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Neben seinem Lebenswerk: Der Mathefrosch mag schottischen Single Malt

30 Jahre prägte Adrian Lüthy, 55, aus Attelwil die Aargauische Maturitätsschule für Erwachsene und sie ihn – und er hat noch nicht genug.

Adrian Lüthy, 55, ist Lehrer aus Berufung. Sagt er selber. Er stammt aus einer Pädagogenfamilie. Eltern, Onkel. Und sein Grossonkel war der Attelwiler Lehrer und Dichter Gottlieb Walter Lüthy. «Dabei: Als Bezschüler wollte ich sicher nicht Lehrer werden», erinnert sich der Mann, der seit dem Start der Aargauischen Maturitätsschule für Erwachsene (AME) in Aarau als Mathematiklehrer an Bord dieser Schule ist, die kürzlich ihren 30. Geburtstag feierte.

«Das Unterrichten fällt mir leicht»

Er wurde Lehrer, realisierte, als er Nachhilfeunterricht erteilte, später in einer Privatschule: «Das Unterrichten fällt mir leicht; ich habe Freude daran.» Und so wurde er Lehrer mit Leib und Seele. Früh fand er Spass an der Mathematik, studierte in Bez- und Kantizeiten Mathebücher «als Hobby», war seinen Mitschülerinnen und Mitschülern immer etwas voraus. Es sind die klaren Strukturen, die Adrian Lüthy an der Mathe faszinieren. Analysieren, Regel erkennen und anwenden, denken lernen, Probleme lösen; das hat ihm Spass gemacht. Ebenso macht es ihm jetzt Spass, dies seinen Studierenden mitzugeben.

30 Jahre sind eine lange Zeit. 25 Jahre jung war Adrian Lüthy, als er an der AME zu unterrichten begann. Der Rektor hatte ihn, Lüthy hatte das Studium noch nicht ganz abgeschlossen, angefragt. «Die Studierenden waren zwischen 20 und über 50», erinnert er sich. Eine dankbare Kundschaft, wenn es der Lehrperson gelingt, in den Studierenden die Freude am Lernen, speziell an der Mathematik wieder zu wecken, nachdem ungeeignete Lehrpersonen sie ihnen vielleicht ausgetrieben haben. «Viele glauben an diese Chance eines Neuanfangs und haben deshalb Erfolg», sagt er.

«Ich möchte, dass mein Engagement ansteckt»

Adrian Lüthy kennt nicht nur die Freiwilligen der AME; er hat bis zur Auflösung auch an der privaten Oberstufe in Attelwil, eine Abteilung der Privatschule Wannenhof, unterrichtet. «Megaspannend» sei diese Zeit mit vielen Lernenden mit besonderen Bedürfnissen gewesen. Erziehungsaufgaben seien dazu gekommen.

Auch die Arbeit mit BMS-Studierenden (Berufsmaturität) macht ihm Spass. Und er sieht überall Parallelen zur Erwachsenenbildung: «Ich habe Freude an meinem Fach, und möchte, dass mein Engagement ansteckt; Begeisterung wirkt ansteckend.» Das sind die Highlights des Lehrerlebens: Wenn die Schüler uns Studierenden das Wohlwollen der Lehrperson spüren und der Funke überspringt.

Neues macht Adrian Lüthy nicht Angst. Im Gegenteil: Er engagierte sich beim Ausbau der Institution. Aus der reinen Maturitätsschule für Erwachsene wurde ein Kompetenzzentrum für Erwachsenenbildung. Zuerst wurde der Vorkurs für die Fachhochschule Pädagogik entwickelt, später die Passerelle, die es Absolventen einer Berufsmatura ermöglicht, mit einem Upgrade den Zugang zu allen Studiengängen an Universitäten zu erreichen. «Ein aktuelles Bedürfnis», sagt er.

«Beschäftigung mit Mathe-Didaktik ist (fast) mein Lebenswerk»

Sein längstes und grösstes Projekt ist die Plattform «Mathefrosch». «Lebenswerk», verbessert er und schmunzelt. Mathefrosch ist ein Lehrmittel, angepasst an die Bedürfnisse von Lernenden, die, wie an der AME, weniger als 50 Prozent ihres Studiums im Präsenzunterricht, also einen grossen Teil im Selbststudium zu Hause, absolvieren. Neben dem Lehrmittel umfasst Mathefrosch Online-Tests zum Üben und Material zum Downloaden. Und der jüngste Spross ist ein Youtube-Kanal zum Mathefrosch, den er zusammen mit seinem Physikerfreund Dominic Tschan, ebenfalls an der AME tätig und auch an der Schule in Attelwil sein Kollege, betreut: gezielte Schulung; Gelegenheit zu vertiefen. Der Frosch ist mehr als Hobby.

Zum Whisky kam Adrian Lüthy über ehemalige Studierende, und auf vielen Reisen durch Schottland «hat es mir den Ärmel reingenommen». Land, Kultur, damit verbunden: Whisky-Destillerien. Der Freund des Weins – «alles mit Mass» – wurde zum anerkannten Whisky-Fachmann. Er veranstaltet Degustationen, macht private Tastings oder hilft, wie am Wochenende vom 30. September, auf dem Whisky-Schiff am Hallwilersee. «Ich bin recht sattelfest», sagt er, «wenn es um schottische Single-Malt-Whiskys geht.» Adrian Lüthy, ein Mensch, der nicht nur mathematische Formeln zu geniessen versteht.

«Ich bin mit der Schule noch lange nicht fertig»

Adrian Lüthy weiss selber: Sein Arbeitspensum ist hoch. Während neun Jahren, bis zur Fusion mit Reitnau, sass er auch noch im Gemeinderat. «Spannend und bereichernd» sei die Zeit als parteiloser Gemeinderat gewesen, erinnert er sich. Der Ausgleich – neben der Whisky-Leidenschaft sammelt er auch Filme, zuerst als DVD, inzwischen Bluray und UHD – tut ihm offensichtlich gut, und er selber sagt, mit Garten, Fitness und Computerspielen (seit 40 Jahren!) ergebe das eine «Mischung, die einen gesund bleiben lässt». Keine Burn-out-Gefährdung in Sicht. Zumal er auch der Schule überhaupt nicht überdrüssig geworden ist. «Ich bin noch lange nicht fertig, frage mich immer wieder, was ich am Unterricht verbessern könnte; zudem habe ich Spass am Unterrichten», sagt der Vater zweier Söhne (28 und 26) und einer Tochter (20). Pädagogischer Nachwuchs? «Sieht im Moment nicht danach aus», lacht Adrian Lüthy. Hingegen arbeitet seine Frau in einer Schule als Logopädin und administriert zudem den Mathefrosch.

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