Riesiger Markt: Stadler will seinen Batteriezug auch in den USA lancieren
Vom Flirt Akku hat der Ostschweizer Schienenfahrzeugbauer Stadler bereits 113 Stück verkauft. So in die deutschen Bundesländer Schleswig-Holstein (55 Züge), Rheinland-Pfalz (44 Züge) und Mecklenburg-Vorpommern (14 Züge), wo die batteriebetriebenen, einstöckigen Triebzüge Dieselflotten ersetzen, die auf nicht oder nur teilweise elektrifizierten Regionalverkehrsstrecken fahren.
Nun will Stadler mit seinen Batteriezügen auch in den USA Fuss fassen. Dazu hat das Unternehmen mit der Utah State University (USU) und dem Aspire Engineering Research Center im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft einen Vertrag unterzeichnet. Dessen Inhalt: Entwicklung, Bau und Erprobung eines batteriebetriebenen zweiteiligen Personenzugs, der auf den amerikanischen Markt zugeschnitten ist.
Anpassung an US-Infrastruktur und -Vorschriften
Wie Stadler schreibt, erfordert das Projekt «umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, um das Fahrzeug an die amerikanische Infrastruktur und die nationalen Vorschriften anzupassen». Während sich Stadler auf die Konstruktion und Produktion des Zugs konzentriert, arbeitet Aspire an der Entwicklung der streckenseitigen Ladeinfrastruktur für das Fahrzeug. Anschliessend sollen ausführliche Testfahrten Erkenntnisse liefern für die Dekarbonisierung des amerikanischen Personenverkehrs durch den Einsatz von Batteriezügen.
Das Projekt werde Arbeitsplätze in der Konstruktion und Fertigung in den Staat Utah bringen, in dessen Hauptstadt Salt Lake City Stadler ein Werk unterhält. Die Batteriezüge sollen die Luftqualität verbessern und die Betriebskosten senken. Sie sollen den Weg ebnen zu elektrifizierten Nahverkehrs- und Stadtbahnsystemen entlang der Wasatch Front. Dabei handelt es sich um einen Landstreifen, der sich über 130 Kilometer von Ogden im Norden über Salt Lake City bis nach Provo im Süden erstreckt. In diesem Siedlungsgebiet leben über 80 Prozent der 3,4 Millionen Einwohner Utahs.
Mit Wasserstoff ist Stadler in den USA schon weiter
Stadler hat in den USA bereits einen Flirt-Triebzug mit Wasserstoffantrieb verkauft. Dieser ist für die San Bernardino County Transportation Authority in Kalifornien entwickelt worden. Der Zug wird seit Dezember 2022 bis Mai 2023 auf der stillgelegten Bahnlinie zwischen Etzwilen im Thurgau und Singen in Süddeutschland getestet. Die Ladestation steht beim alten Bahnhof Hemishofen SH, über Nacht wird der Zug im Bahnhof von Ramsen SH stationiert.
Im September 2022 hat Stadler zudem eine Absichtserklärung für Design und Lieferung von weiteren vier Wasserstoffzügen nach Kalifornien unterzeichnet. Der künftige Vertrag, den man aufgrund dieser Absichtserklärung abschliessen will, soll ausserdem eine Option auf bis zu 25 weitere Fahrzeuge enthalten. In den USA gibt es im öffentlichen Schienenverkehr nur wenige elektrifizierte Strecken mit Oberleitung.