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«Wir wollen Rüebli, keinen Atommüll!»: Velo-Demo gegen AKW und Endlager im Bözberg macht Halt im Aargau

Am Montag haben rund 50 Personen in Windisch gegen Atomkraftwerke und ein Endlager im Aargau demonstriert. Dies nur einen Tag, nachdem ein rechtsbürgerliches Komitee eine Initiative gegen das Bauverbot für neue AKW angekündigt und FDP-Präsident Thierry Burkart längere Laufzeiten der Reaktoren gefordert hatte. 

Angesichts der drohenden Stromknappheit flammt momentan eine Debatte auf, die manche längst für beendet hielten: jene darüber, wie lange die Schweiz noch auf Atomstrom setzen soll. Sowohl die Aargauer FDP als auch die SVP haben sich in den vergangenen Monaten dafür ausgesprochen, die Laufzeit der bestehenden Atomkraftwerke zu verlängern. Damit, so die beiden Parteien, sollen drohende Stromengpässe verhindert werden.

So zog etwa FDP-Präsident Thierry Burkart kürzlich sogar Subventionen in Betracht, um die bestehenden Atomkraftwerke zu sanieren und eine längere Laufzeit zu ermöglichen. Ein rechtsbürgerliches Komitee kündigte am Wochenende zudem eine Initiative an, um das Bauverbot für neue AKW aufzuheben. Dazu kommt, dass die Nagra im September ihre Empfehlung zum Standort des Atommüll-Endlagers abgeben will.

Sowohl die Debatte über verlängerte Laufzeiten als auch jene über das Atommüll-Endlager wurden am Montag an einer Velo-Demo in Windisch thematisiert, bei der Atomgegner aus der Schweiz und Deutschland zusammenkamen. Die Strecke der Velo-Demonstrierenden führt vom deutschen Kahl am Main nach Freiburg, wobei die Gruppe auch in Windisch hielt. Dort stiess sie zur Mahnwache, die seit dem Unfall von Fukushima regelmässig vor dem Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi) stattfindet.

Colette Basler: «Hier sollen Rüebli im Boden wachsen, kein Atommüll»

Nach der Mahnwache versammelten sich die Aktivistinnen und Aktivisten auf dem Campusplatz der Fachhochschule, um dort zu demonstrieren. Dort hielt unter anderem SP-Grossrätin Colette Basler eine Ansprache, in der sie über den anstehenden Entscheid zum Standort des Endlagers für Atommüll sprach. Sie kritisierte die Entscheidungsgrundlage der Nagra für deren Empfehlung über den endgültigen Standort, der im September gefällt werden soll.

SP-Grossrätin Colette Basler kritisierte, für einen Entscheid über ein Atomendlager im Bözberg gebe es zu viele offene Fragen.
Dominic Kobelt

«Wir haben immer noch keine Ahnung, was uns erwartet, wenn das Endlager in den Bözberg kommt. Es gibt viel zu viele offene Fragen», so Basler. Lieber warte sie noch länger auf den Standort-Entscheid, als dass dieser überstürzt getroffen werde. Der Aargau, so Basler, solle ein Ort sein, «wo Rüebli im Boden wachsen, kein Atommüll». Dazu komme, dass der Aargau bereits genug Lasten für das ganze Land trage. «Der Aargau hat bereits drei Atomkraftwerke und trägt einen wichtigen Teil des nationalen Verkehrs. Das ist genug», so die Grossrätin.

Max Chopard: «Der Aargau ist im Fadenkreuz der Nagra»

Ähnlich äusserte sich auch Max Chopard, SP-alt-Nationalrat und Präsident des Vereins «Kein Atommüll im Bözberg» (Kaib). Der Aargau, so Chopard, befinde sich «im Fadenkreuz der Nagra». Dies sei gefährlich, weil der Bözberg nicht der beste Standort für das Atommüll-Endlager sei. Gegen ein Atommüll-Endlager im Bözberg sprechen aus Chopards Sicht vor allem zwei Gründe.

Max Chopard-Acklin, Präsident des Vereins «Kein Atommüll im Bözberg» (Kaib) sowie ehemaliger Grossrat und Nationalrat der SP, will die Atomkraftwerke möglichst rasch abstellen.
Dominic Kobelt

Zum einen das Wasservorkommen im Aargau, das durch das Endlager gefährdet würde. Zum anderen sei der Bözberg auch geologisch aktiver als andere Regionen in der Schweiz, was dazu führe, dass ein Endlager an diesem Standort einem grossen Risiko ausgesetzt sei. Ausserdem kritisierte auch Chopard, dass die Nagra diesen September eine Standortempfehlung abgeben will. Dieser Schritt komme «überstürzt», was gegenüber folgenden Generationen unverantwortlich sei, so der alt Nationalrat.

Schliesslich kritisierte Chopard, dass die SVP und die FDP eine Verlängerung der geplanten Laufzeit in Betracht ziehen. Dies sei kurzfristig und gefährlich. «Stoppen wir die Atommüll-Produktion», rief er die Teilnehmenden der Demo auf – und löste damit zustimmende Rufe aus dem Publikum aus.