«Brücke zwischen der ‹äusseren› Welt und dem Heim»: So wichtig sind Freiwillige in Alterszentren
Weil sie frischen Wind, neue Ideen, Zeit und Geduld mitbringen. Weil sie eine Brücke bilden zwischen «der ‹äusseren› Welt und dem Heim». Und auch, weil dank ihnen überhaupt eine Cafeteria betrieben werden kann. All diese Gründe – und mehr – nennt Liliana Stiens, Leiterin des Alterszentrums Chestenberg (Gemeinden Möriken-Wildegg, Brunegg und Holderbank), auf die Frage, was der Einsatz von Freiwilligen im Zentrum so wertvoll macht.
Rund vierzig Personen engagieren sich in Möriken-Wildegg freiwillig. Überwiegend Frauen, vor allem Pensionierte, aber auch ganz Junge – die jüngste Person sei etwa 11 Jahre alt. Sie betreiben 365 Tage im Jahr die Cafeteria, sind im Mahlzeitendienst im Einsatz und gehen mit den Bewohnenden spazieren, hören ihnen zu, lesen vor und spielen Spiele mit ihnen.
«Da wir eine dörfliche Institution sind, kennen sich alle untereinander seit Jahren, und die Freiwilligen kennen auch die Biografien der Bewohnenden, was sehr wertvoll ist für eine gewisse Kontinuität und für das Aufrechthalten der eigenen Geschichte, wenn die Erinnerungen im Alter schwinden», so Stiens. Es werden aktuell aber auch weitere Freiwillige gesucht. Im entsprechenden Aufruf in der dorfeigenen «MöWi-Zytig» schreibt die Zentrumsleiterin: «Unsere Einrichtung könnte ohne die wertvolle Unterstützung der Freiwilligen nicht in dieser Weise funktionieren.»
Freiwillige schenken unbeschwerte Momente
Auch das Alterszentrum am Hungeligraben in Niederlenz,das kürzlich sein 40-jähriges Bestehen feierte, baut aktuell einen Freiwilligendienst auf. Rund zehn Personen sind schon im Einsatz, jassen mit den Bewohnenden, sind bei Aktivitäten dabei oder rufen gleich selbst solche ins Leben, wie das «offene Stricken».
Man müsse keinen pflegerischen Hintergrund haben, um sich zu engagieren, sagt Rut Palmeiro, Leitung Pflege und Betreuung. «Angesprochen sind alle, die ihren Mitmenschen gerne Zeit und unbeschwerte Momente schenken wollen.» Sie beschreibt den Wert der Arbeit unter anderem so: «Es nimmt sich jemand speziell für einen Bewohnenden einzeln Zeit oder auch für eine spezifische Gruppe, was den Mitarbeitenden im Alltag leider nicht immer möglich ist.» Das sei situativ eine Entlastung für die Pflege und «gegebenenfalls sogar für die Angehörigen, da sie wissen, dass ihr Familienangehöriger besucht wird, falls sie nicht über viele freie Kapazitäten verfügen».
Im Alter von 28 bis 85
Im Alters- und Pflegeheim Länzerthus in Rupperswil (Auenstein, Hunzenschwil, Schafisheim und Rupperswil) sind gemäss Geschäftsführerin Patrizia Steinacher rund fünfzig Freiwillige im Besuchs- und Mahlzeitendienst im Einsatz. Und eine ganz besondere Aufgabe kann man im Heim noch übernehmen: Mit dem eTriBike, einer Elektro-Velo-Rikscha, mit den Bewohnenden Ausfahrten unternehmen.
Die Altersspanne der Freiwilligen bewege sich zwischen 28 und 85 Jahren. Anforderungen seien unter anderem psychische und physische Stabilität, Verständnis und Abgrenzungsfähigkeit. Der berufliche und schulische Hintergrund ist, wie bei den anderen Zentren, nicht massgebend. «Freiwillige Mitarbeitende sind keine Konkurrenz zum bezahlten Personal, sondern ergänzen und unterstützen das professionelle Personal des Länzerthus», so Steinacher. «Sie können wichtige Bezugspersonen für unsere Bewohnenden werden.» Im Länzerthus kümmert sich eine Mitarbeiterin im Teilzeitpensum ausschliesslich um die Koordination der Freiwilligen.
Grösseres Angebot
Dank der Freiwilligen «kann man sicherstellen, dass Personen, die nicht mehr selbst kochen können, sich gesund und regelmässig ernähren». Das sagt Alex Häusermann, Leiter des Alterszentrums Mittleres Wynental (Teufenthal, Unterkulm, Oberkulm, Gontenschwil und Zetzwil). Denn: Aus der Küche des Zentrums in Oberkulm werden warme Mahlzeiten in private Haushalte geliefert. Dies in Zusammenarbeit mit der Spitex – und eben Helferinnen und Helfern. Rund 25 Personen seien im Einsatz.
Bei der Stiftung Dankensberg in Beinwil am See erfüllen die Freiwilligen ebenfalls eine wichtige Funktion. Für die selbsttragende Stiftung sei es so möglich, ein grösseres Aktivierungsangebot – auch hier etwa spielen oder spazieren – anzubieten. «In unserer Cafeteria können wir dadurch die Preise tief halten, von dem können auch unsere Bewohnenden profitieren», sagt Institutionsleiterin Monika Zimmermann. Die Cafeteria wird jeweils am Nachmittag durch freiwillige Frauen über 65 bedient.
Eines ist allen befragten Zentren gemein: Sie sind immer wieder auf der Suche nach Freiwilligen. Wer sich interessiere, solle sich gerne melden.