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Homeoffice im Feuerwehrlokal? Politiker stellt Fragen zum Zustand der Feuerwehr
Auf den 1. April 2023 fusionierten die drei Feuerwehrkorps von Baden, Gebenstorf-Turgi und Birmenstorf-Mülligen. Damit wurde die Badener Stützpunktfeuerwehr zur grössten im Kanton Aargau. Sie deckt ein Gebiet mit rund 35’000 Einwohnerinnen und Einwohnern rund um das Gebenstorfer Horn ab.
Im Badener Einwohnerrat entpuppte sich dieFusion als Knacknuss.Erst im zweiten Anlauf stimmte das Stadtparlament damals der Vorlage zu. Nun kommt aus ebendiesem Einwohnerrat eine Anfrage an den Stadtrat. Mitte-Politiker Paul Koller will wissen: «Ist die Stützpunktfeuerwehr Baden fit für die Zukunft?»
Koller war selbst 18 Jahre Teil der Milizfeuerwehr
Vor einem Monat genehmigte der Einwohnerrat die Beschaffung von vier neuen Tanklöschfahrzeugen. Doch Koller fragt nicht nach Fahrzeugen oder dem Zustand der Feuerwehrmagazine. Ihm geht es um das Personal, um Besoldung und Tarife und die Einsatzgeschwindigkeit.
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Bild: zvg
Koller ist ein Kenner der Badener Feuerwehr. Er war bis Ende 2024 Teil der Miliztruppe, stand knapp 18 Jahre in ihrem Dienst und war zuletzt Chef der Führungsunterstützung. «Anzeichen für eine Fehlentwicklung gibt es nicht», sagt Koller zum Grund seiner Anfrage, «aber die Fusion war nur ein Zwischenschritt, die Feuerwehr soll auch in fünf oder zehn Jahren noch die benötigte Schlagkraft haben.»
Koller will beispielsweise wissen, wie sich der Mannschaftsbestand seit dem Zusammenschluss in den vier Standorten Baden-Dättwil, Gebenstorf, Ennetbaden und Birmenstorf entwickelt hat. Das neue Badener Korps startete im April 2023 mit 210 Feuerwehrleuten und rechnete mit rund 300 Einsätzen und 270 Übungen pro Jahr.
Sind Besoldung und Tarife noch zeitgemäss?
Koller weiss, dass es seit der Fusion Austritte gab. Ihn interessiert: Was waren die Austrittsgründe und wie sieht die Altersstruktur an den jeweiligen Standorten aus? Ein weiterer Punkt: Wie viele Angehörige der Feuerwehr leisten noch Dienst, obwohl sie aufgrund ihres Alters nicht mehr feuerwehrpflichtig wären.
Mit Blick in die Zukunft möchte der Co-Präsident der Mitte Baden in Erfahrung bringen: Was wird für die Rekrutierung neuer Feuerwehr-Angehöriger, insbesondere von jüngeren Mitgliedern, getan? Koller ist es auch ein Anliegen, dass genügend Spezialisten mit entsprechenden Kompetenzen vorhanden sind.
Er sagt: «Die Verordnung über die Besoldung der Dienstleistenden stammt aus dem Jahr 2018. Könnten mit einer erhöhten, attraktiveren Besoldung mehr Angehörige für den Feuerwehrdienst beziehungsweise die Übernahme von Spezialaufgaben gewonnen werden?»
Die Tarife für die Entschädigung von Einsatzkosten der Stützpunktfeuerwehr Baden stammen gar aus dem Jahre 2012. Hier will Koller wissen: «Entsprechen die verrechneten Entschädigungen für Einsätze noch den heutigen Kosten der Feuerwehr Baden?»
Kann Feuerwehr einen Coworking-Space anbieten?
Und der vielleicht wichtigste Aspekt im Falle eines Notfalls: Kann jeder Ort im Einsatzgebiet innerhalb der Soll-Zeit von zehn Minuten erreicht werden? Koller schreibt dazu in seiner Anfrage: «Wie wird die Tagesverfügbarkeit der jeweiligen Alarmierungsgruppen eingeschätzt?» Er liefert einen spannenden Ansatz: Homeoffice im Feuerwehrmagazin statt in den eigenen vier Wänden. Bei einem Alarm ginge so weniger Zeit verloren. «Könnte die Zurverfügungstellung von Coworking-Spaces zur Erhöhung der Tagesverfügbarkeit angeboten werden?»
Knapp zwei Jahre nach der Fusion gebe es nun sicherlich erste personelle und finanzielle Erkenntnisse sowie Einsatz-Erfahrungen, ist Koller überzeugt und betont: Er stelle in seinem Vorstoss Fragen, die die Feuerwehr umtreiben.