Stiftungsparadies Schweiz: Die Credit Suisse entdeckt ein lukratives Kundensegment
Im vergangenen Jahr wurden 365 Stiftungen gegründet, also täglich eine. Insgesamt gibt es hierzulande 13’524 gemeinnützige Stiftungen, die ein Stiftungsvermögen von rund 100 Milliarden Franken halten. Damit nimmt der Schweizer Stiftungsstandort einen globalen Spitzenplatz ein, wie Swiss Foundations festhält, der Verband der hiesigen, gemeinnützigen Förderstiftungen.
So viel Geld will verwaltet werden, weshalb der Stiftungssektor für die Banken ein attraktives Kundensegment ist. Und so lanciert die Credit Suisse diese Woche ein neues «Stiftungsmandat». Dabei handelt es sich um eine «Anlagelösung» mit starkem Schweizer Fokus und Nachhaltigkeitsanspruch, wie Isabelle von Jeinsen erklärt, die Leiterin des bankinternen, 2019 gegründeten Kompetenzzentrums Gemeinnützige Stiftungen. «Damit wollen wir Stiftungsräte bei ihrer Arbeit unterstützen und ihnen helfen, das Vermögen in Übereinstimmung mit dem Zweck und den Werten der Stiftung zu investieren.» Und auch gewinnbringend zu investieren. Denn nur so könnten die Stiftungen ihre Aktivitäten fortsetzen und folglich auch ihren Zweck erfüllen, wie von Jeinsen ergänzt.
Das garstige Zinsumfeld macht eine Professionalisierung notwendig
Die nun seit Jahren anhaltende Tief- respektive Negativzinsperiode hat das Bedürfnis der Stiftungen nach professioneller Vermögensanlage verstärkt. «Viele gemeinnützige Stiftungen waren längere Zeit eher passiv in der Vermögensverwaltung», sagt auch von Jeinsen. Das schwierige Zinsumfeld habe das Bewusstsein für eine «aktivere und progressivere Herangehensweise an finanzielle Angelegenheiten» befördert.
Wie viele Stiftungen zur CS-Kundschaft gehören, weist die Bank nicht aus. Sie gibt nur so viel preis: Darunter sei alles zu finden, sagt von Jeinsen, «die ganze Palette» – von der Kleinstiftung, deren Zweck sich auf die Förderung einer spezifischen, lokalen, kulturellen oder sozialen Einrichtung beschränke, bis zur grossen Stiftung mit grossem Vermögen, die weltweit aktiv ist.
Das CS-Kompetenzzentrum zählt derzeit nebst von Jeinsen zwei weitere Mitarbeitende sowie 20 sogenannte «Stiftungsambassadoren». Das sind regionale Kundenberaterinnen und Kundenberater der Credit Suisse, die unter anderem auch Kurse in Kooperation mit dem Center for Philanthropy Studies an der Universität Basel absolviert haben. Die CS-Ambassadoren garantieren laut von Jeinsen nicht nur eine «regionale Verankerung», sondern bringen eben auch ein stiftungsspezifisches Wissen mit. Denn Stiftungen seien eben weder Privat- noch Firmenkunden, sondern hätten ganz eigene Bedürfnisse.
Stiftungsdichte: Spitzenposition für Basel-Stadt, letzter Platz für Aargau
Die Stiftungshochburg der Schweiz ist in absoluten Zahlen übrigens Zürich: Der Kanton zählt insgesamt 2232 gemeinnützige Stiftungen – gefolgt von den Kantonen Bern (1390), Waadt (1370), Genf (1294), Basel-Stadt (908) und Tessin (819). Bei der Stiftungsdichte schwingt Basel-Stadt oben auf – mit gut 46 Stiftungen pro 10’000 Einwohnerinnen und Einwohner. Auf den weiteren Podestplätzen sind Zug und Glarus mit je rund 30 Stiftungen, das Schweizer Mittel liegt bei 15,5 Stiftungen. Der Kanton mit der tiefsten Stiftungsdichte ist der Aargau mit gerade mal 7 Stiftungen pro 10’000 Personen.