Kredite der AKB nur für nachhaltige Firmen: «Vielleicht haben wir einen zu grossen Schritt auf einmal gemacht»
«Als nachhaltigste Bank im Aargau übernehmen wir Verantwortung für das, was wir tun und nicht tun.» Das steht auf der Website der Aargauischen Kantonalbank – doch die Umsetzung dieses Prinzips löste grossen Wirbel aus. Als die AKB im Januar ankündigte, Kredite nur noch an nachhaltige Unternehmen zu vergeben, trug dies der AKB viel Kritik von SVP, FDP und Wirtschaftsverbänden ein.
Die Bank entscheid unter anderem, keine Kredite an Unternehmen zu vergeben, die neue Atomkraftwerke bauen oder fossile Rohstoffe fördern wollen. Zudem schränkt die AKB die Kreditvergabe für Casinos, Spirituosenhandel, Tabakprodukte und weitere Branchen ein. Die rechtsbürgerlichen Parteien, der Gewerbeverband und die Handelskammer kritisierten dies als politischen Entscheid, welcher der regionalen Wirtschaft schade.
AKB-Direktionspräsident Dieter Widmer kündigte bei der Präsentation der Jahreszahlen 2021 im Februar an, die Bank werde die Kreditvergabekriterien «intern nochmals kritisch hinterfragen». Dies ist inzwischen offenbar geschehen, wie das Regionaljournal Aargau-Solothurn von Radio SRF meldet. AKB-Sprecherin Christine Honegger räumt ein, dass die Bank vielleicht einen zu grossen Schritt gemacht habe mit der Einführung der Nachhaltigkeitskriterien bei der Kreditvergabe.
«Wir haben dies jetzt noch einmal etwas korrigiert», sagt Honegger, die zudem für Mitte Mai einen grossen Informationsanlass ankündigt. Dann will die Kantonalbank bekanntgeben, welche Regeln weiterhin gelten, welche gelockert und welche allenfalls aufgehoben wurden. Grundsätzlich sagt die Sprecherin aber: «Wir haben Änderungen vorgenommen, die man unterschiedlich beurteilen kann, letztlich führen die Kriterien, die wir als AKB als wichtig einstufen, uns jedoch in die richtige Richtung.»
FDP und SVP verlangen Ausschreibung der AKB-Bankratssitze
Handelskammer und Gewerbeverband hatten aufgrund der grünen Kreditkriterien der AKB auch einen fixen Sitz im Gremium Bankrat verlangt. Einen festen Sitz für die Wirtschaftsverbände im Führungsgremium lehnte Finanzdirektor Markus Dieth ab – doch die Besetzung des Bankrats wirft immer wieder Fragen auf. So entschied der Regierungsrat Ende November erst nach einer Fraktionserklärung von SVP und FDP, den frei werdenden Präsidiumssitz öffentlich auszuschreiben.
Mit einer Motion im Grossen Rat verlangen die beiden Parteien nun, «dass die Besetzung aller Mitglieder des Bankrats sowie das Präsidium öffentlich ausgeschrieben werden müssen». Das geltende Gesetz sehe keine verpflichtende Ausschreibung vor, kritisieren SVP und FDP in ihrem gemeinsamen Vorstoss. Neu könnte es im Gesetz laut den Parteien zum Beispiel heissen: «Nach öffentlicher Ausschreibung und auf Antrag des Regierungsrats wählt der Grosse Rat die Mitglieder sowie die Präsidentin oder den Präsidenten.»
SVP und FDP schreiben, wenn der Regierungsrat eine Auswahl von Kandidaturen nicht zulasse, weil die Stellen nicht ausgeschrieben worden seien, werde der Grosse Rat in der Ausübung seines Wahlrechts eingeschränkt. Mit der vorgeschlagenen Gesetzesänderung wäre hingegen sichergestellt, «dass eine grundsätzliche Auswahlmöglichkeit besteht und der Prozess zur Ausschreibung von vakanten Sitzen des Bankrats künftig verbindlich geregelt ist».
Grüne Hypotheken auch für Geschäfts- und Gewerbebauten
Derweil setzt die AKB ihren Nachhaltigkeitskurs in einem anderen Geschäftsbereich fort. Neu gibt es die sogenannte Green Hypothek nicht nur für Privatliegenschaften, sondern auch für Geschäfts- und Gewerbeobjekte. Diese Hypothek bietet gemäss einer Mitteilung auf den Laufzeiten von zwei bis zehn Jahren einen Zinsvorteil gegenüber Standardzinssätzen von üblichen Festhypotheken.
Mit der Green Hypothek leiste man einen Beitrag zur umweltfreundlichen Bautätigkeit und zur Reduktion der CO2-Emissionen, teilt die Bank mit. 2020 und 2021 wurde mit dem nachhaltigen Hypothekarprodukt auf dem selbst bewohnten Wohneigentum eine Reduktion von rund 490 Tonnen CO2 erreicht. Dies entspricht den jährlichen CO2-Emissionen von knapp 400 neuen, handelsüblichen Personenwagen, teilt die AKB mit.