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Generationenwechsel bei Urma: Oliver und Yannick Berner sind ab sofort die neuen Co-CEOs des Familienunternehmens

Die Rupperswiler Firma Urma, die Präzisionswerkzeuge in die ganze Welt exportiert, geht in die dritte Familiengeneration über: Die Zwillingsbrüder Oliver und Yannick Berner übernehmen die Leitung von ihrem Vater.

«Ich habe es mir noch gedacht» – so sollen Mitarbeitende der Firma Urma reagiert haben, als Oliver und Yannick Berner intern den Wechsel in der Geschäftsführung vorstellten. Ab 1. Juli führen beide als Co-CEOs das Unternehmen in dritter Familiengeneration. Ihre Schwester Jessicableibt als CFO zuständig für die Finanzen.

Oliver wird sich um den Bereich der Präzisionswerkzeuge kümmern, für die die Firma Urma weltweit geschätzt wird. 94 Prozent der Produktion in Rupperswil werden exportiert. Yannick wird den Handel mit den Werkzeugmaschinen von Haas und anderen Herstellern in der Schweiz leiten.

Grob gesagt verantwortet Oliver das internationale Geschäft, während Yannick sich auf den Markt in der Schweiz konzentriert, wodurch er sich weiterhin politisch engagieren kann. Nach einer Amtszeit im Aarauer Einwohnerrat ist er seit 2021 für die FDP im Grossen Rat und stellt sich im Herbst zur Wiederwahl.

«Bei der Aufgabenaufteilung waren wir uns schnell einig, denn wir ergänzen uns gut», sagen die 31-jährigen Zwillingsbrüder. Yannick habe mehr die Affinität für Vermarktung und Unternehmenskultur, während Oliver beim Technischen sehr stark sei. Gleichzeitig hätten beide dieselbe Vision für die Zukunft der Firma.

«Vielleicht ist das ein Zwillingsding, dass man sich intuitiv versteht», ergänzt Oliver. «Wir sind mit der Urma aufgewachsen und sehen die Firma als einen zentralen Teil unseres Lebens.» Auch dass ihre um zwei Jahre ältere Schwester Jessica Berner Finanzchefin werde, sei demnach perfekt. «Sie schaut sehr genau auf die Zahlen», sagt Yannick.

Oliver (links) und Yannick Berner (FDP) bei der Urma in Rupperswil.
Bild: Alex Spichale

Bis 2025 neues «Experience Center» in Mägenwil

Dieses prüfende Auge wird nötig sein, denn die Urma AG investiert kräftig.In Mägenwil entsteht bis 2025 ein zweiter Schweizer Standort. Seit der Gründung 1962 produziert das Unternehmen in Rupperswil. Der jetzige Showroom wird künftig zur Produktionshalle, während in Mägenwil ein «Experience Center» mit Ausstellungsfläche, Büros und einem Auditorium gebaut wird. Es soll das grösste Kompetenzzentrum der Schweiz für industrielles 3D-Drucken werden.

Investiert wurde in den Pandemiejahren auch in Rupperswil: Dort gibt es seitdem ein Testcenter mit Maschinen, die ausschliesslich für Forschung und Entwicklung eingesetzt werden. Als Schweizer Firma mit Schweizer Produktionskosten müsse man seine Stärken ausspielen, erklären die neuen CEOs. Und dies gehe am ehesten mit dem, was die Schweiz besonders auszeichnet: Fachkompetenz und Effizienz.

«Wir finden Lösungen, selbst in komplexen Kundenfällen», so Oliver Berner. Dafür sei Urma bekannt. Damit sich dies aber rechnet, müssten Innovationen gleich in Rupperswil getestet werden, um die Produkte schnell auf den Markt zu bringen.

«Geisterschicht» nur mit Robotern

Dadurch, dass Urma mit Kosten in Schweizer Franken produziert, das meiste aber in Euro exportiert, ist das Unternehmenstark den Währungsschwankungen ausgesetzt. Ein wenig als Ausgleich dient das zweite Standbein des Unternehmens, bei dem Maschinen in Euro eingekauft und in der Schweiz in Franken verkauft werden. Diese Idee implementierte erfolgreich ihr Vater, Urs Berner, der von 1992 bis gestern Sonntag noch CEO war und sich nun auf das Verwaltungsratspräsidium konzentriert.

Die dritte Generation setzt nun weiter auf Expertise und individuell erarbeitete Lösungen, aber auch auf Effizienzsteigerung in der Produktion. Dank Robotern zum Beispiel produziert Urma heute durchgehend: Es gibt eine Früh- und Spätschicht, die von Arbeitenden besetzt wird. Nachts setzt dann die «Geisterschicht» ein, wie Yannick Berner sagt, diese nur mit Robotern.

Einen Lebenslauf einreichen musste er trotzdem

Die Berners arbeiten viel, aber gerne, wie sie sagen. «Nach einem langen Tag gehst du nach Hause und bist einfach zufrieden», so Oliver Berner. Bei seinem früheren Arbeitgeber hätte er Karriere machen können. Nach drei Jahren dort entschied er sich aber für das Familienunternehmen.

Ähnlich erging es Yannick Berner, der eigentlich den Plan hatte, im Spitalmanagement zu arbeiten. «Ich dachte auch immer, dass Oliver den Posten als CEO übernehmen würde.» Als vor Jahren eine Stelle im Marketing der Urma offen wurde, sprach ihn das Jobprofil sehr an und er stieg in die Firma ein. Trotz Familienbetrieb: Einen Lebenslauf einreichen musste er dennoch.