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Angriff der Problemwölfe

Wer wie ich den ganzen Tag damit beschäftigt ist, die Website einer Zeitung mit News zu füttern, der sollte sich auf wenig Erfreuliches einstellen. Letzten Dienstag erreichte mein ganz persönlicher horror mundi eine neue Dimension. Das Blut wollte mir in den Adern gefrieren, als ich las: Greifen die Bündner Problemwölfe bald auch Menschen an? Ich stellte mir blutrünstige Wölfe vor, deren messerscharfe Zähne sich in gieriger Mordeslust in die Kehlen von Wanderern und Alphirten bohren. Aber was genau ist eigentlich ein Problemwolf? Ich las, was David Gerke, laut Artikel einer der besten Wolfskenner der Schweiz, zu den Problemwölfen sagt. Ich fasse zusammen: Ein Problemwolf ist ein Wolf, der ein wenig schlauer ist als der Durchschnitt. Einem Problemwolf gelingt es, feindliche Linien zu durchbrechen und grossen Schaden anzurichten. Heisst konkret: Der Problemwolf konnte mit zwei seiner Kumpels aus seinem Problemrudel sämtliche Herdenschutzmassnahmen umgehen und eine Kuh töten. Nicht aus Mordeslust, sondern weil Wolfswelpen einen Bärenhunger haben und bis im Winter kräftig wachsen müssen. Aus dem Angriff auf die Kuh kann man laut Gerke keinerlei Gefahr für den Menschen ableiten. Trotzdem soll der Problemwolf wegen seines «notorisch problematischen Verhaltens» nun abgeschossen werden. Übrigens: Rund 80 Wölfe lebten Ende 2020 in der Schweiz, Rindviecher sind es ein paar mehr: rund 1,5 Millionen. Die Rindviecher gehören Bauern, und diese wollen ihre Tiere natürlich selber töten und ihr Fleisch verkaufen, statt es einem Problemwolf und seinen Problemwelpen zu verschenken. Ich bin tief erschüttert, das Leid der Kuh-Familie und ihres Besitzers kann ich nur erahnen. Jetzt muss eine positive News her, um den Rest des Arbeitstages zu überstehen. Ich finde eine mit dem Titel «Kiews neue Wunderwaffe?». Im Artikel wird das Mehrfachraketenwerfersystem Himars gefeiert, von denen die USA dem ukrainischen Schauspieler einige spendiert haben. Dank 80 Kilometern Reichweite und grosser Feuerkraft können die Verteidiger der westlichen Demokratien damit feindliche Linien durchbrechen und grosse Schäden auf russischer Seite anrichten, ohne selbst in Reichweite der russischen Artillerie zu sein. Wenn das keine clevere Problemlösung ist!

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