mitarbeitende beschäftigt», schrieben Klopfenstein und Jean-Richard in der neuen Motion. «Diese sollen mit einem transparenten und nachvollziehbaren Ausschreibungs- und Anstellungsverfahren eingestellt werden. Dies war bei mehreren Wechseln von Kaderpositionen bei der Stadt Aarau in den letzten Jahren nicht der Fall.»
Zudem schrieben die Einwohnerrätinnen: «Bei Ausschreibungen können und sollen Loyalität und Erfahrung innerhalb der Aarauer Verwaltung ein Auswahlkriterium sein.» Interne Perspektiven seien wichtig für städtische Angestellte, und interne Bewerbungen können und sollten gefördert und ermutigt werden. «Die Auswahl einer Bewerbung sollte aber auch alle anderen üblichen Kriterien berücksichtigen, um eine bestmögliche Besetzung einer Stelle sicherzustellen. Auch eine interne Besetzung ist glaubwürdiger, wenn sich die Person gegen die externe Konkurrenz durchgesetzt hat und transparente Kriterien bei der Auswahl geltend gemacht wurden.»
Der Stadtrat beantragt dieses Mal die Überweisung der Motion – wohl, weil er weiss, dass sie im Parlament sehr gute Chancen hat. Er hält allerdings fest: «Dem Stadtrat ist es ein grosses Anliegen, allen Mitarbeitenden möglichst gute interne Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten. Die interne Besetzung von offenen Stellen, insbesondere in den Führungsbereichen, gehört zu diesen Entwicklungsmöglichkeiten.»
In der Regel würden Stellen bereits heute ausgeschrieben. Eine Ausnahme bestehe, wenn für eine Funktion intern gezielt eine Nachfolge aufgebaut wurde, um den Wissenstransfer sicherstellen und der Person eine Entwicklungsmöglichkeit anbieten zu können: «Es ist davon auszugehen, dass sich in diesem Fall die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter auch in einem öffentlich ausgeschriebenen Bewerbungsverfahren durchsetzen wird.»