Sie sind hier: Home > Reiden > Badi Reiden: Nach Rekordumsatz soll Schadenersatzklage Geld in die Kasse spülen

Badi Reiden: Nach Rekordumsatz soll Schadenersatzklage Geld in die Kasse spülen

Der Verwaltungsrat der Badi Reiden tritt nicht mehr zur Wiederwahl an. Der dreiköpfige Verwaltungsrat hat in den vergangenen zwei Jahren die Badeanstalt auf Vordermann gebracht. Nun will er bei der AK Bautreuhand AG einen Schadenersatz von 2,5 Millionen eintreiben.

«Unsere Prognosen haben sich bestätigt», sagt Krystian Lasek, Verwaltungsratspräsident der Badi Reiden am Freitag von den Medien. «Wir konnten 2022 trotz zweier Covid-Monate einen Rekordumsatz erzielen.» Insgesamt resultierte ein positives Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen von 14’000 Franken (siehe Kasten). Das heisst, die Badi verdient operativ Geld und hat mehr als genug in der Kasse, um ihre laufenden Ausgaben zu bestreiten.

«Eigentlich wären wir nahe dran an einer schwarzen Null», sagte Lasek. Dass der Jahresverlust trotzdem 266’000 Franken beträgt, hat mit der Kostenüberschreitung der ersten Sanierungsetappe zu tun. Und mit 180’000 Franken an einmaligen Kosten, die für Mangelrügen aufgewendet wurden, um die Finanzplanung für die kommenden 25 Jahre auf eine solide Basis zu stellen.

Das Problem mit der Kostenüberschreitung bewirkt, dass hohe Abschreibungen nötig sind und ein Verlust entsteht, der das Eigenkapital aufzehrt. Der Verwaltungsrat der Badi Reiden hat zwei Wirtschaftsprüfungsfirmen damit beauftragt, abzuklären, wie lange das Kapital unter diesen Umständen noch reicht, bis die Badi buchhalterisch überschuldet ist und Konkurs anmelden müsste. Erkenntnis: bei Abschreibungen über 20 Jahren wäre eine Finanzspritze nicht vor 2025 nötig. Bei einer Abschreibungsfrist von 25 Jahren würde das Kapital noch bis 2035 reichen.

Schadenersatz würde Badi-Finanzen retten

Der Verwaltungsrat versucht nun, die finanzielle Basis der Badi grundlegend zu verbessern. Er macht bei der AK Bautreuhand AG aus Luzern nun Schadenersatzforderungen in der Höhe von 2,5 Millionen Franken geltend. Die AK Bautreuhand hatte die Bauleitung bei der Sanierung des Hallenbads inne und wird nun dafür verantwortlich gemacht, dass damals drauflos gebaut wurde, als gäbe es kein Morgen.

Gewinnt die Badi vor Gericht – oder einigt sie sich in letzter Minute aussergerichtlich mit der AK Bautreuhand – könnte mit den 2,5 Millionen Franken, zum einen die Sanierung des Freibads bezahlt werden. Diese soll noch eine Million Franken kosten, nachdem der Verwaltungsrat die Pläne für die zweite Etappe des Badi-Sanierungsprojekt um 700’000 Franken zusammengestrichen hat.

Mit dem restlichen Geld kann man das Eigenkapital aufstocken – oder den Abschreibungsbedarf senken, was den gleichen Effekt hätte. Und wohl bewirken könnte, dass die Badi Reiden bei guter Führung länger ohne weitere Geldspritze der öffentlichen Hand auskäme und das Erzielen einer schwarzen Null im Jahresergebnis denkbar würde.

Mängelrügen sind 80 Seiten lang

Die Mängelrügen fanden in einem Kompendium von 80 Seiten Platz und wurden der AK Bautreuhand bereits im vergangenen Mai übermittelt. Deren Anwalt erbat sich eine Frist bis Ende August, um die Unterlagen zu beurteilten, dann um eine Fristverlängerung bis Ende Dezember 2022. Bis heute hat der Anwalt der AK Bautreuhand keine Stellung genommen. «Wir hatten im Interesse der Badi sehr lange Geduld», sagte Lasek.

Man habe auf eine aussergerichtliche Einigung, im vertraglich vereinbarten Schlichtungsverfahren gehofft und daher auch den Namen der Firma nicht öffentlich genannt, um ihr einen Reputationsschaden zu ersparen. Nun aber hat die Badi Reiden der AK Bautreuhand eine allerletzte Frist bis Ende März gesetzt – sonst wird geklagt. «Dazu haben wir auch den ausdrücklichen Auftrag der Eigentümerin, der Gemeinde Reiden, erhalten», sagte Verwaltungsrat Stephan Michel. Die Gemeinde habe der Badi auch ihren Anwalt zur Verfügung gestellt.

Neu: Stellungnahmen der AK Bautreuhand zu Aussagen des Verwaltungsrats

Urs Spichtig, Geschäftsführer der AK Beutreuhand aus Kriens, hat dem Zofinger Tagblatt nach der Publikation des Artikels über die Medienorientierung eine Stellungnahme zukommen lassen. An den Aussagen des VR der Badi Reiden störten ihn folgende Punkte, schreibt Spichtig:  «Die AK Bautreuhand AG war als Bauherrenvertreterin tätig und nicht als Bauleitung. Der Anwalt der Badi Reiden AG und unser Anwalt haben sich jeweils einvernehmlich über die Fristerstreckungen verständig. Eine sorgfältige Auseinandersetzung mit der 80-seitigen Schadenersatzforderung benötigt entsprechend Zeit. Schliesslich wollen wir unmissverständlich darlegen, warum die Sicht des VR der Badi Reiden AG nicht stichhaltig ist. Über die Gründe, warum der VR jetzt, kurz vor der Abgabe unserer Stellungnahme unseren Namen und den Inhalt der Schadenersatzforderung publik macht, kann ich nur spekulieren. Bislang haben sich die Anwälte darauf geeinigt, dass nichts zum Inhalt der Schadenersatzforderung an die Öffentlichkeit tritt, bevor wir uns zu den Forderungen äussern konnten. Das Vorpreschen des VR der Badi Reiden AG zeugt weder von Fairness noch von gutem Stil. Die Aussage, die AK Bautreuhand habe damals drauf los gebaut, als gäbe es kein morgen, entbehrt jeglicher Grundlage. Sowohl der damalige VR wie auch der Gemeinderat waren über den Zusatzaufwand der Sanierungsmassnahmen bestens im Bild. Die Zusatzleistungen wurden dementsprechend auch vom damaligen VR freigegeben.» (zt)

Krystian Lasek rekapitulierte darauf die Situation der Badi, die in den vergangenen beiden Jahren vom neuen Verwaltungsrat auf Vordermann gebracht wurde und nun über eine Geschäftsleitung verfügt, die über die nötigen Instrumente für eine stabile Betriebsführung verfügt – ein funktionierendes Risikomanagement, Reglemente, Dokumentationen, Konzepte und ein regelmässiges Reporting. Im Finanzplan seien nun tatsächliche und vergessene Kosten berücksichtigt, wie etwa die Mehrwertsteuerabgaben, die bisher nicht miteinberechnet wurden. Ausserdem könne die Badi mit dem verdienten Geld Kredite von 170’000 Franken zurückzahlen.

«Ich glaube, die Badi Reiden befindet sich in einem guten Zustand», sagte Lasek, der an der kommenden Generalversammlung vom 16. Juni den Stab weiterreichen wird. Denn der gesamte, für zwei Jahre gewählte Verwaltungsrat – Krystian Lasek, Vera Schwizer und Stephan Michel – stellt sich nicht zur Wiederwahl (siehe Kasten). «Die Liebe zur Badi und den Leuten bleibt», sagte Lasek. «Und am Muttertagsbrunch werde ich Stammgast bleiben.» Dieser findet am 14. Mai statt, einen Tag zuvor wird das Freibad eröffnet. Am 13. Mai ist ein Eröffnungsfest mit Attraktionen geplant, am ganzen Wochenende ist der Eintritt in die Badi Reiden gratis.

Die drei Verwaltungsräte wollen sich nicht länger verleumden lassen

«Hauptsächlich liegt es an der zeitlichen Belastung», sagte Verwaltungsrat Stephan Michel auf die Frage, warum er sich im Juni nicht zur Wiederwahl stelle. Als er vor zwei Jahren für den Posten angefragt worden sei, habe er an einige wenige Sitzungen pro Jahr gedacht. Nun aber sei sehr viel operative Arbeit angefallen. Auch Vera Schwizer, die gleichzeitig parteilose Finanzvorsteherin von Reiden ist, machte «hauptsächlich» zeitliche Gründe geltend.

Verwaltungsratspräsident Krystian Lasek indes sagte: «Der Umgang mit meiner Person hat mich gestört.» Er könne es nicht hinnehmen, dass an der Gemeindeversammlung gesagt wurde, der Verwaltungsrat der Badi bediene sich. «Ich war 71 Mal wegen der Badi hier», sagte Lasek.

Die Stundenansätze von 80 Franken, welche der Verwaltungsrat für das Erarbeiten von Betriebsgrundlagen und für die verbleibende Bauleitung verrechnet hat, lägen massiv unter den Honoraren, die sie in der Privatwirtschaft verdienen könnten, sagte Michel. Für Lasek, der Finanzchef eines Unternehmens ist, das Geldmittel für Startups beschafft, seien solche Aussagen «rufschädigend». Und wenn Vera Schwizer durch Markus Schwander von der IG Reiden an der Gemeindeversammlung als «Geiss» bezeichnet werde, «ist dies beleidigend», so Stephan Michel. «So etwas ist für mich ein absolutes No-Go!».

Es fehle die Wertschätzung für die geleistete Arbeit, so Michel, vielleicht habe er die negative Energie als Auswärtiger auch unterschätzt. «Ich kenne Reiden zwar gut», sagte Vera Schwizer, «aber unter diesen Umständen mache ich mit meiner Zeit auch lieber etwas anderes.»

Stephan Michel sagte aber auch, die vergangenen zwei Jahre seien «eine tolle Zeit gewesen». Es habe Spass gemacht die Badi zu entwickeln und die Zusammenarbeit mit dem Team und dem Gemeinderat sei jederzeit gut gewesen.

Gemeinderat bedauert Entscheid und dankt für Einsatz

Der Gemeinderat wurde am 6. März mündlich unterrichtet, dass der Verwaltungsrat der Badi Reiden AG sich nicht weiter zur Verfügung stellen wird. «Wir werden nun eine Lösung finden müssen», sagte der parteilose Gemeindepräsident Josua Müller. Dabei werde man auch grundsätzliche Fragen diskutieren, etwa wie der Verwaltungsrat zusammengesetzt sein sollte und ob die Gemeinde als Eigentümerin der AG darin vertreten sein sollte.

In einer Mitteilung bedauert der Gesamtgemeinderat von Reiden die Entscheidung der Verwaltungsräte und bedankt sich für die geleisteten Dienste. Unter dem Präsidium von Lasek sei das Angebot mit grossem Engagement weiterentwickelt worden, die Mängel aufgearbeitet und die finanzielle Stabilisierung vorangetrieben worden. (mam)

Kleine Badi macht grossen Umsatz und verfügt über genügend flüssige Mittel

Der Umsatz der Badi Reiden stieg von 1’118’594 Franken im Jahr 2021 auf 1’486’457 Franken im Jahr 2022 – dies bei zusätzlichen Kosten von rund 180‘000 Franken. Das Betriebsergebnis vor Steuern und Abschreibungen war positiv und lag bei 14‘000 Franken, was die Liquidität weiter verbesserte. Im Budget 2023 ist eine zusätzliche Steigerung des Umsatzes auf 1‘589‘500 Franken vorgesehen. Damit würde die Badi Reiden einen Kostendeckungsbeitrag von 85 Prozent erreichen. Eine Studie der Hochschule Luzern aus dem Jahr 2013 zeigte, dass Hallen- und Freibäder kombiniert einen selbst erwirtschafteten Kostendeckungsgrad zwischen 50 bis maximal 80 Prozent erreichen können. 2022 lag die selbst erwirtschaftete Kostendeckung der Badi Reiden bei 72 Prozent. (mam)

Badis von Reiden und Zofingen planen gemeinsames Abo

Die Badi Reiden plant, zusammen mit dem Schwimmbad Zofingen, ein gemeinsames Abonnement anzubieten, wie der Geschäftsführer der Badi Reiden, Michael Clarke, sagte. Dies für Kunden, die im Sommer das Freibad in Zofingen besuchen, im Winter aber ins Hallenbad nach Reiden schwimmen kommen. Ausserdem hat die Badi Reiden in den vergangene Jahren verschiedene Gemeinden fürs Schulschwimmen gewinnen können – zuletzt Strengelbach. Diese Anstrengungen werden fortgesetzt. Grosse Hoffnung setzt die Badi Reiden auch in eine Zusammenarbeit mit Swimsports. So könnte sie zum regionalen Hub für Schwimmlehrerausbbildungen werden, ein entsprechendes Pilotprojekt steht. (mam)

Schreiben Sie einen Kommentar