Diese Aarauer Freunde wollen lokales Wasser aufwerten und den Getränkemarkt aufmischen
Ideen für neue Produkte sprudeln manchmal wie aus dem Nichts. Diese dann tatsächlich weiterverfolgen, tun aber nur wenige. Zu diesen wenigen gehört zum Beispiel der Aarauer Christian Käser. Wasser trinkt er am liebsten mit Kohlensäure, auch wenn er unterwegs ist. Sich jedes Mal eine Plastikflasche mit Sprudelwasser kaufen zu müssen, geht aber ins Geld und ist auch ökologisch unsinnig.
Als er sich bei einer Zugfahrt eine Flasche öffnete, kam er plötzlich auf die Idee: Es müsste doch möglich sein, auch unterwegs selber Sprudelwasser zu machen, wie mit den Sodastream oder ähnlichen Geräten, die es für zu Hause gibt. Man könnte eine Trinkflasche kreieren mit integriertem Gastank. Bestes lokales Wasser aus jedem Brunnen könnte so aufgewertet werden.
Gemeinsam mit Handballkollege Linus Linggund weiteren Freuden aus der ETH tüftelten sie an einer Lösung. Sie veröffentlichten ihr Vorhaben im Internet. Die Rückmeldungen, die sie dazu erhielten, spornten sie an. Bei einem Crowdfunding sprachen über 1000 Personen zusammen rund 160’000 Euro, um die Idee Wirklichkeit werden zu lassen.
«Diese erfolgreiche Kampagne war ein sehr ausschlaggebender Moment für uns», erinnert sich Linus Lingg. Christian Käser kündigte gar seinen Job und widmete sich fortan mit vollem Elan der Realisierung ihrer Idee, die sie «bottleplus» tauften. 2022 traten Linus und Christian mit der Geschäftsidee in der Fernsehsendung «Höhle der Löwen» auf 3+ auf.
Ein Grossteil der Produktion geschieht in Olten
Der ganze Prozess bis zum massenproduzierbaren Produkt dauerte bis Ende 2023. Seit Juli werden nun die ersten vorbestellten «bottleplus»-Flaschensets geliefert. Die Flaschen sind 0,6 Liter gross, der integrierte Gastank reicht für zehnmal Produzieren von Sprudelwasser.
Hergestellt werden die Flaschen derzeit in Deutschland. Ein weiterer Teil des Produkts entsteht im Kanton Bern und einer in Olten, in der Vebo-Genossenschaft für berufliche Inklusion.
Bei einem Besuch vor Ort in Olten führte Vebo-Geschäftsführer André Zihlmann durch die Fabrik. «Es gibt immer mehr Kunden, die den Werkplatz Schweiz wiederentdecken», sagt er, der aus dem Aargauer Seetal stammt. Ein Vorteil sei, dass Vebo Produkte von der Idee bis zur Serienfertigung und Logistik begleiten und Prozesse gleich vor Ort optimieren könne.
In Olten wird die Auffüllstation zusammengebaut, über die zu Hause die Kohlensäure aus den handelsüblichen Zylindern in den kleinen Gastank der mitnehmbaren Wasserflasche übertragen wird. In dieser Auffüllstation gibt es ein exakt fabriziertes Teil aus Aluminium, über das die Kohlensäure vom Zylinder in den kleinen Gastank der Wasserflasche übergeht. Dieses Stück wird in Olten produziert.
Dort wird auch das lieferfertige Paket zusammengestellt. Wasserflasche samt Tank, CO2-Zylinder und Abfüllstation werden in einer hochwertigen Schachtel präsentiert. «Stay hydrated and make an impact» steht darauf, übersetzt etwa: «Trinken Sie genug und erzielen Sie eine Wirkung.» Gemeint ist der Nachhaltigkeitsgedanke.
Herstellung nur in Europa eine Herausforderung
Die edle Aufmachung des Produkts passt auch zu dessen Preis: 249 Franken kostet das Set aktuellauf der Website von «bottleplus». Es sei ein hochwertig hergestelltes Produkt, das eher in die Klasse Premium und Lifestyle gehört, wie Christian Käser und Linus Lingg sagen. Sie arbeiten aber daran, das Produkt dereinst günstiger anbieten zu können.
Eine Herstellung nur in Europa sei heutzutage eine Herausforderung, sagen beide offen. Während die Auffüllstation zu guten Konditionen in der Schweiz gemacht werden könne, liege das Problem bei der Flasche selbst: Diese zu einem sinnvollen Aufwand, guten Lieferzeiten und Preis produzieren zu lassen, sei kaum möglich. Das Vorhaben lohne sich für beide Seiten nicht.
Vor zwei Wochen wurde Linus Lingg zudem an der deutschen Grenze angehalten: Er fuhr mit zwei Kisten voller Flaschen, die optische Mängel aufwiesen und deshalb nicht verkauft werden konnten, zurück zum Hersteller in Deutschland. «Wir brauchten sie lediglich als Negativbeispiele», schrieb das Unternehmen auf Linkedin. Weil Linus die Ausschussware aus Unwissen nicht beim Zoll angemeldet hatte, musste «bottleplus» für die Rückführung der Flaschen Einfuhrsteuern und eine hohe Busse zahlen.
Zuletzt war Linus Lingg in China unterwegs und hat dort mögliche Hersteller besucht. «Wir haben viel probiert, damit wir diesen Schritt nicht machen müssen. Aber die Herausforderungen einer lokalen Produktion des Flaschenkörpers sind enorm, und es ist unser Ziel, beim Preis hinunterzukommen.» «bottleplus» werde aber ein Premiumprodukt bleiben. «Wir wollen gar nicht mit Sodastream verglichen werden.»