Bärchen, Esel oder Dinos – sie häkelt fast jeden Plüschtier-Traum
Liebevoll hält Denise Dätwyler (48) einen kleinen, braunen, gehäkelten Bären in ihren Händen: «Mein erstes selbst gemachtes Amigurumi – damit hat alles begonnen.» Amigurumi kommt aus dem Japanischen und bezeichnet eine spezielle Art des Häkelns, bei der in Spiralrunden gehäkelt wird. Damit ist vieles möglich: Tiere, Puppen und jegliche Alltagsgegenstände. In der Regel sind Amigurumis zwischen 10 und 15 Zentimeter gross. Sie werden nicht an einem Stück gehäkelt. Die Einzelteile wie Kopf, Beine und Arme werden mit Füllwatte gestopft und dann zusammengenäht oder reingehäkelt. Es war während der zweiten Coronawelle im Dezember 2020, als Dätwyler auf der Suche nach einem neuen Hobby die japanische Strick- und Häkelkunst online entdeckte: «Ich habe mir ein paar Youtube-Videos angeschaut und war begeistert.» Daraufhin brachte sie es sich selbst bei.
Gehäkelt wird nach Anleitung, ähnlich wie bei einem Schnittmuster. Dabei wird eingangs aufgelistet, welche Maschenarten man für das Amigurumi kennen muss, danach wird der Aufbau Schritt für Schritt erklärt. Die Anleitungen kann man im Internet kaufen oder gratis runterladen. «Die Häkeltechnik ist die gleiche wie jene, die man in der Schule lernt», erklärt die 48-Jährige. Anfangs habe sie rund zehn Stunden für ein Häkeltierli gebraucht, erzählt Dätwyler mit einem Lachen: «Heute brauche ich zwischen vier und sechs Stunden, je nach Schwierigkeitsgrad.»
Das Häkeln hat auch Suchtpotenzial
«Als ich den Dreh raushatte, wurde es fast zur Sucht», so die Staffelbacherin. Nach ein paar Monaten ermutigten sie ein paar Freundinnen, die Amigurumis zu verkaufen. Anfangs bot Denise Dätwyler ihre Häkeltiere auf Facebook an. Seit diesem Sommer hat die Mutter von zwei erwachsenen Kindern eine Website. Sie stellt ausschliesslich Tiere her und verwendet dafür Chenille-Garn: «So werden sie schön flauschig.» Ihre Häkeltiere sind rund 30 Zentimeter gross und kosten ungefähr 60 Franken. Dätwyler präsentiert eine kleine Auswahl ihrer Amigurumis: «Ich häkle alle möglichen Tiere – vom Müsli bis hin zum Leu und auch Dinosaurier.» Letztes Jahr häkelte sie zu Halloween Fledermäuse: «Die waren ein Hit.» Ausserdem nimmt sie auch Aufträge an. Dabei kann ihre Kundschaft sowohl die Tierart als auch die Farben wählen. «Oft häkle ich noch ein Lätzli für die Tiere und schreibe den Namen des Kindes darauf.» Gemäss der Suhrentalerin sei Häkeln eine wunderbare Art, ihre kreative Seite auszuleben. Meistens treffe man sie abends vor dem Fernseher mit Häkelnadel und einem Knäuel Garn an, scherzt sie. Daneben arbeitet sie 40 Prozent im Büro einer Autogarage. Im Durchschnitt kommen ein bis zwei Aufträge in der Woche rein. «Ich bin sehr zufrieden, wie es im Moment läuft», freut sich Dätwyler. Die ersten Kundinnen haben auch schon gefragt, ob sie Häkelkurse anbiete, erzählt sie. Das könne sie sich aber nicht vorstellen.
Stattdessen hat Dätwyler damit begonnen, eigene Anleitungen zu schreiben: «Zwei habe ich bereits fertiggestellt, eine für ein Schaf und eine zweite für einen Esel.» Die Anleitung für das Schaf kann man auf dem Online-Marktplatz Etsy kaufen. Die Esel-Anleitung soll auch bald aufgeschaltet werden: «Ich suche noch einen Namen für den Esel. Auf meiner Website kann man mir einen Namensvorschlag zusenden.» Der Teilnehmende mit dem besten Namen bekommt den Esel geschenkt. Dätwyler schaut runter auf ihren Bären, der auf ihrem Schoss sitzt: «Dieser hier ist aber unverkäuflich.»