Statt einer internationalen Trainerkarriere gründeten die Bergers eine der grössten Tanzschulen der Schweiz – jetzt wird sie 40
Fröhliches Gelächter erklingt schon am frühen Morgen im Badener Tanzcentrum (BTC) an der Martinsbergstrasse. In einem der drei grossen Tanzsäle hat sich eine Mutter-Kind-Gruppe eingemietet, im anderen steht eine Golddance-Lektion für Menschen im Lebensherbst auf dem Programm, in dem die Grundschritte der bekanntesten Tänze auch solo erlernt werden können.
Es ist nur einer von rund 14 verschiedenen Kursen, die hier täglich stattfinden. Mit 800 bis 1000 Schülerinnen und Schülern pro Woche zählt das BTC zu den grössten Tanzschulen der Schweiz. Geleitet wird das Unternehmen heute von Gründerin Daniela Berger sowie Ebi Baldt und Mischa Schneeberger.
Daniela Berger trägt in der hiesigen Tanzszene einen grossen Namen. Mit ihrem Mann Viktor gewann sie zwölfmal die Schweizer Meisterschaften in lateinamerikanischen Tänzen. Das Paar belegte auch Spitzenränge an Weltmeisterschaften und schaffte es auf der Gesamtrangliste sogar bis auf den dritten Platz. Viktor und Daniela Berger trainierten über viele Jahre Tanzpaare für grosse Wettbewerbe, bis er vollumfänglich in seinen angestammten Beruf als Jurist zurückging und sie zum Mitglied des Badener Stadtrates gewählt wurde.
«Als wir aus Zeitgründen entscheiden mussten, ob wir eine internationale Trainerkarriere anstreben oder eine Tanzschule in unserer Heimatregion Baden eröffnen wollen, entschieden wir uns für Letzteres», sagt Daniela Berger. 1984 eröffnete das Ehepaar mit der Tanz- und Gymnastiklehrerin Ursula Dietrich, Ballettschulleiter Hans-Jürg Forrer und der inzwischen verstorbenen Tanzpädagogin Irene Rothenfluh an der Bruggerstrasse das Badener Tanzcentrum mit vorerst einem Saal, in dem heute noch Kurse stattfinden.
Nach einem Intermezzo an der Neuenhoferstrasse kamen 1991 wegen der stetig grösser werdenden Klientel die Räume an der Martinsbergstrasse dazu, wo heute neben Standard- und Latin-Tänzen unter vielem anderem auch Shuffle Dance, West Coast Swing oder Discofox unterrichtet wird.
Bis zur Gründung des BTC gab es für die heute 68-jährige Daniela Berger nichts anderes als Tanz. «Ich startete im Alter von 14 mit dem Turniersport und jobbte zwischendurch, um finanziell über die Runden zu kommen. Sechs Stunden Training pro Tag waren für mich normal», erinnert sie sich.
Der 54-jährige Ebi Baldt, der in den Neunzigerjahren auf Viktor Berger folgte, fing mit einem Tanzkurs an, weil das in seiner deutschen Heimat damals zum guten Ton gehörte. «Ich begann vor allem wegen des gesellschaftlichen Aspekts, daran Spass zu haben. In einem Tanzkurs lernt man viele neue Leute kennen», sagt er.
Der 52-jährige Mischa Schneeberger stiess als Letzter zum heutigen Leitungstrio. Er nahm mit seiner damaligen Ehefrau Nanette von 1989 bis 2004 erfolgreich an verschiedenen Latin-Turnieren im In- und Ausland teil. Alle drei unterrichten nach wie vor Tanzfreudige mit viel Herzblut. «In meinen Anfängen waren Gesellschaftstänze bei jungen Paaren noch sehr gefragt. Heute sind die Leute älter, wenn sie damit anfangen. Oder der Tanzsport fasziniert sie so sehr, dass sie regelmässig trainieren. 40 Prozent unserer Schülerinnen und Schüler weisen zurzeit Club-Niveau vor», bekundet Berger.
Inzwischen auch Tanzreisen im Angebot
Während sich Standard- und Lateintänze bis heute grosser Beliebtheit erfreuen, sind andere Stile wie Rock ’n’ Roll im Laufe der Jahre eher in den Hintergrund gerückt. Wenige Jahre stand Hip-Hop auf dem Kursprogramm und das BTC veranstaltet neben gesamtschweizerischen Latin- und Standardmeisterschaften auch nach wie vor die Hip-Hop- und Streetdance-Schweizer-Meisterschaften im Tägerhard Wettingen.
Als grosser Hit erweist sich bis heute der Boomtanz Salsa, der vor allem wegen des Kultfilms «Dirty Dancing» von Südamerika nach Europa überschwappte. Das BTC organisiert seit langem Tanzreisen nach Kuba und bietet auch andere Urlaubs-Workshops an. Weil eindeutig mehr Frauen tanzen als Männer und es oft an Tanzpartnern fehlt, stellt das BTC auf Wunsch auch Tanzpartner zur Verfügung. «Bis jetzt klappt das gut, weil sich oft Tänzer aus unseren Fortgeschrittenenkursen zur Verfügung stellen», meint Baldt.
In all den 40 Jahren konnte sich das BTC stabil halten. Der älteste Schüler zählt 92 Lenze und ist seit Anbeginn dabei. Einmal sei es aber doch ziemlich eng geworden: «Während der Coronapandemie hätten wir es ohne unsere Rücklagen und Unterstützungsleistungen nicht geschafft», gesteht Daniela Berger.
Gefeiert wird das 40-Jahr-Jubiläum am 23. November mit einem grossen Ball im Tägerhard Wettingen (ausverkauft). Nachmittags am selben Tag finden die Standard-Schweizer-Meisterschaften statt, die öffentlich zugänglich sind. Tickets gibt es an der Kasse vor Ort.