Gymnasium statt Berufslehre – Bürgerliche wollen diesem Trend entgegenwirken
Ob in den Schulen oder den Beizen, in den Spitälern oder auf dem Bau: Überall fehlt es an Personal. Dass das Gewerbe und die Wirtschaft unter dem Fachkräftemangel leiden, habe auch mit den unterschiedlichen Bildungswegen zu tun. So schreiben es die Grossrats-Fraktionen der SVP, FDP und die Mitte in einem Postulat, das sie in der nächsten Parlamentssitzung einreichen werden.
Sie fordern vom Regierungsrat einen Bericht mit verschiedenen Massnahmen und Wegen, wie die Berufsbildung mit Berufsmatura gestärkt werden kann.
Es gehe nicht darum, die verschiedenen Bildungswege gegeneinander auszuspielen, halten die Grossrätinnen und Grossräte fest. Sie führen aber auch auf, wie die Direktübertritte von einer Bezirksschule an die Kantonsschule kontinuierlich zunehmen: Schafften diesen im Schuljahr 2016/2017 noch 42 Prozent aller Schülerinnen und Schüler, so waren es 2020/2021 bereits 48 Prozent. Einzelne Bezirksschulstandorte weisen zudem eine Quote auf, die deutlich über dem kantonalen Durchschnitt liegt. Das hielt der Regierungsrat im Frühling in der Antwort auf eine Interpellation zur Übertrittsquote fest.
Berufslehre ist keine Einbahnstrasse
«Eine Trendumkehr ist nicht in Sicht», schreiben die Grossrätinnen und Grossräte um Sprecherin Maya Meier (SVP). Gleichzeitig aber könnten die Unternehmen ihre Lehrstellen nicht mehr besetzen. Dabei wären die Auszubildenden wertvoll: Bereits während ihrer Ausbildungszeit arbeiten sie tatkräftig in den Unternehmen mit und tragen so von Beginn an zur Wertschöpfung der Schweiz bei, heisst es im Vorstoss.
Vor allem aber stünden nach der Lehre dem Arbeitsmarkt viel rascher gut ausgebildete Fachkräfte zur Verfügung, als bei den Gymnasien. Und dennoch sei die Lehre keine Einbahnstrasse. «Unser duales Bildungssystem ermöglicht es glücklicherweise während und auch nach der Lehre verschiedene weitere Wege und Weiterbildungen einzuschlagen», dazu gehöre auch die Berufsmaturität als ein wichtiges Element in unserer Bildungslandschaft. «Vielen jungen Menschen würde ein etwas längerer Weg besser anstehen als der direkte Weg über die akademische Maturität, wo einige noch überfordert sind und mehr Zeit brauchen als andere», schreiben die bürgerlichen Fraktionen weiter.
Gewerbeverband unterstützt Forderung
Ausser dem Bericht fordern sie vom Regierungsrat zudem Antworten. Etwa darauf, welchen Einfluss das Fach «Berufliche Orientierung», der frühere Schuleintritt, Schnupperwochen oder das Fachwissen der Klassenlehrperson auf den Entscheid der Schülerinnen und Schüler hat.
Alleine sind die bürgerlichen Grossrätinnen und Grossräte mit ihrem Anliegen nicht. Auch der Aargauische Gewerbeverband unterstützt die Forderung. «Wir sind der Meinung, dass nun Massnahmen getroffen werden müssen, um die Berufsbildung zu stärken», schreibt Maya Meier in einem E-Mail an die Medien zum Vorstoss.