Der Ausbruch an der Tour de Suisse hat die Franzosen verschreckt: Neue Covid-Welle bedroht die Tour de France
Die neuste Ausgabe der Tour de France, die in nächste Woche in Dänemark beginnt, sollte für die Rückkehr zu einem normalen Leben stehen und ein einziges Sportfest werden. Die zwei letzten Ausgaben der Radrundfahrt hatten in einer «Blase» stattgefunden, mit streng abgeschotteten Teams und gedämpfter Stimmung.
Die vielen Covidfälle an der Tour de Suisse vorige Woche sorgen nun aber in Frankreich für «einen Hauch von Panik», wie das Fanportal Velo-Club schreibt. Die Rennorganisatoren haben Publikumstreffen mit den Profis bereits abgesagt. Viele Fahrer verzichten zudem auf den Start an nationalen Meisterschaften, während französische Medien wie Europe-1 vor dem «Covid-19-Gespenst» warnen.
Kommt das Maskenobligatorium schon früh wieder zurück?
Die Tour-Leitung wartet nun auf die Haltung der französischen Regierung. Sie dürfte schon bald neue Massnahmen bekanntgeben und nach den Parlamentswahlen auch nicht vor neuen Einschränkungen zurückschrecken. Die Rede ist von einem neuen Masken-Obligatorium im öffentlichen Verkehr – das erst vor einem Monat aufgehoben worden war. Viele Leute kommen ihm zuvor: In den Pariser Bahnen sieht man heute wieder eine zunehmenden Zahl von freiwilligen Maskenträgerinnen und -trägern.
In der Zwischenzeit steigen die Zahlen wieder «exponentiell», wie die Regionalzeitung La Dépêche schreibt. Laut Gesundheitsministerium kommt es in Frankreich täglich zu über 10’000 Ansteckungen durch die Omikron-Varianten BA.4 und vor allem BA.5. Und die Fälle nehmen täglich um 50 Prozent zu.
Die Zahl der Notfälle bleibt dagegen stabil auf weniger als tausend – ein Zeichen, dass die Symptome weniger schwer sind als bisher. Sie haben sich auch geändert und teils abgeschwächt: Weniger Gliederschmerzen und Atembeschwerden, dafür mehr Ermüdung, Fieber, Husten, Nasenlaufen und Kopfschmerzen.
«Fürchterliche Welle im Herbst», prophezeien die Warner
Die Experten staunen über die starke Zunahme, obwohl die meisten Franzosen geimpft sind oder einmal positiv waren. Der Infektionsforscher Benjamin Rossi ist zwar überzeugt: «Das Schlimmste liegt hinter uns.» Doch der bekannte Notfallarzt Patrick Pelloux prophezeit für den Herbst oder auch schon Ende Sommer eine «fürchterliche» Pandemie, falls nichts gegen die Ausbreitung unternommen werde. Die individuellen Folgen würden wohl weniger gravierend ausfallen, aber doch in eine breite Welle münden.
Ältere Menschen sind aufgefordert, nach der Booster-Impfung von Anfang Jahr einen vierten Pieks vorzunehmen. Bisher sind erst 29 Prozent der über 60-Jährigen dieser Aufforderung nachgekommen.
Dass die Lage auf der Kippe steht, zeigt auch das unentschiedene Statut der Pflegeangestellten, die jede Impfung verweigerten und bis heute vom medizinischen Diensten ausgeschlossen sind. Präsident Emmanuel Macron erklärte im Mai, er sehe keinen Grund, diese kleine Minderheit von 15’000 Bediensteten wieder mit Patienten in Verbindung zu bringen.