
Kyra Scherrer will nicht ein drittes Mal hintereinander absteigen

Neues Mitglied und neuer Präsident – Kirchenpflege Uerkheim ist handlungsfähig
«Ungepflegte Kirche? – Nein!», lautete der Slogan der Kampagne, mit der die Kirchgemeinde Uerkheim im Frühjahr 2024 neue Kirchenpfleger suchte (wir berichteten). Im Juni wurde François Geiger in die Kirchenpflege gewählt, damit war sie vorübergehend wieder komplett. Doch per Ende Jahr kündigten sich zwei weitere Rücktritte an, darunter der langjährige Präsident.
Im Gottesdienst vom Sonntag verpflichtete Vizedekan David Bhend François Geiger als neuen Präsidenten der Kirchenpflege Uerkheim. Seine erste Amtshandlung als Präsident war die Inpflichtnahme von Bruno Lütolf als Kirchenpfleger. Zudem wurde Hans Stadler als neuer Synodaler begrüsst. Damit können die Aufgaben der abtretenden Behörden nahtlos fortgeführt werden.
Im festlichen Rahmen des Gottesdienstes wurden auch die scheidenden Mitglieder Markus Kappeler, Peter Leuenberger und Werner Nyffenegger für ihr langjähriges Engagement feierlich verdankt. Die Grussworte zeugten von der guten Zusammenarbeit innerhalb der Kirchenpflege. Ein reichhaltiges Apéro rundete die gelungene Feier ab. (brw/zto)

Kaminfeger Hochuli: «Im Grossen und Ganzen ist der Beruf sauberer und technischer geworden»
Neues Jahr, neues Glück. Da darf natürlich der Kaminfeger nicht fehlen. Seit eh und je ist der «schwarze Mann» mehr als nur ein Handwerker, er gilt als Symbol für Glück und Zuversicht. «Das kann man auch heute noch so sagen», bestätigt der Aarburger Kaminfegermeister Stefan Hochuli, die meisten Menschen freuen sich, wenn sie einem Kaminfeger begegnen. Und es gebe immer wieder Situationen, in denen Leute einen Kaminfeger am Kleid berühren, um so das Glück abzuholen.
Es gibt verschiedene Versionen, wie die Kaminfeger zu ihrem Ruf als Glücksbringer gekommen sein sollen. Etwa jene, dass sie früher den Kunden an Neujahr die Abrechnung vorbeigebracht hätten – begleitet von Glückwünschen auf einer Karte. Überzeugender scheint eine andere Erklärung zu sein. «In Zeiten, als mit Holz gefeuert wurde und die Dächer noch mit Stroh gedeckt wurden, war die regelmässige Reinigung von Kaminen überlebenswichtig, um Brände und Rauchvergiftungen zu verhindern», erläutert der 54-jährige Kaminfegermeister.
Der Aarburger Stadtbrand vom 3. Mai 1840, bei dem innerhalb von wenigen Stunden 33 Gebäude und die Stadtkirche zerstört wurden, ist nur eines von vielen schrecklichen Beispielen. Indem der Kaminfeger die entzündlichen teerartigen Ablagerungen – in übertragenem Sinn das Pech – aus den Kaminen entfernte, brachte er Glück, Schutz und Sicherheit in die Häuser. Weil die Kaminfeger mit ihrer Arbeit viele Feuersbrünste verhinderten, wurden sie durch die Obrigkeit in gewissem Sinn geadelt. Als einzigen Handwerkern war es ihnen nämlich gestattet, einen schwarzen Zylinderhut zu tragen. «Wobei der Zylinderhut heute nicht mehr bei der Arbeit, allenfalls noch bei einem besonderen Anlass zum Einsatz kommt», wie Stefan Hochuli schmunzelnd betont. Was bis heute geblieben ist: Kaminfeger verhüten Brände, helfen Energie sparen und schützen die Umwelt, indem sie in der Schweiz jährlich rund 500 000 Tonnen CO2-Ausstoss einsparen.
In zweiter Generation
Zu seinem Beruf ist Hochuli durch seinen Vater Gustav gekommen, der am 1. Juli 1969 in Bad Schinznach zum Kaminfegermeister gewählt wurde und im April 1976 nach Aarburg wechselte. «Ich wusste schon ganz früh, dass ich den Beruf des Vaters ergreifen werde», sagt Stefan Hochuli.
Schon als «Schulbueb» sei er häufig mit dem Vater unterwegs gewesen. Er erinnert sich insbesondere an seine «Einsätze» bei der Ofenreinigung in der Rivella, wo er jeweils die Steine aus dem Ofen herausgeholt habe. «Weil ein Erwachsener den Einstieg in den Ofen durch das enge Eingangsloch nur mit Mühe geschafft hätte.»
2002 übernahm Stefan Hochuli das Geschäft seines Vaters in zweiter Generation. Mit dem Geschäft übernahm Stefan Hochuli auch die Konzessionen für die Gemeinden Aarburg, Rothrist und Murgenthal, später kam auch Oftringen dazu. Bis Ende 2021 blieb das mit der Konzession erteilte Monopol für Kaminfegerarbeiten und Feuerungskontrolle bestehen, auf den 1. Januar 2022 wurde es schliesslich auch im Kanton Aargau abgeschafft. «Ich war schon immer der Überzeugung, dass es Konzessionen in der heutigen Zeit nicht mehr braucht», blickt Hochuli auf die Zeit des Übergangs zurück. Trotzdem sei er damals gespannt gewesen, wie sich die freie Kaminfegerwahl auswirken würde.
Berufsbild hat sich gewandelt
«Mit der Liberalisierung sind auch für den Kaminfeger viele neue Türchen aufgegangen», meint der Aarburger Kaminfegermeister. Hochuli selber hat sich mit einem klaren Plan auf die Marktöffnung vorbereitet. «Ich habe bereits 2020 beschlossen, dass ich mich im Markt der Wärmepumpen bewegen wollte», führt er aus, andere Kaminfeger hätten ihre Geschäftsbereiche auf die Reinigung von Solarpaneelen auf Dächern oder die Reinigung von Komfortlüftungen erweitert. Dazu hat Hochuli eine Weiterbildung als Kältetechniker absolviert und sich anschliessend bei einem Wärmepumpen-Hersteller als Servicepartner beworben. Seine Bewerbung wurde positiv beantwortet, die Zusammenarbeit entwickelte sich zu einer Erfolgsgeschichte. Nahm der Aarburger Servicepartner 2022 die Wartung von etwa 50 Wärmepumpen vor, so waren es 2024 bereits 720. «Dank des Einstiegs in den Wärmepumpen-Markt konnten wir den Personalbestand um rund 120 Stellenprozente aufstocken», betont Hochuli, dessen Unternehmen aktuell sechs Mitarbeitende beschäftigt – bei der Geschäftsübernahme von seinem Vater waren es erst drei gewesen. Mit dem Wachstum des Betriebs ist auch der administrative Aufwand gewachsen. Trotzdem ist Stefan Hochuli nach wie vor – mit einem Pensum von rund 40 bis 50 Prozent – aktiv als Kaminfeger oder Kältetechniker im Einsatz. «Die Freude am Beruf ist auch nach weit über 30 Berufsjahren immer noch da», betont er.
Auch wenn sich das Berufsbild stark gewandelt hat. «Im Grossen und Ganzen ist der Beruf sauberer und technischer geworden», sagt Hochuli. Das Bild vom Kaminfeger mit russverschmiertem Gesicht, der auf die Hausdächer steige, gehöre wohl eher der Vergangenheit an. Der moderne Kaminfeger ist heute auch ein Servicetechniker und Energieberater. Trotzdem ist Hochuli überzeugt, dass es den traditionellen Kaminfeger noch längere Zeit brauchen wird, weil die fossilen Brennstoffe nicht so rasch verschwinden würden. Im Gegenteil: Er stellt fest, dass die hohen Energiepreise im vergangenen Jahr zu einem grösseren Einbruch im Markt der Wärmepumpen geführt haben.
Die Zahlen der Fachvereinigung Wärmepumpen Schweiz (FWS) belegen dies. Wurden 2023 in der Schweiz rund 43 000 Wärmepumpen verkauft, so waren es bis Ende September 2024 erst rund 23 000. Im Gegenzug sind viele Cheminée-Öfen installiert oder wieder in Betrieb genommen worden, deren Wartung wiederum zum traditionellen Aufgabenbereich des Kaminfegers gehört. «Da sind wir mit dem Unterhalt zeitweise kaum nachgekommen», sagt Hochuli.
Nachwuchs ist Mangelware
Ein vielseitiger und abwechslungsreicher Beruf mit sicherer Zukunft, guten Verdienst- und vielen Weiterbildungsmöglichkeiten. Da müssten Lernende doch Schlange stehen? «Fehlanzeige», winkt Stefan Hochuli ab. Er habe in den vergangenen 22 Jahren elf Lernende ausgebildet und würde das weiterhin gerne tun. «Ich habe seit zwei Jahren leider keine Jugendlichen mehr gefunden, welche sich für den Beruf interessieren würden», bedauert er.
Damit steht Hochuli bei weitem nicht allein da. Im Kanton Aargau haben 2024 nämlich gerade einmal zwei Kaminfeger ihre dreijährige Ausbildung abgeschlossen. Und dies, obwohl mittlerweile auch viele Frauen in der einstigen Männerdomäne tätig sind. Der Anteil der Kaminfegerinnen dürfte in der Branche rund ein Drittel betragen, meint Stefan Hochuli.

«Der Tag hat 24 Stunden und zur Not kann man auch über die Mittagspause noch etwas erledigen»
Mit 130 von 137 möglichen Stimmen wurde Markus Gabriel (SVP) aus Uerkheim am Dienstag zum neuen Grossratspräsidenten des Kantons Aargau gewählt. Der 59-Jährige tritt die Nachfolge von Mirjam Kosch (Grüne) an. Im Interview spricht er über sein Leitmotiv und seinen Plan, im Präsidialjahr alle rund 200 Aargauer Gemeinden zu besuchen.
Markus Gabriel, Sie sind mit einem sehr guten Resultat zum neuen Grossratspräsidenten des Kantons Aargau gewählt worden. Was bedeutet Ihnen diese Wahl?
Markus Gabriel: Herzlichen Dank an alle, die mich gewählt haben. Ich betrachte es als Bestätigung für meine bisher geleistete Arbeit. Ich bemühe mich um Zusammenarbeit über die Parteigrenzen hinweg und bin stolz dieses Amt ausüben zu dürfen. Es freut mich, den Kanton Aargau besser kennenzulernen und dass mich der Kanton Aargau etwas besser kennenlernt.
Habe Sie ein Leitmotiv für Ihr Präsidialjahr?
Mein Motto lautet «Verbinden». Verbinden kann man eine Wunde im Spital, beim Bauen kann man Materialien und Stile miteinander verbinden, Strassen und Hochspannungsleitungen verbinden und vieles mehr. Vor allem aber möchte ich im Grossen Rat verbindend wirken, sei dies politisch von links bis rechts oder geografisch in unseren schönen Regionen.
Ihre Vorgängerin hat im letzten Jahr rund 140 Anlässe besucht und über 90 Reden gehalten. Dazu kommen noch die rund 20 Grossratssitzungen und weitere Veranstaltungen. Wie bringt man das alles unter einen Hut?
Der Tag hat 24 Stunden und zur Not kann man auch über die Mittagspause noch etwas erledigen. Das Ganze braucht aber viel Verständnis von meinem Arbeitgeber und meiner Familie. Das Wichtigste aber ist, dass man Freude an so einem Amt hat, dann geht es viel leichter. Ich war schon immer ein aktiver Mensch und liebe es, wenn etwas läuft.
Worauf freuen Sie sich am meisten in diesem Jahr?
Ich freue mich darauf, die Regionen und Leute im Aargau noch besser kennenzulernen. Dazu habe ich mir vorgenommen, die knapp zweihundert Gemeinden im Aargau nächstes Jahr zu besuchen. Einige Aufenthalte werden etwas länger dauern, bei manchen wird es vielleicht nur eine kurze Durchfahrt.
Markus Gabriel
Alter: bald 60
Partei: SVP
Aufgewachsen in: Uerkheim
Lebt in Uerkheim seit: 1965
Zivilstand: verheiratet, drei Kinder und zwei Enkelkinder
Erlernter Beruf: Chemielaborant
Heutiger Beruf: Chemielaborant bei der SMDK
Politische Karriere: 24 Jahre Gemeinderat Uerkheim und seit 2015 Grossrat
Das mag er: Anständige Leute
Das mag er nicht: Unanständige Leute.
Welche Erfahrungen aus Ihrer Zeit als Gemeindeammann von Uerkheim werden Sie in Ihre neue Rolle einbringen?
Da kommt wieder mein Motto «Verbinden» zum Tragen. Man muss zuhören, miteinander reden und gemeinsam Lösungen finden. Ich habe erlebt, dass Lösungen, die gemeinsam erarbeitet werden, dauerhafter und wertvoller sind. Genau das prägt unser politisches System in den Gemeinden, im Kanton und in der Schweiz.
Seit zwei Jahren sind Sie nun im Präsidium des Grossen Rates und können nicht mehr mitpolitisieren. Vermissen Sie es nicht?
Doch. Man sollte sich als Vizepräsident oder Präsident zurückhalten, da wir von allen Fraktionen zur Wahl vorgeschlagen sind. Deshalb hält man sich bei politischen Äusserungen zurück. Da ich aber als Arbeitsgruppenleiter und Mitglied der Kommission Umwelt, Bau, Verkehr, Energie und Raumordnung zwei sehr gute Nachfolger gefunden habe, bin ich parteiintern immer noch auf dem Laufenden.
Sie sind Vorstandsmitglied des Spitalvereins Zofingen. Was ist Ihre Meinung zur Privatisierung des Spitals Zofingen?
Dies ist genauso eine politische Äusserung. Als Spitalverein setzen wir uns für eine gute Grundversorgung in der Region Zofingen ein. Ich hoffe, dass die neuen Eigentümer Synergien nutzen können und das Spital Zofingen gestärkt wird. Das Spital Zofingen arbeitet aus unserer Sicht heute betrieblich nicht defizitär. Mit der notwendigen Finanzierung haben heute fast alle Spitäler zu kämpfen, so musste das Spital Aarau im Jahr 2022 auch mit 240 Millionen unterstützt werden. Persönlich bin ich der Meinung, dass der damalige Verkauf an das Kantonsspital Aarau falsch war.
Sie arbeiten als Chemielaborant bei der Sondermülldeponie in Kölliken. Was sind dort Ihre täglichen Arbeiten und wie lange muss diese Deponie noch überwacht und bearbeitet werden?
Ich analysiere in erster Linie immer noch das behandelte Sickerwasser aus der Deponie. Dies gibt uns Rückschlüsse, wie die Verschmutzung abnimmt und wie lange das Sickerwasser noch behandelt werden muss. Das Areal und die Gebäude wurden per Ende 2029 an die Gemeinde Kölliken und die Pro Natura Aargau verkauft. Dies ist auch unser aktueller Zeithorizont, was mit meiner Pensionierung übrigens fast perfekt aufgeht.
Ist der Nationalrat für Sie ein Thema? Die Vergangenheit zeigt, dass wer seine Arbeit als Grossratspräsident gut macht, gute Chancen hat, den Sprung in den Nationalrat zu schaffen.
Eine Kandidatur als Nationalrat war für mich nie ein Thema, obwohl es natürlich ein reizvolles Amt wäre. Der Bezirk Zofingen war ausserdem mit Thomas Burgherr, Benjamin Giezendanner, Martina Bircher und neu Christian Glur eigentlich immer eher etwas übervertreten.
Was können Sie tun, damit sich wieder mehr junge Leute für Wahlen und Abstimmungen interessieren?
Letztes Jahr war die Schule Uerkheim zu Besuch im Grossen Rat. Dies hat mich sehr gefreut, ich konnte die Schulklasse auf der Tribüne besuchen und ein gemeinsames Foto machen. Dies hat mir und der Schulklasse gefallen. Genauso können wir die Jungen für die Politik interessieren, indem wir mit ihnen reden und sie ernst nehmen. Weiter müssen wir uns in der Politik wieder anständiger verhalten und miteinander umgehen, damit es den jungen Leuten nicht gerade «ablöscht».
Wenn Sie ein politisches Maskottchen wählen müssten, welches Tier würde Sie am besten repräsentieren?
Mir gefällt Sid aus Ice Age sehr gut und ich sehe einige Gemeinsamkeiten. Ice Age soll vor 20 000 Jahren gespielt haben und Sid ist ein sehr tollpatschiges Riesenfaultier, welches manchmal auch nervig sein kann. Es kann nicht gut alleine sein und braucht seine Freunde um sich herum, welche ihn oft aus misslichen, selbstverschuldeten Lagen retten müssen. Manchmal ist er nicht sehr erfolgreich, aber trotzdem immer sehr liebenswürdig. Ausserdem finde ich seine deutsche Synchronstimme (Otto) genial.
Wenn Sie einen Tag lang einen anderen Politiker verkörpern könnten, wen würden Sie wählen und was würden Sie tun?
Ich würde gerne die Neujahrsansprache für das Jahr 2000 von Bundespräsident Adolf Ogi wiederholen. Seine Ansprache für das Jahr 2000 mit dem Tannenbaum vor dem Nordportal des Lötschbergtunnels finde ich sensationell und unvergesslich. Adolf Ogi ist mit seiner bodenständigen und humorvollen Art ein Vorbild für uns alle.
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, eine Sitzung des Grossen Rats an einem ungewöhnlichen Ort abzuhalten, wo wäre das und warum?
Natürlich in Uerkheim. Aus Platzgründen müssten wir aber noch eine Alternative vorsehen. Super würde ich die aus dem 12. Jahrhundert stammende Festung Aarburg finden. Sie wird vom Kanton Aargau in den nächsten Jahren hoffentlich zu einem Leuchtturmprojekt mit nationaler Ausstrahlung ausgebaut. Die Grossratssitzung bei der Einweihung auf der Burg Aarburg wäre sensationell.

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Zum vierten Mal in Folge: Marco Odermatt ist Schweizer Sportler des Jahres – Lara Gut-Behrami ist Sportlerin des Jahres
Sportler des Jahres: Marco Odermatt
Natürlich steht am Ende des Abends wieder Marco Odermatt auf der Bühne. Wer sonst? Das Nidwaldner Ski-Ass gewinnt den Preis als besten Sportler des Landes bereits zum vierten Mal in Folge. Das hat selbst Roger Federer nie geschafft, der total sieben Mal triumphiert hat. Odermatt sagt: «Man erwischt sich selber, dass man Dinge als Selbstverständlichkeit annimmt. Aber das stimmt natürlich nicht. Dieser Award macht mich sehr stolz.»
Der beste Skifahrer der Gegenwart blickt auf eine weitere Rekordsaison zurück. 13 Weltcupsiege hat er gefeiert, neun davon in seiner Paradedisziplin Riesenslalom. Mit dem Rekord-Vorsprung von 874 Punkten sicherte er sich zum dritten Mal in Folge den Gesamtweltcup. Zudem gewann er drei weitere Kristallkugeln in der Abfahrt, im Super-G und im Riesenslalom. Auch in der aktuellen Saison bleibt Odermatt das Mass aller Dinge und steht an der Spitze des Gesamtklassements.
Neben der Piste erfreut sich der 27-Jährige durch seine bodenständige Art grosser Beliebtheit. Während der Live-Sendung wird er gefragt, ob es stimme, dass er seine Siege jeweils in einer Jodelbar in Luzern feiere. «Immer wäre schon ein bisschen übertrieben», sagt er lachend. «Aber es stimmt. In den letzten drei Jahren haben wir jeweils mit dem Fanklub in dieser Bar gefeiert, nachdem ich in Adelboden gewinnen konnte.» Bereits am nächsten Samstag findet der Riesenslalom am Chuenisbärgli wieder statt. Ob er dann wieder feiert? «Zuerst muss ich liefern», sagt Odermatt und lacht. Natürlich ist ihm auch dort der vierte Sieg in Serie zuzutrauen.
Sportlerin des Jahres: Lara Gut-Behrami
Bald 17 Jahre ist es her, als Lara Gut-Behrami 2008 in St. Moritz in ihrer ersten Weltcup-Abfahrt als Dritte auf Anhieb aufs Podest fuhr und nur deshalb nicht gewann, weil sie kurz vor dem Ziel stürzte. Seither hat sie im Weltcup 45 Siege gefeiert, mehrere schwere Verletzungen überstanden, sich an der Öffentlichkeit aufgerieben und auch schon mit dem Rücktritt kokettiert.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Doch mit bald 34 Jahren fährt Lara Gut-Behrami noch immer Ski und steht im Zenit ihrer Schaffenskraft. Im vergangenen Winter gewann sie zum ersten Mal die kleine Kristallkugel im Riesenslalom, zum fünften Mal im Super-G, wurde Zweite in der Abfahrt und gewann acht Jahre nach der Premiere zum zweiten Mal den Gesamtweltcup. Mit 45 Weltcupsiegen, 93 Podestplätzen, drei Olympia- (1 Mal Gold, 2 Mal Bronze) und acht WM-Medaillen (2 Mal Gold, 3 Mal Silber, 3 Mal Bronze) ist die Tessinerin eine der erfolgreichsten Skifahrerinnen der Geschichte. Heute ist Lara Gut-Behrami die älteste Gewinnerin der grossen Kristallkugel und bei keiner verstrichen zwischen dem ersten Weltcupsieg (2008 in St. Moritz) und dem bislang letzten im März 2024 in Kvitfjell mehr Tage. Nun wurde sie zum dritten Mal nach 2016 und 2023 zur Schweizer Sportlerin des Jahres gekürt.
Alleine in der letzten Saison gewann sie sieben Rennen. Und setzt Lara Gut-Behrami ihre Karriere tatsächlich bis zu den Olympischen Spielen 2026 in Cortina d’Ampezzo fort, muss sich auch die Skilegende Vreni Schneider in Acht nehmen. Mit 55 Weltcupsiegen liegt die erfolgreichste Schweizer Skifahrerin der Geschichte nur noch zehn Siege vor Lara Gut-Behrami.
Paralympische Sportlerin des Jahres: Catherine Debrunner
Fünf Mal Gold, dazu 1 Mal Silber – nur die chinesische Schwimmerin Yuyan Jiang gewann bei den Paralympischen Spielen in Paris mehr Medaillen als die 29-Jährige Thurgauerin. Besonders beeindruckend ist dabei ihre Vielseitigkeit: Debrunner gewann über 400, 800, 1500 und 5000 Meter auf der Bahn und zum Abschluss auch noch im Marathon. Erfolge, die nicht von Ungefähr kommen: Seit 2019 pendelt Debrunner regelmässig tausende Kilometer zwischen der Schweiz und den Niederlanden, wo ihr Trainer Arno Mul lebt.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Trainer des Jahres: Patrick Fischer
Nachdem die Schweiz drei Mal in Folge in den WM-Viertelfinals gescheitert und im Vorfeld der letzten WM 13 Mal in Folge verloren hatte, stand Patrick Fischer massiv in der Kritik. Doch dann holte die Schweiz an der WM in Prag und Ostrava Silber. Und Fischer wird zum zweiten Mal nach 2018 zum Trainer des Jahres gekürt.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Es ist der Lohn für die Offenheit, ständig zu hinterfragen, wie man sich verbessern kann. Vor der WM holte der 49-Jährige einen Performance-Coach ins Boot. Während der WM stiess ein Hypnosetherapeut dazu.
Heinz Frei erhält einen Ehrenpreis
27 Medaillen, davon 14 Mal Gold bei Paralympischen Sommerspielen, die letzte im Alter von 63 Jahren 2021 in Tokio im Handbike-Strassenrennen. Dazu gewann er 8 Medaillen bei Winterspielen im Langlaufschlitten, davon einmal Gold. Mit dem Handbike und im Rennrollstuhl wurde er 14 Mal Weltmeister.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Heinz Frei war während vier Jahrzehnten das Gesicht des Schweizer Parasports. Mit seinen Erfolgen hat der heute 66-Jährigen auch massgeblich zu einer besseren Sichtbarkeit und Professionalisierung des Parasports beigetragen. Nun wurde er für seine Verdienste mit einem Ehrenpreis bedacht. Dem Sport bleibt er als Botschafter und Referent, der Talenten den Weg in die Weltspitze ebnet, verbunden. Sein letztes WM-Rennen bestritt der Solothurner im September bei der Heim-WM in Zürich.
MVP: Granit Xhaka
Für den Schweizer Nationalcaptain war 2024 das fast perfekte Jahr. Im Klub führte der Mittelfeldstratege Bayer Leverkusen ungeschlagen zum Meistertitel, zum Cupsieg und in das Final der Europa Legaue. Mit der Nationalmannschaft spielte er eine erfolgreiche EM in Deutschland. Als Dreh-und Angelpunkt ist er für die Nati so wichtig, dass er im Viertelfinal gegen England trotz eines Muskelfaserriss 120 Minuten lang durchspielte. Er wurde als erster Schweizer seit 1996 für den Ballon d’Or nominiert und erreichte dort den 16. Rang.

Claudio Thoma / freshfocus/
SRF 3 Best Talent Sport: Lucia Acklin
Erstmals international in Erscheinung trat Lucia Acklin vor zwei Jahren, als sie am Europäischen Olympischen Jugendfestival (EYOF) in Banska Bystrica im Siebenkampf die Goldmedaille gewann. Nur ein Jahr später doppelte die Fricktalerin mit Silber am EYOF in Maribor nach. Ihren bislang grössten Erfolg verzeichnete Acklin im vergangenen Sommer mit dem Gewinn der Silbermedaille an der U20-WM in Lima. Längerfristig will die 18-Jährige die Schweiz an den Olympischen Spielen 2028 in Los Angeles vertreten.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Team des Jahres: Tanja Hüberli/Nina Brunner
Es ist die Krönung einer gemeinsamen Reise: Die beiden Beachvolleyballerinnen holen zu ihrem Abschluss den Preis als Team des Jahres. Das Duo spielte neun Jahre erfolgreich zusammen und krönte die Zusammenarbeit an den Olympischen Spielen in Paris mit dem Gewinn der Bronzemedaille.

Ennio Leanza / KEYSTONE
Die beiden Innerschweizerinnen spielten dabei ein fast perfektes Turnier, mussten erst im Halbfinal einen Satzverlust hinnehmen. «Es ist eine riesige Ehre für uns, jetzt Team des Jahres zu werden», sagte Nina Brunner. «Das Jahr ist für uns eine Krönung gewesen von der wunderschönen Zeit, die wir zusammen erlebt haben.»
Schon jetzt sind Brunner und Hüberli kein kein Duo mehr. Während Hüberli neu mit Leona Kernen zusammenspielt, macht Brunner eine Pause. Sie ist schwanger, die Geburt ihres ersten Kindes steht an. «Es wird ein Mädchen. Ich freue mich sehr auf das, was ansteht», sagt Brunner, die offen lässt, ob sie nach der Baby-Pause wieder in den Spitzensport zurückkehrt.
Wird Odermatt zum vierten Mal in Folge «Sportler des Jahres»?
Gelingt Marco Odermatt am Sonntagabend Historisches? Würde es auch wieder in diesem Jahr heissen: «Schweizer Sportler des Jahres ist Marco Odermatt», dann wäre es für den Nidwaldner der vierte Sieg in Folge. Das gelang bisher noch keinen Schweizer Sportler beziehungsweise Sportlerin.

Bild: Philipp Schmidli / Keystone
Auch wenn Roger Federer insgesamt sieben Mal die Trophäe entgegennahm, gelang ihm das nur «zwei Mal» hintereinander (2003, 2004 und 2006, 2007). Auf der Seite der Frauen durfte sich Vreni Schneider fünf Mal über die Auszeichnung freuen (1988, 1989, 1991, 1994 und 1995). Jedoch gelang es Ariella Kaeslin drei Mal hintereinander zu gewinnen (2008, 2009 sowie 2010).