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Die Kaninchen-Szene macht sich Sorgen und ruft zur Impfung gegen die Chinaseuche auf

Seit einigen Wochen grassiert unter den Kaninchen die sogenannte Chinaseuche. Das Virus führt meistens zum Tod des Tieres. Im Aargau wurden bis Anfang Mai sieben Fälle registriert. Janina Minder, Leiterin der Auffangstation «Kaninchenhoehle» in Rohr, macht mit einer Gruppe Gleichgesinnter auf die Möglichkeit einer Impfung aufmerksam.

An der Titlisstasse in Aarau Rohr hoppeln rund 30 Kaninchen in einem grossen Gehege herum. Dieses gleicht einer Villa Kunterbunt: mit farbigen Sonnenschirmen, Wimpelketten und kleinen Häuschen in Rot und Blau. Die Langohren legen zwischendurch immer wieder eine Pause ein und fressen aus den aufgefüllten Behältern – Salat und Blätter stehen heute auf dem Menüplan. Mittendrin steht Janina Minder. Sie ist die Gründerin und Leiterin der Auffangstation «Kaninchenhoehle».

Die Mutter von zwei Buben führt das vom Veterinäramt anerkannte Tierheim seit 2018: «Ich und mein Team möchten den Kaninchen ein vollkommen artgerechtes Zuhause bieten und mittels Aufklärung und Beratung auf die Bedürfnisse dieser wunderbaren Tiere aufmerksam machen.»

Es gibt einen Impfstoff, der die Kaninchen vor dem Tod schützen würde

Im Moment macht sich Minder grosse Sorgen, denn vor einigen Wochen ist in der Schweiz die Chinaseuche ausgebrochen, unter den Veterinären bekannt als Virale hämorrhagische Krankheit (VHK). «Die hochansteckende Seuche wurde in den 80er-Jahren aus China nach Europa eingeschleppt und endet für die Kaninchen fast immer tödlich», so die 28-Jährige.

Die Viruserkrankung gilt hierzulande als eine zu überwachende Tierseuche: Aktuell sind laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) schweizweit rund 30 Meldungen eingegangen. Im Aargau wurden bis Anfang Mai sieben Fälle registriert. «Das hört sich im ersten Augenblick nicht nach viel an. Man muss aber bedenken, dass nur die betroffenen Bestände aufgelistet werden. Wie gross diese sind, also wie viele Kaninchen tatsächlich gestorben sind, ist nicht ersichtlich», erklärt Minder. «Zudem gibt es eine hohe Dunkelziffer. Wegen Unwissenheit wird nicht jedes Tier einer pathologischen Untersuchung unterzogen.»

In der «Kaninchenhoehle» haben die Hoppler viel Platz. 
Bild: Kim Wyttenbach

Dass es so weit kommen musste, ist für die Kaninchenliebhaberin untragbar, denn es gibt einen Impfstoff gegen das Virus: «Würde man die Tiere impfen, könnte diese Seuche eingedämmt werden und man würde die Tiere vor einem qualvollen Tod schützen.» In der Schweiz, so Minder weiter, werde die Seuche aber von den zuständigen Institutionen und auch von den Tierärztinnen und Tierärzten zu wenig thematisiert: «Viele Tierärzte empfehlen die Impfung nicht einmal.»

Aus diesem Grund wollen Minder und eine kleine Gruppe aus der Kaninchenszene nun selbst Aufklärungsarbeit leisten. Sie haben einen Flyer kreiert, der die Öffentlichkeit über die Seuche und die Möglichkeit einer Impfung informieren soll. Ihre Botschaft: «Jedes Kaninchen sollte geimpft werden, egal ob die Tiere in Innen- oder Aussenhaltung leben. Nur eine Impfung schützt vor dem qualvollen Tod.»

Auf der Website ist ein Impfticker aufgeschaltet

Der Flyer wurde an die Tierärzte-Gesellschaft verschickt, in der Hoffnung, dass das Schreiben an alle Tierärzte in der Schweiz weiterversendet wird. Zudem werden ab diesem Wochenende Flyer in verschiedenen Geschäften in der Region aufgelegt und aufgehängt. Online ist das Informationsblatt auf der «Kaninchenhoehle»-Website ersichtlich. Dort wurde ausserdem ein Impfticker aufgeschaltet: eine Liste mit Ort und Datum von Sammelimpfungen, wo Kaninchenhalter ihre Tiere anmelden können. Minder schaut sich in ihrem eigenen Gehege um und sagt: «Diese Kaninchen sind unsere Familienmitglieder, und wir wollen alles unternehmen, um sie zu beschützen.»

Die Auffangstation besteht seit 2018.
Bild: Kim Wyttenbach