Aktiv oder faul? Das Wesen der Katze hängt von ihrer Rasse ab
Katzen gelten als eigenwillig und selbstbewusst, doch haben sie auch eine individuelle Persönlichkeit? Ein finnisches Forscherteam beantwortet nun diese Frage mit einem klaren Ja. Offenbar hängt ihr Charakter stark von der Rasse ab.
Zwar gab es schon diverse Studien zum Wesen und Verhalten von Katzen. Doch die meisten davon erfolgten im Labor, wo die Tiere sich nicht so verhalten, wie sie es in ihrem Alltag tun. Ein Forscherteam der Universität Helsinki hat deswegen die Halter von über 4300 Katzen aufgefordert, ihren schnurrenden Untermieter dort zu beobachten, wo er sich am ungezwungensten verhält: zu Hause.
In einem 138 Fragen starken Interviewbogen sollten sie dann nicht nur die Ergebnisse ihrer Beobachtungen protokollieren, sondern auch Angaben zum Geschlecht, zum Alter und der Rasse des Vierbeiners machen.
Ein bis drei Monate später wurde dieses Prozedere wiederholt, um durch einen Vergleich der beiden Bögen die verlässlichen Antworten herausfiltern zu können. Dabei zeigte sich, dass es vor allem zwei Eigenschaften sind, mit denen Katzen ihrem Halter Kummer bereiten: einerseits eine unzureichende Hygiene, also etwa der unsachgemässe Gebrauch des Katzenklos oder das Urinieren irgendwo im Haus; und andererseits eine übermässig leckende Fellpflege und anschliessendes Herauswürgen der dabei anfallenden Reste.
«Solch ein Verhalten ist zwar im eigentlichen Sinne kein Persönlichkeitsmerkmal», betont Studienleiterin Salla Mikkola. «Aber es kann ein Hinweis auf Stress sein, in dem sich die Katze gerade befindet.»
Verspielte Abessinier und tiefenentspannte Perser
Deutlich individueller wird es bei diesen fünf Merkmalen: Verspieltheit, Ängstlichkeit, Aggressionen gegenüber Menschen, Aggressionen gegenüber anderen Katzen, Geselligkeit gegenüber Menschen, Geselligkeit gegenüber anderen Katzen. Ein Mehr oder weniger in diesen Bereichen prägt wesentlich die Persönlichkeit einer Katze.
Wobei die einzelnen Faktoren durchaus einen Zusammenhang haben können. So zeigten beispielsweise jene Katzen, die sich dem Menschen gegenüber feindselig verhielten, eine ausgesprochen gute Verträglichkeit mit ihren Artgenossen. «Damit hatten wir nicht gerechnet», so Mikkola. Denn bis dahin habe man gedacht, dass Katzen in ihrer Aggressivität nicht zwischen Mensch und ihresgleichen unterscheiden würden.
Ausserdem gilt trotz aller individuellen Persönlichkeit, über die eine Katze verfügen mag: Ihr Verhalten wird auch wesentlich durch ihre Rasse geprägt. «Am aktivsten und verspieltesten sind Bengal-Katzen und Abessinier», betont Verhaltensforscherin Mikkola. Wobei das bei den Bengalen auch bedeutet, dass sie einen ausgeprägten Jagdtrieb haben und immer wieder Vögel und Mäuse nach Hause bringen. Wer das alles nicht will und auf tiefenentspannte Miezen steht, sollte sich Perser oder Ragdolls anschaffen.
Siamesen und Balinesen betreiben hingegen die exzessivste Fellpflege, während Russisch- Blau- und Hauskatzen-Mischlinge die höchsten Werte auf der Ängstlichkeitsskala haben. Der höchste Eigenbrötler-Wert lässt sich der Türkisch-Van-Rasse zuschreiben. Denn sie verhält sich, wie die finnischen Forscher herausgefunden haben, dem Menschen gegenüber ausgesprochen aggressiv, kann aber – im Unterschied zu anderen humanfeindlichen Katzenrassen – auch mit ihren Artgenossen nichts anfangen.