Zensierte Fluchwörter und Gewaltszenen: Edelweiss erleidet Filmpanne an Bord – aus diesem Grund
Jason Statham ist kein Mann der vielen Worte. In seinen Action-Filmen wie den «Transporter»- und «Expendables»-Mehrteilern lässt der Hollywood-Star in erster Linie seine Fäuste und kickenden Füsse sprechen. So auch in seinem neusten Vehikel «The Beekeeper». Darin verfolgt «The Stath», wie der Brite von seinen Fans genannt wird, eine Verbrechertruppe, die via Computerhacking wehrlosen Leuten das Bankkonto leer räumt. Auf seinem Rachefeldzug schreckt der Hobby-Imker vor nichts zurück. Da werden Finger abgehackt und Eisenstangen in den Hals der IT-Kriminellen gerammt.
Den Brutalo-Film können sich auch Passagiere von Swiss und Edelweiss auf Langstreckenflügen in ihrem Sitzbildschirm ansehen. Er ist Teil des Unterhaltungsprogramms an Bord der beiden Airlines. Doch Edelweiss-Gäste auf Flügen von und nach Denver, Kapstadt oder Calgary erhielten zuletzt eine andere Version des Streifens vorgeführt.
Kopfschüsse und Messerattacken
Die zahlreichen Fluchwörter waren nicht zu hören, und diverse Gewaltszenen waren stark geschnitten. Mit beidem geizt der Film nicht. Die Onlineplattform Internet Movie Data Base (kurz: Imdb) stuft die Vulgaritätsstufe als «schwer» ein. Im Drehbuch kommt demnach über hundert Mal das Wort «Fuck» vor, «Shit» 24-mal. Dazu gesellen sich vereinzelte Verwendungen von «asses», «dick» oder «bitch». Und gezeigt werden zahlreiche Kopfschüsse, Knochenbrüche und Messerattacken.
Für die Edelweiss-Passagiere kam der Film hingegen deutlich zahmer daher. Weshalb? «Wir hatten mit dem letzten Upload der Filme ein Problem», sagt Edelweiss-Sprecher Andreas Meier. «Wir hatten fälschlicherweise die Filme erhalten, die für die Middle-East-Airlines aufbereitet wurden und stärker zensiert sind.» Grundsätzlich übernehme man das ganze Unterhaltungsprogramm von der Swiss. Der Fehler, von dem nebst «The Beekeeper» auch andere Filme betroffen waren, sollte laut Meier inzwischen korrigiert sein.
Swiss zeigt nur Originalfassung
Tatsächlich greifen die Konkurrenten aus dem Nahen Osten zuweilen zur Zensur. So sagt ein Unternehmenssprecher der Airline Emirates, dessen Unterhaltungssystem über 2000 Filme verfügt, auf Anfrage: «Als familienfreundliche Fluggesellschaft, die ein internationales Publikum befördert, entscheiden wir uns jedoch bei übermässiger Darstellung von Gewalt, Sex, Nacktheit oder vulgärer Sprache für die Lizenzierung einer von den Studios oder Verleihern erstellten offiziellen Schnittfassung.» Vorwiegend zeige man allerdings die originale Kinofassung.
Laut Swiss-Sprecherin Meike Fuhlrott gibt es bei der Schweizer Airline generell keine Zensur für Filme an Bord. «Wir schliessen einzig Filme mit Flugzeugabstürzen und extremer Gewalt sowie Erotikfilme aus.» In allen Reiseklassen, also egal ob First oder Economy Class, würden die gleichen Filme und Versionen gezeigt.
Eingekauft werden alle Filme von der Muttergesellschaft, der Lufthansa-Gruppe. «In letzter Instanz werden die Filme von einem internen Team bei uns von Hand ausgewählt», sagt Fuhlrott. Derzeit sind 350 Fernseh-Inhalte und 240 Filme im Programm – auch der blutrünstige Imker.