«Auf welchen Druck wurde neu gewichtet?»: So reagieren die Endlager-Gegner auf den Entscheid zu Nördlich Lägern
Im Gebiet Nördlich Lägern soll ein geologisches Tiefenlager für die Endlagerung von Atommüll gebaut werden. Das bestätigte das Bundesamt für Energie (BFE) am Wochenende. Betroffen sind die drei Aargauer Gemeinden Fisibach, Schneisingen und Siglistorf. Zudem scheint klar, dass die Verpackungsanlage für die radioaktiven Abfälle nach Würenlingen kommt. So reagieren die Vereine, die gegen die Endlager im Aargau gekämpft hatten.
LoTi: «Auf welchen Druck wurde neu gewichtet?»
Der Verein «LoTi – nördlich Lägern ohne Tiefenlager» akzeptiert den Entscheid der Nagra (Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) zum angekündigten Standort nicht, wie es in einer Mitteilung dazu heisst. Es fehle an Transparenz, wieso man nun einen Standort auswähle, der noch vor wenigen Jahren ausrangiert wurde.
Für die Nagra war Nördlich Lägern eigentlich schon 2015 aus dem Verfahren ausgeschieden. Erschwerte Bedingungen für die Bautechnik hätten damals den Ausschlag für die Rückstellung gegeben. Nun stelle sich die Frage auf welchen Druck wurde neu gewichtet wurde und wie glaubhaft eine Organisation sei, die ihren Entscheid in kürzester Zeit um 180 Grad ändere.
LoTi fordert das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (Ensi), die Kommission für Nukleare Sicherheit (KNS) und die kantonalen Behörden auf, den Weg zu einem unsicheren Tiefenlager zu verhindern.
Pro Bözberg: Einsprache vorbehalten
Auch der Verein Pro Bözberg kann den Entscheid nicht nachvollziehen. Dabei wird ähnlich argumentiert: Es sei befremdlich, heisst es in einer Mitteilung, wie ein Standort, der noch vor fünf Jahren den sicherheitstechnischen Vorgaben angeblich nicht genügt habe, nun am besten geeignet sei. Dazu erwarte man von der Ensi und der KNS eine unmissverständliche Stellungnahme.
Es sei zudem kritisch zu hinterfragen, inwieweit ökonomische, politische oder opportunistische Abwägungen die Standortwahl beeinflusst haben könnten.
Zwar stehe das Gebiet Jura Ost nicht mehr zur Debatte. Die bereits bestehende Belastung der Bözberg-Region werde durch die Zwischenlagerung und die künftige Befüllung der Endlagerbehälter in Würenlingen erheblich zunehmen. Man verfolge daher auch diese Projekte mit kritischem Blick. Als einspracheberechtigte Institution behalte sich Pro Bözberg zudem vor, nach Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuchs Beschwerde gegen dessen Genehmigung zu führen.
KAIB: Standortentscheid begrüsst
Anders äussert sich der Verein «Kein Atommüll im Bözberg» (KAIB). Man begrüsse den Vorschlag der Nagra, den Bözberg als möglichen Atommülllagerstandort zu streichen. Der Entscheid zeige, dass die kritische Hinterfragung eines Atommülllagers im Bözberg berechtigt war. Allerdings, so schreibt KAIB weiter, gebe es unabhängig vom aktuellen Nagra-Standortvorschlag noch mehrere offene Fragen. Das Atommüllproblem und die Sicherheit eines Tiefenlagers betreffe schliesslich die ganze Schweiz. (phh)