Unsere Grussformeln sind jünger, wie viele meinen
Nach altem Brauch grüssen sich Wanderer unterwegs, auch ohne sich zu kennen. Die traditionellen Grussformeln in der Deutschen Schweiz variieren je nach Gegend und Tageszeit.
Auch nordostschweizerisch grüezi ist ursprünglich eine Formel, entstanden aus dem Satz Grüess i [euch] Gott! Man muss schliesslich ökonomisch mit seiner Stimme umgehen; sogar das österreichische Grüss Gott wird bei starken Grussfrequenzen gern zu Ssgott abgekürzt. Neuerdings gilt für die Wanderwege ein neuer Ausdruck: hallo!
Eigentlich ist hallo kein Gruss, sondern ein Signal. Es kam allgemein auf, als das Telefon eingeführt wurde, also um 1880, aus den USA. Damals entstanden die ersten Belege in Frankreich, und es ist nachgewiesen, dass allô auf englisches hello zurückgeht.
Mit diesem Wort signalisierte man, dass es eine Verbindung gab. In der Pionierzeit des Rundfunks galt das auch für Radiosender: Hallo, hallo, hier Radio Wien!
Hello wiederum wird auf einen deutschsprachigen Ruf zurückgeführt, nämlich hollā. Das muss niemandem spanisch vorkommen; man kann es als einen Ruf interpretieren, der am Ende mit einem langem a verstärkt wird.
Vielleicht war hol der Ruf an einen Fährmann, dass er herüber fuhr, um einen abzuholen. Der Langvokal am Schluss verleiht dem Ruf seine Prägnanz. Weitere Belege auf -aa sind eher selten: «Stilla!» (seid still, Niklaus Manuel). Hingegen kennt man noch viele Rufe auf -oo: Füürioo, Mordioo! Narroo wurde an der Fasnacht gerufen. Und Gottlieb Jakob Kuhns Chilter ruft (halblaut) vor dem Fenster seiner Geliebten: «Hoscho, Eisi, la mi yne!»
Mit holla oder holle meldete sich etwa ein Wanderhändler oder jemand, der ein fremdes Haus betrat. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde holla zu hallo, manchmal spielerisch erweitert als hallii halloo.