Sie sind hier: Home > Analyse > Kollektives Wegschauen: Die drei Äffchen und das CS-Trauerspiel

Kollektives Wegschauen: Die drei Äffchen und das CS-Trauerspiel

Nun liegt der langerwartete Bericht der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK) vor. Es wäre gut, läsen ihn alle. Denn bei der nächsten Bankenkrise gibt es vielleicht kein Happy End mehr.

Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen. Die Credit-Suisse-Manager haben sich wie die berühmten drei japanischen Affen ziemlich unbeschadet durch die Krise gemogelt – und das nicht nur in den dramatischen letzten Monaten, sondern vorher schon.

In ihrem Selbstverständnis haben sie alles richtig gemacht, davon zeugen auch ihre Aussagen bei der Parlamentarischen Untersuchungskommission (PUK): Man hätte ihnen einfach noch mehr Ausnahmen gewähren sollen, dann wäre alles gut gekommen. Weder die Milliarden-Bussen, die sie über die vergangenen Jahren zahlen mussten, noch der Umstand, dass zwischendurch auch mal einer aus ihren Reihen seinen Stuhl räumen musste, schienen die CS-Manager zu beunruhigen. Ebenso wenig wie die Verwaltungsräte der untergegangenen Bank oder die Aktionäre, die diese Jahr für Jahr wiedergewählt hatten.

Weggeschaut hat auch die Überwachungsbehörde, die Finanzmarktaufsicht. So forderte sie zwar besseres Personal für den CS-Verwaltungsrat, liess sich dann aber mit abschlägigen Antworten abspeisen. Genau hinschauen mochte auch die Nationalbank nicht, schliesslich wollte sie nicht in den Schlamassel hineingezogen werden.

Wenig Interesse an dem sich abzeichnenden CS-Debakel zeigte der Gesamtbundesrat. Zwar haben der frühere Finanzminister Ueli Maurer und seine Nachfolgerin Karin Keller-Sutter ihre Kollegen zuerst sehr selten, mit einer Ausnahme nur mündlich und nur «summarisch» informiert. Doch die anderen hätten auch mal nachfragen können. Spätestens im dramatischen Oktober 2022 wurde jedem Zeitungsleser klar, dass es schlecht stand um die Schweizer Traditionsbank. Als Maurer die für den 4. November versprochene CS-Bundesratssitzung wieder absagte, war das dem Restgremium offensichtlich auch recht. Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen.

Dennoch: Die CS konnte letztlich geregelt, innerhalb der UBS abgewickelt und eine Finanzkrise abgewendet werden. Deshalb stellt die PUK der Regierung und den Behörden ein grundsätzlich gutes Zeugnis aus. Die Kritikpunkte sollten die verschiedenen Stellen jedoch ernst nehmen. Beim nächsten kollektiven Wegschauen könnte die Sache nicht so glimpflich ausgehen.