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Stimmrechtsalter 16: Junge sollen Verantwortung mit übernehmen dürfen

Das breit abgestützte Komitee von Jungparteien wirbt für die Stimmrechtsalter-16-Initiative. Man nehme damit niemandem etwas weg, zeige den Jungen aber, dass ihre Meinung zählt: «Betroffene werden so zu Beteiligten.»

Am 24. November kommen nebst vier nationalen auch eine kantonale Vorlage zur Abstimmung. Es ist die Initiative für ein Stimmrechtsalter 16. Dass eine parlamentarische Initiative dafür im Grossen Rat vor einiger Zeit nur knapp abgelehnt worden ist, habe ihnen Mut gemacht für die Volksinitiative, sagt Peter Weihrauch von den Jungen Grünen an einer Medieninformation zum Kampagnenstart für die Abstimmung. Mitgetragen wird die Initiative von den Juso, den Jungen Grünliberalen, der Jungen EVP, von Die Junge Mitte, den jeweiligen Mutterparteien sowie den Jungfreisinnigen Freiamt.

«Anliegen kommt von der Jugend und für die Jugend»

Peter Weihrauch neben Anna Lena Van Petegem, Sophie Heinimann und Jacqueline Wick (v.l.n.r.).
Bild: Henry Muchenberger

«Wir wollen das aktive Stimmrechtsalter 16 auf kantonaler Ebene, um mitbestimmen zu können», so Weihrauch. Die Wählbarkeit in ein politisches Amt bleibe bei 18. Ihr Anliegen sei breit abgestützt. Auch von einzelnen Mitgliedern der Jungen SVP gebe es Unterstützung: «Es ist nicht häufig, dass ein Anliegen so breit abgestützt ist und hier auch noch von der Jugend und für die Jugend kommt.»

Mechthild Mus:«Das aktive Stimmrecht für 16-Jährige stärkt die Demokratie.»
Bild: Henry Muchenberger

Mechthild Mus von den Jungen Grünen geht auf den viel gehörten Vorbehalt ein, die meisten Jungen wollten gar nicht abstimmen. Mus: «Das wurde damals auch gegen das Frauenstimmrecht ins Feld geführt. Die Frauen seien nicht daran interessiert und auch nicht in der Lage, sich eine eigene Meinung zu bilden. «Das stimmte natürlich überhaupt nicht und stimmt auch für uns Junge nicht. Das aktive Stimmrecht für 16-Jährige stärkt die Demokratie». Man nehme damit niemandem etwas weg, zeige den Jungen aber, dass ihre Meinung zählt. «Betroffene werden so zu Beteiligten», sagt sie.

Diese aktive Mitgestaltung sei ein wichtiger Schritt, ergänzt Christina Wehrli von den Juso: Damit werde die Verantwortung für die Zukunft an die Generation übertragen, die am meisten davon betroffen ist.

«Medianalter der Abstimmenden heute bei 57»

Noah Elija Reber von der Jungen GLP: «Das Medianalter der Abstimmenden beträgt heute 57. Wir wollen mit dem Stimmrechtsalter 16 auch die Altersbalance ein Stück weit korrigieren.» In Österreich kann man ab 16 an die Urne gehen. Über längere Zeit erhöhe dies die Beteiligung, so die Antwort auf den Vorhalt, die Jungen gingen weniger an die Urne als die Älteren. Längerfristig erhöhe es sie, doppelt Weihrauch nach, Junge stimmten aber selektiver nach Themen ab.

Noah Elija Reber neben Peter Weihrauch und Anna Lena Van Petegem.
Bild: Henry Muchenberger

Ein Ziel sei, «motivierte, junge Leute abzuholen, die mitbestimmen wollen, damit auch andere Anliegen und Perspektiven Gehör finden», betont Anna Lena Van Petegem (Jugendparlament Baden). Das sei unglaublich wichtig für die Stärkung der Demokratie.

Sophie Heinimann und Jacqueline Wick.
Bild: Henry Muchenberger

Sophie Heinimann von den Juso verweist darauf, dass im Kanton Aargau – erfreulicherweise – politische Bildung ein Pflichtfach ist. Die Schülerinnen und Schüler sind dann genau in dem Alter, in dem sie mit 16 abstimmen könnten. In diese Kerbe hieb auch Jacqueline Wick von der Jungen Mitte: Die Jungen bekommen damit ein gutes Wissen. «Wenn sie danach aber zwei Jahre lang nicht abstimmen dürfen und damit nicht mitbestimmen können, verlieren wir sie wieder», befürchtet sie. Die Demokratie müsse wie alles andere auch weiterentwickelt werden. Es gelte, jungen Menschen das Vertrauen zu schenken. Deutsche Bundesländer und Österreich hätten damit gute Erfahrungen gemacht.

Wie sehen die Jungen ihre Chancen? Bisher kennt einzig Glarus das Stimmrechtsalter 16. Weihrauch: «Wir glauben daran, zu gewinnen.»

Auch 16-Jährige fällen schon wichtige Entscheide

Ein Gegenargument ist, das Stimmrechtsalter solle bleiben wie das Mündigkeitsalter, also bei 18. Auch da hält das Komitee dagegen. Mit 17 darf man Autofahren lernen, mit 15/16 Jahren fälle man den Entscheid für eine Lehre, könne mit dem Lehrlingslohn einen Töff kaufen, könne beschränkt Verträge abschliessen und rutsche immer mehr in die Verantwortung hinein. Das sieht Mechthild Mus genauso. Sie findet, das Mündigkeitsalter sei nur vorgeschoben: «16-Jährige übernehmen sehr wohl Verantwortung, natürlich können sich Jugendliche schon eine eigene Meinung bilden.»

Was sagen sie dazu, dass manche bürgerliche Politiker befürchten, Junge würden an der Urne eher nach links tendieren? Bei den Jungen gebe es im Vergleich zu den älteren keine grossen Unterschiede in der politischen Ausrichtung, tönt es zurück. Noah Elija Reber sagt, dass Junge bei Sachvorlagen anders abstimmen, im Parteienspektrum gäbe es aber eine Verschiebung. Es gebe dafür viele gute Gründe, «den Jungen eine Stimme zu geben».

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