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Was kommt nach dem Nummernschild 999 999? Ein erster Kanton braucht schon bald eine Antwort darauf

Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt: Wann knackt ein Kanton eigentlich die Millionen-Grenze? Die Antwort ist: bald. Denn in einem Kanton drängt sich eine baldige Lösung auf.

Es leben immer mehr Menschen in der Schweiz und auch das Autofahren erfreut sich einer grossen Beliebtheit. Als ich kürzlich eine sehr hohe ZH-Nummer im 970’000er-Bereich sah, fragte ich mich: Wann knackt der erste Kanton eigentlich die Millionengrenze? Und was geschieht dann?

Wichtig ist dabei zunächst: Die allermeisten Kantone sind weit davon entfernt, sich mit der Frage nach der 1’000’000sten Autonummer herumschlagen zu müssen. Aber im Kanton Zürich wird dies mit sehr grosser Wahrscheinlichkeit bald Realität.

«Aufgrund der aktuellen Entwicklung des Fahrzeugbestands im Kanton Zürich gehen wir davon aus, dass es im Kanton Zürich in etwa 5 Jahren mehr als eine Million Kontrollschilder brauchen wird», schreibt Severin Toberer, Leiter Kommunikation und Entwicklung beim Strassenverkehrsamt des Kantons Zürich, auf Anfrage. Das wäre also ungefähr im Jahr 2029. Die aktuell höchsten Nummern im Kanton Zürich gehören zur 978’000er-Serie (ZH 978 XXX).

Lückenhafte Statistik

Genauere Vorhersagen gibt es allerdings nicht. Rückblicke – wie lange es im Schnitt beispielsweise dauerte, bis 10’000 Nummernschilder vergeben werden – auch nicht. Denn es werden weder die neuen Kontrollschilder pro Monat erhoben, noch gibt es historische Daten zu «Meilensteinen» (also beispielsweise wann das Schild ZH 900 000 herausgegeben wurde) von Kontrollschildern.

Präzisere Daten existieren vom jeweiligen Fahrzeugbestand pro Kanton. Aber auch hier gilt: Nicht jedes Auto braucht ein eigenes Kontrollschild, es sind auch immer Wechselkennzeichen im Umlauf. Darum liegt der Fahrzeugbestand höher als die Anzahl Kontrollschilder.

Eine andere Nummer, die für Schlagzeilen sorgte: AG55 in Baden auf dem Grund der Limmat.
Alex Spichale

Die Reihenfolge, wie Autonummernschilder herausgegeben werden, kann jeder Kanton selbst bestimmen. Einige haben darum für bestimmte Fahrzeuge (beispielsweise Mietwagen) einige Nummern reserviert. Andere geben auch das aktuell höchste Nummernschild (XY 999 999) heraus. Aktuell ist dieses in fünf Kantonen im Umlauf: Bern, Graubünden, Luzern, Obwalden, Zug.

Vereinzelt gibt es gegen Aufpreis auch eine Wunschnummer. In Luzern schreibt Jonathan Winkler von der kantonalen Kommunikationsabteilung: «Gegen einen Aufpreis von 500 Franken sind auch Schilder ausserhalb des Rahmens der Anzahl Fahrzeuge möglich.» Der Kanton hat gar geregelt, für welche (Wunsch-)Autonummern der Aufpreis wie hoch ist:

Spezielle Nummern sind ein «Kundenbedürfnis»

In Luzern sind neben LU 999 999 auch weitere Schnapszahlen wie LU 666 666 oder LU 777 777 bereits vergeben. Ähnlich sieht dies im Kanton Bern aus. Hier spricht man von einem «Kundenbedürfnis». «Hohe Nummern werden gerne und oft gewünscht», sagt Michael Wattendorff, Abteilungsleiter Verkehrszulassung beim Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons Bern.

In Bern kann sich jeder auf dem Portal registrieren und eine (noch nicht vergebene) Nummer wünschen, welche dann in den nächsten zwei bis drei Wochen in die Versteigerung kommen soll. So werden auch immer die Nummern angezeigt, die man aktuell ersteigern kann. Bei weniger speziellen Nummern ist auch ein Direkterwerb möglich.

Vergangene Versteigerungen in Bern in dieser Woche.
Bild: Screenshot Kanton BE

Die aktuell (Stand: 11. Juni 2024) höchste erhältliche Nummer im Kanton Bern ist BE 999 982 (müsste in die Auktion und startet bei 490 Franken), die höchste Nummer im Direkterwerb ist die BE 999 874 – für 200 Franken zu haben.

Auch im Kanton Zug erhielt das Strassenverkehrsamt ab 2018 den gesetzlichen Auftrag, «aussergewöhnliche» und Wunschkontrollschilder (Geburtsdatum, beliebte Nummernkonstellationen etc.) zu versteigern. Einige wurden dabei auch versteigert, allerdings beschloss der Kantonsrat mit dem Budget 2023, «dass die Kontrollschildversteigerung bis auf Weiteres ausgesetzt wird», wie Maruks Feer, Leiter Strassenverkehrsamt Kanton Zug, auf Anfrage schreibt.

Appenzell Innerrhoden und die Mietwagen

Und dann gibt es ja noch den Kanton Appenzell Innerrhoden, wo bekanntermassen die Mehrheit der Schweizer Mietwagen immatrikuliert sind. Rund vier von fünf Mietwagen fahren mit einem AI-Kontrollschild herum. Diese Bestände werden jährlich erhoben, Ende September 2023 waren im Kanton Appenzell Innerrhoden 10’404 Personenwagen eingelöst, dazu kamen 13’203 Mietautos.

Übrigens: Die Mietwagen sind nicht in Appenzell Innerrhoden eingelöst, weil dort die Motorfahrzeugsteuern am tiefsten wären. Im Kanton war der Betrieb des Strassenverkehrsamts für nur rund 16’000 Einwohnern verhältnismässig teuer. Seit 2001 profitiert der Kanton aber von der Option, dass ab 500 eingelösten Autos Pauschalen möglich sind, was Mietwagenfirmen anlockte.

Zudem werden die Mietwagen vorrangig behandelt und werden so schnell eingelöst. «Reich» wird Innerrhoden jedoch nicht mit der Motorfahrzeugssteuer, sondern mit den Gebühren. In der Romandie ist übrigens der Kanton Waadt der «Mietwagen-Kanton».

Und wie sieht jetzt ZH 1 000 000 aus?

Aber zurück zur eingangs erwähnten Nummer ZH 1 000 000. In rund fünf Jahren könnte es so weit sein. Zuständig für das Design ist das Bundesamt für Strassen (Astra). Jérôme Jacky, Bereichsleiter Information und Kommunikation, sagt: «In bevölkerungsreichen Kantonen wird der Vorrat an Zahlenkombinationen, die auf Kontrollschildern mit sechs Ziffern gebildet werden können, in der Tat in absehbarer Zeit erschöpft sein. Eine Neugestaltung der Kontrollschilder ist daher grundsätzlich unumgänglich, aber auch noch nicht dringend.»

In einem Projekt wird aktuell die Neugestaltung geprüft und verschiedene Optionen werden ausgearbeitet. Mit der Umsetzung kann voraussichtlich bis 2026/27 gerechnet werden.

Ob die neuen Nummern eine Kombination mit Zahlen und Buchstaben beinhalten werden, da hält sich Jacky noch bedeckt: «In der aktuellen Projektphase wird unter anderem analysiert, welche Gestaltung realisierbar und auch gut lesbar ist. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es aber noch zu früh, um zu einzelnen Möglichkeiten Stellung zu nehmen.» Vielleicht wird es ZH 1 000 000 gar nie geben.