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Otto Waalkes malt sich selbstironisch in die Kunstgeschichte hinein 

Der genialste Blödelkünstler Deutschlands ist auch Maler: Otto Waalkes kann wie Edward Hopper oder Salvador Dali malen – mit dabei immer sein Ottifant. In einer Ausstellung in Nordrhein-Westfalen zeigt er sich als Komödiant mit zart-melancholischem Gemüt.

Da hoppelte dieser überdrehte Wunderknabe doch mit schrillem Glucksen und «Hahaaa»-Jubelschreien jahrzehntelang als chaotischer Nonsense-Blödler über die Bühnen und trieb alle deutschen Riesensäle in kreischenden Wahnsinn. Und nun das: Otto Waalkes, leise, zart, selbstironisch, ja mit fast schon würdevoller Verneigung vor den grossen Meistern der Kunstgeschichte. Lächeln statt Grimassen, Augenzwinkern statt Rumgehopse, und oh Wunder, sogar eine grosse Portion Melancholie steckt in diesem genial-verrückten Unterhalter!

Nun malt er sich zum Beispiel selbst, sitzend auf dem Bett im kargen Schlafzimmer und blickt stumm ins Unbestimmte, durchs riesige Fenster auf die leere, flache Landschaft. In der Ferne ein einsamer, winziger Leuchtturm – klar, man ist in Ottos Heimat, dem Ostfriesland. Neben ihm hat sein Ottifant Platz genommen, eine Gitarre lehnt an der Wand. «Sitting In The Morning Sun» heisst das Gemälde, und die Bildsprache macht klar, dass es sich um eine lächelnd-melancholische Hommage an den Amerikaner Edward Hopper handelt, einem der grossen Meister menschlicher Verlorenheit.

Der Ottifant – Resultat eines missglückten Selbstporträts

Es ist eines von Dutzenden Gemälden, die Waalkes in den letzten Jahren gemalt hat, neben seiner Filmerei und Bühnenshows. Und weil Letztere in den vergangenen zwei Jahren ausgefallen sind, hatte er noch viel mehr Zeit zum Malen. Denn vor Corona malt er vor allem in den Wintermonaten, die er jeweils in Florida verbringt. Aber kann Otto Waalkes überhaupt malen? Immerhin hat er in jungen Jahren acht Semester Kunstpädagogik studiert, malt seine Gemälde in Öl oder Acryl, mit zehn bis zwanzig Farbschichten.

Otto Waalkes nach Roy Lichtensteins «Desire II»
Otto Waalkes / Aargauer Zeitung

Die Frage, was wohl die grossen Meister davon halten würden, blosse Vorlagen für seine Spässe zu werden, sagt Otto Waalkes gemäss Medienberichten bescheiden: «Sie würden das vielleicht als Huldigungen anerkennen. Maler sind ja sehr kollegial.» Und verriet an der Vernissage seiner Ausstellung in der Kleinstadt Werl in Nordrhein-Westfalen auch gleich, wann er den niedlichen Elefanten erfunden habe. «Der Ottifant ist das Resultat eines missglückten Selbstporträts», das er als Jugendlicher gemalt habe.

Plüschtier als Trostspender für Schieles «Sitzende»

Otto Waalkes’ Werk erschöpft sich aber selbstredend nicht in melancholisch-weltabgewandten Sujets à la Edward Hopper. Auch wenn Waalkes auch noch in der Manier des Edel-Romantikers Caspar David Friedrich als «Wanderer über dem Nebelmeer» wieder mit Ottifant und Gitarre posiert.

Otto Waalkes: «Wanderer über dem Nebenmeer», nach Caspar David Friedrich.
Otto Waalkes / Aargauer Zeitung

Seine mit Augenzwinkern geerdete Kunst hat zuweilen gar heilende Absicht. Etwa wenn er Egon Schieles Bild «Sitzende Frau mit hochgezogenem Knie» tröstend einen flauschigen Ottifanten in die Arme drückt.Dann lässt er blödelnd vier Ottifanten wie die Beatles über den Fussgängerstreifen der Abbey Road gehen und platziert seinen lächelnden Ottifanten groteskerweise auf die dünnen Stützen vom Salvador Dalis «Schlaf». Wenn er schliesslich durch Keith Harings Wortlabyrinth hoppelt, zeigt sich Waalkes auf seiner immensen Tour durch die Kunstgeschichte als schrulliger und zarter Verehrer der Kunst.

Otto Waalkes: «Ebbi Rot»
Otto Waalkes / Aargauer Zeitung