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Pascale Bruderer: So soll die Schweizer Wirtschaft vom digitalen Franken profitieren

Beim AKB-Wirtschaftskongress in Brugg-Windisch drehte sich alles um digitale Währungen – mit Reden von SNB-Präsident Martin Schlegel und alt Ständerätin Pascale Bruderer.

«Geld braucht es zum Leben – Geld allein ist aber nicht das Leben.» Das schrieb einst der «Grossvater selig» von Patrick Küng in dessen Freundschaftsbuch, als er noch ein Schuljunge war. Küng ist Mitglied der Geschäftsleitung der Aargauischen Kantonalbank (AKB) und begrüsste am Donnerstag 800 Gäste zum AKB-Wirtschaftskongress im Campussaal Brugg-Windisch. «Das hat er rechts reingeschrieben, links klebte er eine alte 5-Franken-Note rein», erzählte Küng. An diese Zeilen habe er sich vor dem Wirtschaftskongress erinnert. Nicht von ungefähr, war er doch dem Thema «Digitale Währungen in der Schweiz» gewidmet.

Martin Schlegel hatte die Einladung der AKB noch als Vize-Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) angenommen. Der Donnerstag war sein 38. Tag als SNB-Präsident. Womöglich sei das ja sein erster Grossanlass in seiner verantwortungsvollen neuen Rolle, sagte Küng. Falls dem so wäre, «würden wir den Teil Ihrer Biografie, die auf den heutigen Abend zurückblickt, finanziell sehr gern unterstützen», fuhr Küng weiter und sorgte damit für das erste kollektive Lachen an diesem Abend.

Der grosse Nachteil der Kryptowährungen

Vor einigen Jahren wäre das Thema des Abends nur etwas für Spezialisten gewesen, meinte Schlegel mit Blick auf den Grossaufmarsch. «Digitale Währungen sind immer noch ein Nischenphänomen», sagte er. Die Welt zählt heute 9000 Kryptowährungen, die in den letzten rund zehn Jahren entstanden sind und deren Gesamtwert 2,5 Milliarden Dollar beträgt. Ihr grosser Nachteil für den Zahlungsverkehr sei ihr stark schwankender Wert. Im Gegensatz dazu hat die SNB den Auftrag, für ein stabiles Geldsystem zu sorgen, in dem die Schweizer Währung ihren Wert behält.

Nationalbankpräsident Martin Schlegel.
Bild: Alex Spichale

Für die SNB stehe die Erfüllung ihres gesetzlichen Auftrages im Zentrum. Einer digitalen Schweizer Währung stehe sie zwar offen gegenüber. Ob die neue Technologie den Durchbruch schaffe, sei aber noch unklar. Zurzeit sieht sie aber keinen Bedarf dafür, einen digitalen Franken herauszugeben. Ausserdem werde das jetzige Zahlungssystem weiterentwickelt – im August wurden bekanntlich die Instant-Zahlungen eingeführt, dank denen Beträge innert weniger Sekunden überwiesen werden können. «Sie werden die Basis sein für weitere Innovationen», kündigte Schlegel an.

«Zentralbanken schlafen nicht»

Bargeld werde auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Kürzlich hat die SNB einen Gestaltungswettbewerb für die nächste Banknotenserie lanciert. Auf eine Frage aus dem Publikum bestätigte er, dass die SNB mit Zentralbanken anderer Staaten zusammenarbeite, was die digitale Entwicklung betrifft. «Zentralbanken schlafen nicht. Sie bauen Know-how auf.» In einem Pilotprojekt hat die SNB digitales Geld ausgegeben und so Geschäftstransaktionen mit Banken abgewickelt.

«Technisch sind wir parat»: Unternehmerin und alt Ständerätin Pascale Bruderer setzt auf einen zukünftigen digitalen Franken.
Bild: Alex Spichale

Zuversichtlicher zeigte sich die ehemalige Aargauer Ständerätin Pascale Bruderer. Nicht von ungefähr, ist sie doch Gründerin und Verwaltungsratspräsidentin von Swiss Stablecoin. Das Schweizer Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, einen digitalen Franken für die breite Bevölkerung einzuführen. «Technisch sind wir parat», sagte sie. Rechtliche Fragen seien allerdings noch offen. Vor allem sei eine neue Regulation geplant. Diese will die Swiss Stablecoin abwarten. Ewig werde das aber nicht mehr dauern.

Tiefere Gebühren als bei Kreditkarten

Bruderer betonte, dass ein digitaler Schweizer Franken ein Beitrag zur Währungssouveränität der Schweiz und eine Ergänzung zum jetzigen System wäre. Swiss Stablecoin will vor der Lancierung eines digitalen Franken grosse Partner gewinnen. Ein digitaler Franken käme auch der Schweizer Wirtschaft – Stichwort Wertschöpfung – zu Gute. Konkret bedeutet das: Unternehmen wie Konsumenten könnten von tieferen Gebühren profitieren, als sie heute von Kreditkartenfirmen verbucht werden, deren Gewinn erst noch im Ausland landen.

Darüber hinaus werden in der Branche zusätzliche Anwendungen eines digitalen Franken diskutiert – Bruderer sprach die elektrische ID an, die der Bund für 2026 plant und die mit einer digitalen Währung für Zahlungen genutzt werden könnte. Potenzial sieht Bruderer etwa bei der Zahlung von kleinen Beträgen. Swiss Stablecoin schwebt ein nachhaltiger digitaler Franken vor – einer ohne eine «riesen Rechenleistung», so Bruderer.

Die Digitalisierung sei für den Kanton eine Schlüsselaufgabe, sagte der Aargauer Landammann Markus Dieth in seinem Grusswort. Damit sprach er auch die Herausforderung an, die Menschen zu befähigen, dass sie sich in der digitalen Welt zurechtfinden. Kanton und Aargauer Gemeinden haben erst kürzlich eine Absichtserklärung zur digitalen Verwaltung unterschrieben und wollen Prozesse bündeln. Kantone, deren Dienstleistungsangebot schnell, komplett und sicher sei, hätten einen Vorteil.

Landammann Markus Dieth bei seinem Grusswort.
Bild: Alex Spichale

Eine Frage aus dem Publikum – wie die AKB mit Kryptowährungen umgeht – nahm Patrick Küng zum Abschluss auf. AKB beobachte die Entwicklung der Kryptowährungen, deren Kauf mit nicht zu schätzenden Risiken und Wertschwankungen verbunden sei. «Wir verzichten aber auf Beratung und Empfehlungen», sagte Küng. Kunden könnten jedoch auf eigene Risiken Kryptowährungen über die AKB-Plattform kaufen.