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Cassis‘ Krisenmanager: «Es sind keine Evakuationsflüge für Schweizerinnen und Schweizer vorgesehen»

Das Aussendepartement in Bern empfiehlt, den Libanon rasch zu verlassen und Reisen nach Israel und Iran zu unterlassen. Wer sich jetzt nicht an diese Empfehlungen halte, könne später nicht mit der Hilfe des Bundes rechnen, sagt Krisenmanager Serge Bavaud.

Für den Libanon gilt die höchste Warnstufe, die das Aussendepartement (EDA) in Bern kennt: «Von Reisen in den Libanon wird abgeraten. Das EDA empfiehlt Schweizer Staatsangehörigen, das Land mit eigenen Mitteln zu verlassen, wenn dies möglich und sicher erscheint. Nutzen Sie die verfügbaren kommerziellen Transportmittel», heisst es auf derWebsite für Reisehinweise zum Libanon.

Auch vonReisen nach Israelundin den Iranwird abgeraten und den dortigen Schweizerinnen und Schweizern die freiwillige Ausreise nahegelegt. Laut Angaben des EDA befinden sich derzeit rund 1200 Schweizer Staatsangehörige im Libanon, 28’000 sind es in Israel und 190 im Iran; die Zahlen umfassen auch Doppelbürgerinnen und Doppelbürger.

Zuständig für diese Reisehinweise ist das Krisenmanagement-Zentrum (KMZ) des EDA mit seinem Chef Serge Bavaud. Schon seit dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem folgenden Krieg in Gaza hat das KMZ seine Krisenorganisation für den Nahen Osten hochgefahren. Nach der Tötung von Hamas-Chef Ismail Hanija durch Israel in Teheran letzte Woche und Angriffe der Hisbollah aus Südlibanon auf Israel droht nun eine weitere, im Ausmass unvorhersehbare kriegerische Eskalation.

Botschafter Serge Bavaud, Chef des Krisenmanagement-Zentrums des Bundes.
Bild: Peter Klaunzer/Keystone<br/>(Bern, 24. April 2023)

Entsprechend eng begleiten rund 15 bis 20 Fachleute des KMZ in einem unscheinbaren Bürogebäude in Bern die Entwicklungen rund um die Uhr. Dabei geht es nicht nur um die laufende Aktualisierung der Reisehinweise, sondern auch um die Sicherheit des Schweizer Botschaftspersonals in den betreffenden Ländern. Das EDA verfolge die Politik, seine Vertretungen so lange als möglich offen zu lassen, sagt Bavaud. Das erfordert erhöhte Schutzmassnahmen. Wie diese aussehen, sagt er nicht.

In früheren Fällen kam bei solchen Krisen auch die Armee mit den Spezialisten des Aufklärungsdetachements 10 zum Einsatz. Sie sind unter anderem für die Evakuierung von Botschaftspersonal trainiert. Bavaud bestätigt bloss, dass auch eine allfällige Evakuation der Schweizer EDA-Angestellten vorbereitet wird: «Wir planen stets mit den schlimmsten Szenarien, damit wir rechtzeitig reagieren können.» Zurzeit sind die Botschaften in Israel, Libanon und Iran voll operativ.

Auf den Schutz und die Evakuierung von Botschaftsangestellten trainiert: Mitglieder des Aufklärungsdetachement 10 (AAD 10) während einer Demonstration.
Bild: Philipp Schmidli/ Neue Luzerner Zeitung<br/>(Monte Ceneri, 8.3.2012)

Allerdings stellt der Krisenmanager des Bundes sogleich klar, dass im Falle einer Evakuierung des Botschaftspersonals die weitere Unterstützung von Schweizer Staatsangehörigen stark beeinträchtigt wäre, einschliesslich der Unterstützung bei einer Ausreise aus dem Land.«Es sind keine Evakuationsflüge für Schweizerinnen und Schweizer vorgesehen», sagt Bavaud unmissverständlich. Aufgabe des Bundes sei es, über die Seite der Reisehinweise, dieTravel Admin Appund Social-Media-Plattformen die notwendigen Informationen bereitzustellen.

«Gemäss dem Auslandschweizergesetz ist es Aufgabe aller Bürgerinnen und Bürger selbst, sich zu informieren, eigenverantwortlich zu handeln und eine Krisenregion rechtzeitig zu verlassen.» Dies sei der Wille des Gesetzgebers. Evakuationsflüge für Privatpersonen kämen – wenn überhaupt möglich – nur bei unvorhersehbaren Krisen in Frage. Das sei hier nicht der Fall, sagt Bavaud.