
Wägeli-Drama: Tellianer demonstrieren im Telli-Center – bis die Polizei kommt
In der Aarauer Telli hat man noch nicht verwunden, dass man das Einkaufswägeli aus dem Telli-Center nicht mehr nach Hause in die Staumauern nehmen darf. Zumindest einige Personen stören sich immer noch sehr fest daran.
Der Detailhändler Coop, als Eigentümer des Telli-Centers, hat vor etwas mehr als einem Monat plötzlich verkündet, dass die Wagen nicht mehr das Betriebsareal des Centers verlassen dürfen. Das Center wird gerade saniert. Im Zuge dessen wurde ein neues Rollband installiert, mit dem man seine Einkäufe im Wägeli vom Erdgeschoss ins Parkhaus transportieren kann. Die Rollen der neuen Wägeli sollen auf dem Band einrasten, was laut Coop nicht funktioniert, wenn sie vorher über Stock und Stein in die Telli-Siedlung befördert werden.
Das könne zu gefährlichen Situationen führen, argumentierte Coop. Was er nicht sagte: Coop musste täglich dutzende bis hunderte Wägeli in der Telli-Siedlung zusammensuchen gehen, manchmal unter widrigen Bedingungen. Das ging ins Geld. Ein früherer Angestellter erklärte der AZ,er habe früher Hunderte Wägeli in der Telli einsammeln gehen müssen.
Also hat Coop beim Hinterausgang des Centers in Richtung Staumauern eine Magnetschranke installiert, welche ein Mechanismus in den Rädern der neuen Wägeli aktiviert. Die werden dadurch blockiert, die Wägeli werden unbrauchbar.
Angst vor Ausschreitungen und Schlägereien
Am Samstagmorgen haben sich nun einige Tellianerinnen und Tellianer auf dem Telli-Platz versammelt, um ihrem Ärger Luft zu machen. Angeführt von Hansueli Trüeb, Präsident des Quartiervereins Telli, der aber betont, die Aktion habe keinen Zusammenhang mit dem Verein. Generell wirkte der Protest nicht sehr breit abgestützt: Dem Aufruf zur Aktion folgte total gerade einmal ein knappes Dutzend Personen. Die vollzogen erst vor dem Eingang des Centers einen stillen Protest, bevor sie sich aufmachten, ihre Demonstration ins Innere des Centers zu verlagern, zu Coop halt.
Nachdem gut die Hälfte der Versammlung – der Rest traute sich nicht oder genierte sich – eine Runde durch die Coop-Filiale drehte, versammelte sich das kleine Grüppchen bei der neuen Sitzecke im Center, gleich neben der Filiale. Zwischen den heruntergesetzten Oster- und Sitzhasen und dem neuen Rollband zogen sich die paar Demonstranten weiterhin die argwöhnischen Blicke des Verkaufspersonals auf sich, bis der Filialleiter die Nerven verlor und die Polizei rief.

Bild: Florian Wicki
Die Stadtpolizei traf wenige Minuten später ein, filmte die Mini-Demo zwecks prophylaktischer Beweismittelaufnahme und nahm Hansueli Trüeb als verantwortliche Person mit. Er wurde ins Büro des Coop-Filialleiters gebracht, zwecks einer Aussprache.
Trüeb erzählte im Nachhinein, bei Coop habe man Angst vor Ausschreitungen und Schlägereien gehabt und darum die Polizei gerufen. Trüeb: «Dabei waren wir, sowieso alles ältere Personen, zu keiner Zeit auf Konfrontation aus.» Er finde, es sei das gute Recht von Coop, vom Hausrecht Gebrauch zu machen. Trotzdem sei er von der Reaktion ein wenig enttäuscht. Nicht aber vom Inhalt des Gesprächs, so Trüeb: «Nach anfänglichen Anfeindungen haben wir uns verstanden und einige mögliche Lösungsansätze ausgetauscht.» Die sind laut Trüeb noch nicht spruchreif, man wird wohl noch davon hören.
Nachdem Trüeb von der Polizei mitgenommen wurde, löste sich die sowieso schon kleine Demonstration in Luft auf. Draussen vor dem Eingang trafen sich später zwei ältere Damen mit ihren Einkaufswagen. Sie blieben vor der Magnetschranke stehen, grinsten sich schelmisch an, bevor die eine der anderen half, den Wagen über die Schranke zu heben.