Königlicher Kindergarten: Real fordert Respekt und zeigt selber keinen
Real Madrid ist der grösste Klub der Welt. Auf der Forbes-Rangliste der wertvollsten Fussballmarken besetzen die «Königlichen» seit einigen Jahren den Thron. Auf dem Rasen macht ihnen – abgesehen vom krachenden 0:4 am Wochenende gegen Barcelona – sowieso niemand was vor: Fünf der letzten neun Champions-League-Titel gingen in die spanische Hauptstadt, mit 31 Uefa- und Fifa-Titeln gilt Real Madrid als erfolgreichster Klub der Welt.
Wer so oft gewinnt, scheint das Verlieren zu verlernen. In Madrid haben sie vergessen, dass es auch ausserhalb des «Estadio Bernabeu» gute Fussballer gibt. Sehr gute sogar. Solche, die mit Manchester City vier Mal in Folge die beste Liga der Welt, die Premier League, gewonnen haben. 2023 die Champions League. Und diesen Sommer mit Spanien die Europameisterschaft. Rodri heisst der geniale Mittelfeldstratege, der seinen Klub und sein Land besser macht. Und der – ganz nebenbei – nach dem Rücktritt von Toni Kroos auch dem Mittelfeld von Real Madrid guttun würde.
Rodri hat den «Ballon d’Or», die Auszeichnung zum den besten Spieler der Saison 2023/24, verdient. Ohne Wenn und Aber gilt das auch für Vinicius Junior, den brillanten brasilianischen Flügelstürmer, ohne den Real Madrid letzte Saison den Champions-League-Pokal und die spanische Meistertrophäe vielleicht nicht gewonnen hätte.
Wie auf dem Rasen: Den Ballon d’Or gewinnen kann nur einer. Soweit haben das auch die Madrilenen begriffen. Dass dieser «Eine» vielleicht kein Real-Spieler ist, kommt indes nicht in Frage. Wenn nicht Vinicius Junior, dann wenigstens Dani Carvajal, der Rechtsverteidiger in ihren Reihen:
«Wenn die Kriterien für die Preisverleihung Vinícius nicht zum Sieger erklären, sollten die gleichen Kriterien Carvajal zum Sieger erklären. Da dies nicht der Fall war, ist es offensichtlich, dass der Ballon d‘Or und die Uefa Real Madrid nicht respektieren. Und Real Madrid ist nicht dort, wo sie nicht respektiert werden.»
So begründet Madrid das Fernbleiben von der Gala in Paris. Ja, richtig gelesen: Weil im Vorfeld durchsickerte, dass kein Real-Profi, sondern Rodri die Wahl gewonnen hat, blieben alle Vertreter von Real in Madrid. Dabei stand der Privatjet für die 50-köpfige Delegation schon bereit. Gemäss spanischen Medien Initiant des Boykotts: Präsident Florentino Perez.
Wer so oft gewinnt, scheint das Verlieren zu verlernen. Und auch den Anstand. Respekt fordern und selber keinen zeigen: Das ist königlicher Kindergarten. Apropos Kinder: Die soll man lassen, wenn sie «töipelen» – die beruhigen sich dann schon wieder.