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Uncle Sam’s Wachablösung: Die USA sind erstmals der grösste Exportmarkt für die Schweiz – doch es gibt Unsicherheiten

Gemäss der Schweizerisch-Amerikanischen Handelskammer haben die Vereinigten Staaten 2021 Deutschland als Exportmarkt Nr. 1 abgelöst. Dennoch warnt die Wirtschaftsorganisation. 

«Go West» sangen schon die Pet Shop Boys. Nun dürften auch viele Schweizer Exportunternehmen die Pop-Hymne anstimmen. Denn 2021 waren die USA erstmals der grösste Exportmarkt für sie. Dies vermeldet die Schweizerisch-Amerikanische Handelskammer in einer Mitteilung. Demnach übertraf der amerikanische Markt den Konkurrenten China sowohl in Prozent beim Wachstum der Einfuhren aus der Schweiz, als auch in absoluten Werten.

Konkret exportierten Schweizer Firmen im vergangenen Jahr Exporte im Wert von 46,9 Milliarden Franken in die USA. Dahinter liegen die Exporte nach Deutschland mit 44 Milliarden und China mit 15,6 Milliarden. Laut Communiqué sind in den vergangenen Jahren die Exporte in die grösste Wirtschaftsnation der Welt um 136 Prozent gestiegen und somit deutlich mehr als im Vergleich mit Ausfuhren nach China (+86 Prozent) und Deutschland (+10 Prozent).

Gute Entwicklung im ersten Halbjahr

Die chemisch-pharmazeutischen Produkte waren dabei laut der Handelskammer der klare Haupttreiber des Wachstums. Mit Ausnahme der Uhrenindustrie hätten aber auch andere Sektoren überdurchschnittliche Wachstumsraten erzielt. Mit der Folge, dass heute Schweizer Unternehmen mehr in die USA als nach Frankreich, Italien, Grossbritannien und Österreich zusammen exportieren würden, sowie dreimal so viel wie nach China und doppelt so viel wie in die so genannten BRIC-Länder Brasilien, Russland, Indien und China kumuliert.

US-Präsident Joe Biden will massiv in die Modernisierung der Infrastruktur investieren. Davon könnten auch Schweizer Firmen profitieren. 
Evan Vucci / AP

Die Entwicklung setzt sich offenbar fort. In der ersten Hälfte dieses Jahres sind laut Handelskammer US-Firmen die grössten Direktinvestoren hierzulande, und umgekehrt sind die USA das grösste Ziel von Schweizer Direktinvestitionen.

Bidens Infrastrukturprogramm

Laut der Wirtschaftsorganisation bieten sich für Schweizer Firmen auch künftig grosse Wachstumschancen. Grund dafür seien unter anderem staatliche Investitionsprogramme in die Infrastruktur oder das Gesundheitswesen. So brachte US-Präsident Joe Biden Ende letzten Jahres ein grosses Programm durch den Kongress. Dieses sieht vor, über die nächsten Jahre für über eine Billion Dollar die teils marode Infrastruktur des Landes zu modernisieren.

Zu den Profiteuren davon könnten Schweizer Unternehmen wie der Liftbauer Schindler werden. So hatte der damalige Chef des Konzerns, Thomas Oetterli, im November gegenüber CH Media gesagt: «Der Nachholbedarf für neue Infrastruktur ist in den USA sehr gross. Es gibt Millionenstädte, die gar keinen Bahnhof haben.» Zudem müssten viele Flughäfen erneuert werden, genauso wie U-Bahnen. «Deshalb ist dieses Gesetz von Joe Biden eine grosse Chance für uns. Denn bei solchen Bauten benötigt es immer auch Lifte und Rolltreppen.» Schindler zählt in den USA knapp 7000 Angestellte.

Nestlé 48’000

Roche 28’600

UBS 21’300

ABB 20’000

Novartis 15’042

Siemens 12’500

Zurich 8’400

Credit Suisse 7’100

Schenker 7’000

Holcim 7’000

Schindler 6’900

Adecco 5’423

Lonza 5’000

Swiss Re 4’723

Kühne + Nagel 4’645

Dufry 4’239

Lindt & Sprüngli 4’059

Syngenta Group 3’922

SGS 3’350

Hilti 3’000

Weniger rosig beschreibt die Handelskammer die Aussichten für US-Firmen mit Sitz in der Schweiz. Das gestörte Verhältnis der Schweiz zur EU bringe «grosse Unsicherheiten» mit sich. Mit dem Ausschluss der Schweiz aus dem Horizon-Forschungs- und dem Erasmus-Bildungsprogramm, mit der Kündigung der multilateralen Anerkennungsabkommen im Medtech-Sektor, der Weigerung, die Verhandlungen über ein Energie- und ein Gesundheitsabkommen fortzusetzen, und den offenen Fragen bezüglich der Gleichwertigkeit des Datenschutzes sei die Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Schweiz in Frage gestellt.

Komme hinzu, dass die Bestrebungen für eine globale Mindeststeuer und zusätzliche US-Mindeststeuern für US-Unternehmen den Wirtschaftsstandort Schweiz verteuern würden. Aus Angst vor Profit-Verlusten schliesst die Handelskammer mit einer martialischen Mahnung: «Es ist an der Zeit, sich daran zu erinnern, dass die Anwerbung ausländischer Investitionen ein internationaler Kampfsport ist!»

McDonald’s 8’000

Johnson & Johnson 6’195

Philip Morris 2’700

Deloitte 2’200

Google 2’200

Accenture 2’000

General Electric 1’900

Procter & Gamble 1’800

Mettler-Toledo 1’750

CSL Behring 1’700

Liberty Global 1’500

Zimmer 1’200

Bristol-Myers Squibb 1’200

IBM 1’200

Federal Express 1’070

J.P. Morgan Chase 1’055

VF Denver 1’000

Medtronic 955

Biogen 940

Cognizant 925