Eisenbahngeschichte: Wie es damals vom Bahnhof Bad Säckingen ohne Umsteigen in die weite Welt hinaus ging
Der Wunsch schwirrt schon lange in den Köpfen vieler Fricktalerinnen und Fricktaler:Die Rheintalbahn soll reaktiviert werden, um so eine direkte Verbindung zwischen Winterthur und Basel mit Zustiegsmöglichkeiten im Fricktal und im Zurzibiet zu haben.
Seit Jahren werden parlamentarische Vorstösse vorgenommen, bisher blieb es allerdings bei politischen Bemühungen. Im deutschen Grenzgebiet wiederum hat die Bahnanhängerschaft neuerdings Grund zum Jubeln: Mit dem Deutschland-Ticket preiswert wie noch nie kann eine Reise nach München (D) in Angriff genommen werden.
Wer von der Hochrheingegend nicht mit Bus oder Auto in die «Weltstadt mit Herz», wie sie liebevoll genannt wird, fahren will, kommt seit jeher mit der Bahn gut dorthin. Wer allerdings glaubt, dass früher alles nicht so komfortabel war, wird beim Rückblick in die 1980er-Jahre eines Besseren belehrt.
Zustieg war aus vielen Orten möglich
Tatsächlich gab es bis Ende der 1980er-Jahre einen durchgehenden Eilzug, der täglich von Freiburg (D) über Basel, Singen (D), Lindau (D), Kisslegg (D) und Memmingen (D) nach München fuhr. In Rheinfelden (D), Bad Säckingen (D), Waldshut (D), Tiengen (D) und Erzingen (D) konnte man zusteigen und kam nach wenigen Stunden, ohne umzusteigen, in München an. Weil beim Kopfbahnhof Lindau ein Lokwechsel anstand, hatte man dort noch sechzehn Minuten Zeit, sich die Füsse zu vertreten und einen Blick auf Leuchtturm und steinernen Löwen am nah gelegenen Hafen zu werfen. Bequemere oder gehbehinderte Personen blieben stattdessen im Zug sitzen und freuten sich, ihren Platz im Sechserabteil nicht wechseln zu müssen.
Doch diese Freude schlug mitunter in Unbehagen oder gar Ängste um. Beispielsweise als sich 1987 sechs Personen aus Bad Säckingen mit einem Gruppenticket im hinteren Teil des Zugs zu einer mehrtägigen Städtereise nach München aufmachten und fünf davon in Lindau ihr Abteil verliessen, wohlwissend eine Viertelstunde lang Bodenseeluft schnuppern zu können, um in letzter Minute wieder ihren Zug zu erwischen. Doch aufgrund des Lockwechsels stiegen sie im entgegengesetzten Teil des Zuges ein, um nach vorne zu gelangen, wo die der Verzweiflung nahe, sitzen gebliebene sechste Person wartete. Verzweifelt, weil sie keinen Einzelfahrschein besass, das gesamte Gepäck der anderen mitverwalten musste und sich ausmalte, stundenlang mutterseelenallein in München auszuharren.
Heute muss der Zug zweimal gewechselt werden
Nach dem Wiedersehen wenige Minuten nach der Abfahrt in Lindau löste sich die Anspannung zwar in Wohlgefallen auf. Dennoch war die sechste Person, die den Auftrag hatte, die Plätze freizuhalten, leicht erbost, weil sie annahm, man habe ihr einen Streich gespielt.
Einen solchen Schabernack könnte man heute auf einer Zugfahrt nach München nicht mehr aushecken, denn eine Direktverbindung vom Hochrhein nach München gibt es nicht mehr. In Friedrichshafen (D) und Lindau muss man den Zug wechseln, und wenn nichts Unvorhergesehenes dazwischenkommt, erreicht man auch die Anschlusszüge. Gleichwohl reist man mit dem Deutschland-Ticket unbekümmert in die bayerische Landeshaupt und wieder zurück, und dies sogar im Zweistundentakt.