Pritzker-Preis für David Chipperfield: Architekt des Kunsthaus-Neubaus erhält wichtigste Auszeichnung
Seine Museumsbauten sind bekannt – und auch Zürich hat sich von Architekt David Chipperfield einen eindrücklichen Erweiterungsbau für das Kunsthaus bauen lassen. 2021 wurde der «Chipperfield»-Bau eröffnet und polarisiert seither – in erster Linie nicht aber wegen seiner monumentalen Erscheinung am Heimplatz, sondern vielmehr wegen der strittigen Bührle-Sammlung, die er unter anderem auf seinen 5000 Quadratmetern beherbergt. An der ebenfalls vielkritisierten Zürcher Europaallee entwarf er ein Bürobau für eine Grossbank. In Berlin gestaltete er die Museumsinsel und sanierte die Neue Nationalgalerie im ikonischen Bau von Ludwig Mies van der Rohe (1886-1969).
Nun erhält der Brite den diesjährigen Pritzker-Preis für Architektur. «Subtil und doch kraftvoll, gedämpft und doch elegant, ist er ein produktiver Architekt, der radikal in seiner Zurückhaltung ist und seine Ehrfurcht vor Geschichte und Kultur demonstriert», teilte die Jury am Dienstag mit. Der Pritzker-Preis ist die renommierteste Auszeichnung der Architektur-Branche und mit 100 000 Dollar dotiert. Der 69-Jährige teilte mit: «Ich bin so überwältigt, diese aussergewöhnliche Ehre zu erhalten und mit den früheren Empfängern verbunden zu sein, die alle so viel Inspiration für den Beruf gegeben haben.»
Seinen Durchbruch hatte er in Japan
David Chipperfield ist bekannt für seinen Pragmatismus. Ein gutes Beispiel ist das britische River and Rowing Museum. Es verbirgt sich mitten im Grünen, am Ufer der Themse in der Stadt Henley. Tradition in Form von verwittertem Holz trifft dort auf Moderne. Seine Karriere begann Chipperfield in den 70er-Jahren. Er erhielt die Möglichkeit, in den Büros der Architektur-Stars Norman Foster und Richard Rogers zu arbeiten. 1984 machte er sich selbstständig – der Entwurf eines Ladens für den japanischen Modedesigner Issey Miyake brachte den Durchbruch, zuerst in Japan, dann in Europa. Später erhielt er das Bundesverdienstkreuz für seine Arbeit und wurde in den britischen Adelsstand erhoben.
Auch Schweizer Architekten durften den Preis bereits entgegennehmen, 2001 waren es Herzog & de Meuron (erstmals in der Geschichte des Preises ein Duo) sowie 2009 Peter Zumthor. In der Liste der Preisträger finden sich ausserdem bekannte Namen wie Rem Koolhaas und Norman Foster. Die Architektinnen Zaha Hadid und Anne Lacaton (ausgezeichnet gemeinsam mit ihrem Büro-Partner Jean-Philippe Vassal) sind dabei die einzigen Frauen. Im letzten Jahr wurde mit Francis Kéré erstmals ein Architekt ausgezeichnet, der zwar heute in Deutschland lebt, aber auf dem afrikanischen Kontinent geboren wurde.