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Rettung wie im Hollywood-Film: Die Grasshoppers bleiben in der Super League

Ein Tor in der Nachspielzeit sichert GC den 2:1-Sieg und den Klassenerhalt im Barrage-Rückspiel gegen Thun. Es ist ein filmreifes Ende für Trainer Marco Schällibaum und einen viel gescholtenen Stürmer.

Marco Schällibaum hatte sich ein Happy End gewünscht. «Wie man das aus Hollywood-Filmen kennt», sagte der Trainer des Grasshopper Club Zürich.

Damit lieferte der 62-Jährige die sinnige Metapher, wird GC schliesslich seit Jahresbeginn von Los Angeles aus geführt – ­jener Stadt also, woher die schönsten und aufwendigsten Filmproduktionen herkommen. Schauplatz des von Schällibaum ersehnten glücklichen Endes war dieses Mal aber nicht die amerikanische Westküste. Sondern das Berner Oberland.

Und wie so viele sehenswerte Filme hatte auch dieser Abend einen unerwarteten Helden zu bieten. Asumah Abubakar hiess er. Jener Stürmer, der es seit seiner Verpflichtung Anfang Jahr zu einem mickrigen Tor gebracht hatte. Und nun in der Nachspielzeit dieses Barrage-Rückspiels eben doch an der richtigen Stelle verharrte und den von Teamkollege Kristers Tobers vor das Tor gebrachten Ball über die Linie stocherte. Mit dem 2:1-Siegtor sicherte Abubakar seinem Team den Klassenerhalt in sprichwörtlich letzter Minute. Wenn das mal nicht hollywood-reif ist.

Trainer Schällibaum hat GC stabilisiert

Etwas nüchterner betrachtet hat GC das Unheil gerade noch so abgewendet. Der zweite Abstieg innert fünf Jahren, das wäre die Kulmination eines unvergleichlichen Niedergangs geworden. Zwischenzeitlich war der Rekordmeister in dieser Saison zu einem Zwerg verkümmert. Nach einem Derbysieg zu Beginn des Jahres ging hernach wochenlang nichts mehr. GC schoss kaum noch Tore, gewann nicht mehr. Und nach einer Serie von sieben sieglosen Spielen übernahm im April Schällibaum für den glücklosen Bruno Berner. Unter dem routinierten Trainer stabilisierte sich die Mannschaft, zeigte meist solide Hausmannskost. Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

Und am Freitagabend erwies sich, wie widerstandsfähig die Spieler der Grasshoppers doch auch geworden sind. Nach dem 1:1 im Barrage-Hinspiel waren sie zum Underdog stilisiert worden, gleichwohl setzten sie den ersten Schlag, im Stile Rocky Balboas. Giotto Morandi traf früh und kunstvoll (3.). Doch noch vor der Pause folgte die Antwort der Thuner, die in dieser Saison zu Hause noch gar nicht verloren hatten und heuer in der erstmals ausverkauften Stockhorn Arena auf den Ausgleich drängten. Mittelfeldspieler Leonardo Bertone besass mehrere hochkarätige Möglichkeiten, das 1:1 bewerkstelligte schliesslich Koro Koné kurz vor dem Halbzeitpfiff mittels Foulpenalty.

Thun kam durch Koro Koné noch vor der Pause zum Augleich.
Bild: Claudio De Capitani / Freshfocus

Danach wurde es ein Spiel, das – wie es im Jargon heisst – primär von der Spannung lebte. Kein Team traute sich so recht, volles Risiko zu gehen. Zu viel stand es zu verlieren. GC war insgesamt reifer und zeigte den strukturierteren Fussball, die Thuner jedoch blieben durch eine anarchische, überraschende Note stets gefährlich. Und als sich die Angelegenheit in einer Verlängerung zu ergehen drohte, sicherte sich der Gast einen letzten Corner. An dessen Ende Abubakar goldrichtig stand.

Schällibaum jubelt zum zweiten Mal in einem Jahr

Neben dem Angreifer wird auch Trainer Schällibaum als einer der Helden dieser Barrage in Erinnerung bleiben. Ob es für ihn eine Zukunft im Klub gibt, ist offen. Die Bilder dieses Abends aber werden bleiben, wie Schällibaum mit vom Regen durchtränkten Haar nach Spielschluss vor die Fankurve gezerrt und hochgelebt wurde.

Die GC-Spieler zerren Schällibaum vor die Fankurve.
Bild: Urs Lindt / Freshfocus

Es sind Szenen, wie sie an den Mai aus dem Vorjahr erinnerten. Damals war es noch Bier oder wahlweise Champagner gewesen, das vom graumelierten Schopf des Zürchers getropft hatte. Es war eine Insignie des ausgelassenen Jubels gewesen, weil Schällibaum mit Yverdon den Aufstieg in die Super League perfekt gemacht hatte. Nun gab es erneut etwas zu feiern. Ein Happy End.

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