Nachts plötzlich wärmster Ort der Deutschschweiz: Die erstaunliche Tropennacht auf den Lägern
Tropennacht in der Schweiz von Montag auf Dienstag: An einigen Orten in der Schweiz fiel die Temperatur nicht unter 20 Grad. Am wenigsten kalt war es in Vevey im Kanton Waadt, wo das Thermometer laut Wetterdienst Meteonews Schweiz nie weniger als 23,2 Grad anzeigte.
Auf den Plätzen zwei bis fünf folgen mit Lugano und Locarno zwei Tessiner und mit Le Bouveret und Evionnaz zwei Walliser Gemeinden.
Auf dem sechsten Platz folgt die erste Messstation in der Deutschschweiz: Die Lägern. 21,9 Grad betrug die tiefste gemessene Temperatur.
In der Region sind die Lägern, der zehn Kilometer lange sogenannte Höhenrücken zwischen Baden und Dielsdorf, vor allem als Ausflugsziel und Wanderweg bekannt. Der Blick vom Burghorn bietet eine wunderbare Sicht auf die Alpen. Aber dass es sich bei den Lägern um den Nacht-Wärme-Hotspot der Deutschschweiz handelt, ist überraschend. Warum war es Anfang Woche ausgerechnet hier so warm?
Daniel Murer vom Bundesamt für Meteorologie und Klimatologie erklärt: Grundsätzlich habe bei klaren Nächten die langwellige Ausstrahlung eine Abkühlung der bodennahen Luftschichten zur Folge. Die kälteste Luft sammle sich dabei am tiefsten Punkt der Topografie.
Das heisst, die Luft fliesse von den Hängen in die Muldenlagen, und die wärmere Luft – da weniger dicht und damit leichter – sammle sich über dieser kühleren Schicht an. Es entsteht eine sogenannte Inversion.
Deshalb blieb es in dieser Nacht auch in anderen erhöhten Lagen ähnlich warm, erklärt Murer, so auf den Stationen Rünenberg im Kanton Baselland (611 Meter über Meer) oder St. Gallen (776 Meter über Meer). Die Messstation Lägern der Meteo Schweiz steht in der Nähe des höchsten Punktes der Lägern auf 845 Metern über Meer. Die Temperatur werde allerdings auf 28 Meter über Stationshöhe gemessen, so Murer.
Warum ist die Lägern nachts, aber nicht tagsüber ein Wärme-Hotspot? Murer erklärt: «Am Tag erwärmt die Sonne den Erdboden, und dieser mit der langwelligen Strahlung die darüber liegende Luft.» Die Luft sei ein schlechter Wärmeleiter, weswegen diese Erwärmung mit der Höhe abnehme. Zudem nehme der Luftdruck mit der Höhe ebenfalls ab. Aufsteigende erwärmte Luft gelange in geringeren Luftdruck, dehne sich dabei aus und kühle deshalb ab. Deswegen nehme die Temperatur mit der Höhe tagsüber ab.
Erstaunlich: Schon im vergangenen Jahr sorgte eine Ostaargauer Region für einen Hitzerekord. 36,9 Grad wurden auf der AKW-Halbinsel Beznau in Döttingen Mitte Juni 2022 gemessen. Noch nie war es in der Schweiz in einem Juni an einem Ort so warm. Mit Leibstadt und Würenlingen zählten weitere Gemeinden des Unteren Aaretals zu den heissesten der Schweiz.
Die Erklärung eines Meteorologen: Das Untere Aaretal ist relativ schmal, eine Talsohle. In diesem Tal gibt es ein geringeres Luftvolumen als sonst wo im Flachland. Deshalb müsse hier weniger Luft aufgeheizt werden, was im Unteren Aaretal bei gewissen Wetterlagen schneller zu höheren Temperaturen führen könne