Von den Römern bis zum Fortyseven: Neues Buch zu den Ausgrabungen im Bäderquartier
Seit Jahrtausenden fördern heisse Quellen in Baden das mineralreichste Thermalwasser der Schweiz zutage. In den letzten 20 Jahren erfuhr das Bäderquartier eine umfassende Neugestaltung. So feierte im November 2021 die Wellnesstherme Fortyseven ihre Eröffnung.
Die Bauvorhaben im Bäderquartier machten archäologische Untersuchungen nötig. Die Auswertung zu diesen Untersuchungen ist weitgehend abgeschlossen, schreibt der Kanton in einer Mitteilung. Die wechselvolle Geschichte des bedeutenden Badeorts wird nun in einem neuen Buch ausführlich und mit attraktiver Bebilderung beschrieben.
Autorin ist die Archäologin Andrea Schaer.Sie hat die Untersuchungen von Beginn an geleitet, zuerst im Rahmen ihrer Anstellung bei der Kantonsarchäologie, danach im Auftragsverhältnis. Dazu ist der erste Band einer zweiteiligen Publikation erschienen. Das Buch stellt die historische und archäologische Quellenlage und die Geschichte der Erforschung der Heilbäder vor.
Der erste Band heisst «Ubi aqua – ibi bene. Die Bäder von Baden im Aargau im Licht der archäologischen Untersuchungen 2009–2022». Das 223-seitige Buch enthält einige Abbildungen, die zum ersten Mal in dieser Form publiziert werden.
Aufschwung und Niedergang: Wechselhafte Geschichte
Schon in der Römerzeit wurde Badens Thermalwasser für medizinische Anwendungen und zur Erholung genutzt. Die im nahen römischen Legionslager von Vindonissa stationierten Truppen erbauten im zweiten und dritten Jahrzehnt nach Christus die ersten Thermenanlagen. Diese wurden bis in die Spätantike benutzt und immer wieder um- und ausgebaut. Die Römer legten den Grundstein für die Badener Bädertradition.
Einzelne Becken der römischen Thermalbäder blieben bis ins 19. Jahrhundert in Benutzung, so das St. Verenabad und das Freibad auf dem zentralen Platz in den Bädern. Der Ausbau der Badeinfrastruktur bezeugt spätestens im 11. und 12. Jahrhundert einen florierenden Badebetrieb. Baden war das Idealbild des spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Heilbadeorts und der bedeutendste Badeort im deutschsprachigen Europa.
Im 16. Jahrhundert wandelte sich die Badekultur. Gemeinschaftlich genutzte Bäder und Schwefelquellen wie in Baden verloren an Bedeutung. Es folgte ein Bedeutungsverlust. Doch die Bädergeschichte ist wechselhaft. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts und zu Beginn des 19. Jahrhunderts erfreuten sich vor dem Hintergrund der modernen Medizin auch Badekuren wieder wachsender Beliebtheit. Wirtschaftlicher Aufbruch und Industrialisierung begünstigten die Entwicklung moderner Badeorte, die zu Keimzellen des Tourismus wurden.
In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erfolgte ein neuerlicher Niedergang. Mit den gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbrüchen der beiden Weltkriege und aufgrund medizinischer Fortschritte verloren Badekuren an Bedeutung. Damit begann ein langsamer Niedergang der Bäder bis zur Jahrtausendwende. Mit der Wellnesstherme Fortyseven besitzt Baden nun wieder einen Anziehungspunkt. Von dieser bewegten Geschichte erzählt nun der erste Band.
Die archäologischen Untersuchungen umfassten zwischen 2009 und 2012 mehrjährige Grabungen sowie weitere mehrmonatige Untersuchungen auf einer Gesamtfläche von über 5000 Quadratmetern. Im Rahmen einer zweiten Kampagne 2018 erfolgten Abbruchbegleitungen und zwei weitere halbjährige Grabungen.
Die Begleitung der Baumassnahmen für ein neues Thermalleitungssystem im Bereich des Kurplatzes 2020 bis 2021 bildeten den Abschluss der archäologischen Feldarbeiten. Die Auswertung der archäologischen Untersuchungen begann bereits 2014.
Der erste Band ist in der Reihe «Veröffentlichungen der Gesellschaft Pro Vindonissa» erschienen und als gedrucktes Buch beim Verlag Librum Publishers & Editors oder im Buchhandel erhältlich sowie kostenfrei im Open Access. Im geplanten zweiten Band erfolgt die Publikation der Ergebnisse der archäologischen Ausgrabungen.