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Für eine Metallmünze aus dem Mittelalter wird neun Stunden gesucht: Der Kanton Aargau stellt Funde von Freiwilligen aus

In der diesjährigen Ausstellung in der «Vitrine Aktuell» präsentiert die Kantonsarchäologie erstmals Funde, die von Detektorgängerinnen und -gängern im Rahmen des Freiwilligenprogramms in den vergangenen fünf Jahren geborgen wurden. Die Vernissage findet am 10. November statt.

Geduldig gehen Freiwillige der Kantonsarchäologie Felder und Wiesen auf und ab. Sie suchen mit dem Detektor nach archäologischen Objekten. Im Rahmen des Freiwilligenprogramms der Abteilung Kultur waren in den letzten fünf Jahren 30 Freiwillige unterwegs, wie der Kanton Aargau in einer Mitteilung schreibt. Jetzt werden ihre Funde erstmals in einer kleinen Ausstellung in der «Vitrine Aktuell» im Vindonissa Museum präsentiert. Die Ausstellung dauert rund ein Jahr.

Geduld, Geduld, Geduld: Neun Stunden für eine Münze

Die Suche nach Metallfunden erfordert Geduld. Denn: In erster Linie findet sich der Zivilisationsschrott der letzten Jahrhunderte. In Wiesen, Wäldern und Feldern liegt Altmetall wie Kronkorken, Cervelatringe, Aludosen, Nägel und allerlei Eisenklumpen. Das zeigt auch das nachfolgende Bild:

Freiwillige haben für die Kantonsarchäologie mit Detektoren nach archäologischen Objekten gesucht. Vorderhand handelt es sich um Schrott.
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Die von der Kantonsarchäologie beauftragten Freiwilligen bergen alle Metallobjekte, die sie orten. Unter dem eingesammelten Schrott befinden sich maximal fünf Prozent an Objekten von archäologischem Interesse. Bis man eine Münze aufspürt, dauert es beispielsweise im Schnitt neun Stunden. Nur die aussagekräftigen archäologischen Objekte gelangen in die archäologische Sammlung. Zuvor werden sie fachgerecht konserviert, damit sie nicht weiter zerfallen. Insbesondere Eisenfunde erfordern eine aufwendige Behandlung, damit die Korrosion nicht weiter voranschreitet.

Ein solches Eisenobjekt ist das zentrale Ausstellungsobjekt in der «Vitrine Aktuell». Die sogenannte Dolabra wurde 2019 von Freiwilligen in Würenlingen entdeckt. Diese Pionieraxt gehörte zur Ausrüstung der römischen Legionäre und wurde bei Schanz- und Rodungsarbeiten verwendet. Der Fund trug massgeblich dazu bei, drei Wallanlagen als römische Übungslager zu interpretieren.

Freiwillige finden in erster Linie Zivilisationsschrott der letzten Jahrhunderte. Die Ausnahme: Eine sogenannte Dolabra, eine römische Pionieraxt für Schanz- und Rodungsarbeiten, trug dazu bei, drei Wallanlagen als römische Übungslager zu interpretieren.
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Hot oder Schrott?

Neben der Dolabra ist als Kontrapunkt das aufgesammelte Altmetall inszeniert. Es verdeutlicht die Mengenverhältnisse zwischen «Hot» – den archäologischen Objekten – und dem Schrott. Darunter fänden sich auch einige Kuriosa und Alltagsgegenstände wie Hundemarken, Taschenmesser und sogar eine Ehrenmedaille, die die Freiwilligen gefunden haben, schreibt der Kanton.

Die Freiwilligen sind mit einer Fragestellung in eng definierten Suchperimetern unterwegs. Sie helfen dabei, neue Fundstellen zu entdecken und alte Fundmeldungen zu überprüfen oder zu widerlegen. Damit verbessere sich der Kenntnisstand zu den archäologischen Fundstellen, was letztlich dabei helfe, die Fundstellen besser zu schützen, heisst es in der Mitteilung weiter.

Die Funde aus dem Freiwilligenprogramm werden erstmals in der Öffentlichkeit präsentiert. Die Vernissage der kleinen Ausstellung in der «Vitrine Aktuell» findet am Donnerstag, 10. November 2022, um 19.00 Uhr im Vindonissa Museum statt. Der Eintritt ist frei. Der Freiwilligenmanager der Kantonsarchäologie stellt die Funde vor und im Anschluss wird ein Apéro serviert. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Die Präsentation zeigt im Weiteren rund sechzig archäologisch relevante Funde aus verschiedenen Epochen, die während der letzten fünf Jahre im Freiwilligenprogramm zum Vorschein kamen. Darunter finden sich Münzen und sogenannte Plomben, also Warenmarken. Diese helfen, Warenströme der letzten Jahrhunderte nachzuvollziehen. Münzen erlauben es insbesondere in der römischen Zeit, Siedlungsentwicklungen nachzuzeichnen. Ausgestellt sind ausserdem Werkzeuge, Waffen und Alltagsobjekte sowie Kleiderverschlüsse und Schmuck aus mehreren Jahrtausenden.